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Papst sucht Personal

Laut Beny Messmer, Leiter der Glarner Rekrutierungsstelle für die Schweizergarde, soll diese um 25 Männer aufgestockt werden. Doch das ist gar nicht so einfach.

Südostschweiz
26.07.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Die Schweizergarde ist das letzte bewaffnete päpstliche Militärkorps. Sie sichert den apostolischen Palast, die Zugänge zur Vatikanstadt und ist für die persönliche Sicherheit des Papstes verantwortlich. Nun häufen sich Spekulationen, wonach die Schweizergarde Rekrutierungsprobleme habe. Dazu nimmt der einstige Schweizergardist Beny Messmer Stellung. Er leitet heute die Informations- und Rekrutierungsstelle der Garde in Glarus.

Beny Messmer, in letzter Zeit hört man vermehrt, dass die Schweizergarde Probleme bei der Rekrutierung künftiger Gardisten habe. Sind das nur Gerüchte?

Benny Messmer: Die Herausforderung, den quantitativen und qualitativen Personalbestand der päpstlichen Schweizergarde sicherzustellen, ist in letzter Zeit sicher anspruchsvoller geworden. Die Gründe dafür sind vielfältig und von verschiedenen Faktoren abhängig. Wir rekrutieren unsere Gardisten im Schweizer Markt und stehen somit mit den Unternehmen der Schweiz in Konkurrenz beziehungsweise vor den gleichen Herausforderungen. Die Wirtschaft läuft ausgesprochen gut, und qualifiziertes Personal ist entsprechend gesucht. Zudem gehören unsere Zielkandidaten den geburtenschwachen Jahrgängen an, was die Situation sicher noch weitere fünf Jahre erheblich erschweren wird. Aufgrund der aktuellen, höheren Anforderungen haben wir die Ausbildung substanziell angepasst. Zudem wurde noch eine Korpserhöhung um 25 Mann bewilligt. Den Aufbau möchten wir auf circa fünf Jahre verteilen. All diese Faktoren beeinflussen den Rekrutierungsprozess massgeblich und fordern uns entsprechend.

Ist die päpstliche Schweizergarde existenziell gefährdet?

Von einer existenziellen Gefährdung der päpstlichen Schweizergarde zu sprechen, ist meiner Meinung nach weit überzogen. Wir werden uns den gegebenen Herausforderungen stellen und sind zuversichtlich, dass wir sie auch meistern werden.

Mit welchen Massnahmen?

Wir haben seit Anfang 2018 unsere Aktivitäten in der Nachwuchswerbung deutlich erhöht. So arbeiten wir mit Werbefilmen, die wir über die sozialen Medien verbreiten. Diese sogenannten Trailer sind auf unser Zielpublikum ausgerichtet und kommen sehr gut an. Daneben erfreuen wir uns einer sehr guten Zusammenarbeit mit der Schweizer Armee. Wir dürfen dort regelmässig auf die Garde aufmerksam machen und uns vorstellen. Neu besuchen wir auch Berufsmessen und stellen unser Aufgabengebiet vor. Im Herbst bieten wir jeweils für interessierte Jugendliche eine Schnupperreise an. Sie erhalten dabei die Möglichkeit, sich einen vertieften Einblick in die Aufgaben und das Leben in der Garde zu verschaffen. Tatsächlich ist das Aufgabengebiet eines Schweizergardisten abwechslungsreich und spannend. Damit unsere Gardisten auch nach den heutigen Bedürfnissen untergebracht sind, arbeiten wir gegenwärtig an der Planung einer neuen Kaserne. Der Baubeginn ist für das Jahr 2020 vorgesehen und umfasst eine Investition von mehr als 50 Millionen Schweizer Franken.

Wie können sich junge Schweizer bei Interesse für den Dienst in der Schweizergarde anmelden?

Wir haben seit diesem Frühjahr eine neue Webseite. Dort finden Interessierte sämtliche Informationen, die sie für den Bewerbungsprozess benötigen. Zudem können alle notwendigen Dokumente heruntergeladen werden. Der gesamte Bewerbungsprozess kann elektronisch abgewickelt werden.

Wie hoch ist der momentane Sollbestand der Schweizergarde?

Wir hatten bis anhin 110 Mann und dürfen den Sollbestand jetzt auf 135 Mann erhöhen. Den bisherigen Sollbestand konnten wir sicherstellen. Der Aufbau wird uns fordern. Die heutige Infrastruktur lässt ihn noch nicht zu. Dazu muss auch die neue Kaserne erstellt werden.

Könnte es auch einmal eintreffen, dass künftige Päpste ganz auf die Dienste der Schweizergarde verzichten möchten?

Ein Papst hat grundsätzlich immer die Möglichkeit, auf die Dienste der päpstlichen Schweizergarde zu verzichten. Papst Franziskus hat aber mehrmals sehr deutliche Bekenntnisse zur Garde abgegeben und diese entsprechend unterstützt. Zudem bin ich der Meinung, dass ein Korps, welches seit nunmehr 513 Jahren Dienst leistet, nicht einfach so abgeschafft wird.

Was wünschen Sie sich für die Schweizergarde?

Ich wünsche mir, dass wir weiterhin motivierte und qualifizierte junge Schweizer finden, die bereit sind, in unserem Traditionskorps Dienst zu leisten. Sie erhalten die Möglichkeit, eine Lebensschule zu absolvieren, die einzigartig ist und für uns Schweizer ein einmaliges Privileg darstellt.

Die Voraussetzungen für Schweizergardisten:
Um Mitglied der Schweizergarde zu werden, müssen mindestens die folgenden Kriterien erfüllt werden:
- praktizierender Katholik
- Schweizer Bürger
- männlich
- Zivilstand ledig
- Alter 19 bis 30 Jahre
- Richtgrösse von 1,74 Metern
- einwandfreie Gesundheit
- einwandfreier Leumund
- erfolgreich abgeschlossene Berufslehre oder einen Mittelschulabschluss
- erfolgreich abgeschlossene Rekrutenschule


www.schweizergarde.ch

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Ich frage mich?für was soll diese Trachtengruppe gut sein . Im Mittelalter gings ja noch ,aber in der heutigen Zeit eher fragwürdig. Für mich überflüssig!

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