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Aus den roten Rosen wird am Ende ein kühles Blau

Farben aus Pflanzenblüten herzustellen ist ein aufwendiger Prozess. Mit Kulturvermittlerin Danièle Perrin konnte man an einem Workshop im Freulerpalast experimentieren und malen.

Südostschweiz
16.09.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Aus Blüten werden Farben: Kunstvermittlerin Danièle Perrin zeigt, wie man mit Blüten aus dem Freulergarten Farben herstellen kann.
Aus Blüten werden Farben: Kunstvermittlerin Danièle Perrin zeigt, wie man mit Blüten aus dem Freulergarten Farben herstellen kann.
ALEXANDRA BÄRTSCH

von Alexandra Bärtsch

Neben dem gelben Sonnenhut und einigen Rosen wächst im Garten des Freulerpalastes in Näfels vor allem Buchs. Der Ziergarten ist ganz nach barockem Vorbild angelegt. Trotzdem hat es sich die Kulturvermittlerin Danièle Perrin zur Aufgabe gemacht, aus den wenigen Blüten natürliche Farbstoffe herzustellen. Während mehreren Wochen hat sie zuhause in ihrer Küche experimentiert und an Farbpigmenten getüftelt. «Ich habe in dieser Zeit unheimlich viel gelernt», sagt Perrin. Das neue Wissen hat sie am Sonntag während Workshops im Freulerpalast weitergegeben.

Egal, ob am Schluss eine Wassermalfarbe oder eine deckende Gouache das Ziel sein soll, die Herstellung jeder Farbe beginnt mit einer unglaublichen Menge an Blütenblättern. Aus einem Kilogramm Geranien erhält man am Schluss wenige Milliliter Farbe. «Besonders geeignet sind der gelbe Sonnenhut, Geranien- oder Malvenblüten. Rosen duften zwar wunderbar, aber pflanzliche Farben sind daraus schwer herzustellen», so Perrin. Eine besondere Herausforderung sind grüne Farbstoffe. Sie lassen sich nur schwer aus den Blättern herauslösen.

Die Säfte verderben rasch

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Pflanzensäften, die man wie Aquarellfarben verwendet, und Pflanzenpigmenten, die man für deckende Farben benötigt. Für die Pflanzensäfte muss man die Blütenblätter zuerst auskochen, um dann anschliessend mithilfe von Aluminiumsalz, sogenanntem Alaun, den Farbstoff aus den Pflanzen lösen. Das Problem: Die Säfte verderben rasch und setzen Schimmel an. Um dem vorzubeugen gibt Danièle Perrin jeweils noch einige Tropfen Lavendelöl dazu.

Deutlich aufwendiger ist es, die Pigmente zu produzieren. Dazu erhitzt man den hoch konzentrierten Farbsaft und rührt ein sogenanntes Substrat, meistens Kreidepulver, ein. Das Überraschende: Der bis dahin intensiv gefärbte Pflanzensaft schäumt auf und verändert seine Farbe. Egal ob aus gelbem oder violettem Saft, die bei Danièle Perrin neu entstandene Farbe war überall ein helles Grau mit nur schwer zu erkennenden Nuancen.

«Nach mehreren Versuchen mit den verschiedensten Pflanzen musste ich einsehen, dass ich keine strahlenden Farbpigmente herstellen konnte», erzählt Perrin. Inzwischen weiss sie, dass man nur aus Mineralien kräftige Farben erhält.

Im Freulerpalast konnte man die verschiedenen Farben direkt ausprobieren. Das Erstaunliche war, dass genau wie die mit Bindemittel vermischten Farbpigmente auch der intensiv pink leuchtende Geraniensaft auf dem Papier nur noch durchsichtig schimmerte.

Schliesslich war es die einfachste Methode, die es den Teilnehmern ermöglichte, ihren Malkünsten doch noch freien Lauf zu lassen. Die frisch gepflückten Blütenblätter in einem Mörser mit Alaun zerquetscht, brachten leuchtende Farben auf das Papier. Sogar aus den roten Rosen im Freulergarten liess sich ein kühles Blau herauszaubern.

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