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Botanisches Wunder am Altigerfirn

In der Natur ergeben sich immer wieder unerwartete Überraschungen, die zeigen, wie sich Pflanzen selbst in extremen Bedingungen behaupten können. Etwa im Altiger in Netstal.

Südostschweiz
03.07.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Standhaft: Die Pflanzenwelt trotzt im Altiger in Netstal den Schneemassen.
Standhaft: Die Pflanzenwelt trotzt im Altiger in Netstal den Schneemassen.
JAKOB KUBLI

Von Jakob Kubli

Im Voralpengebiet kann in der Umgebung von Lawinenzügen oft eine erhöhte Artenvielfalt festgestellt werden. Mit den Lawinen werden neben Schutt, Erde und Holz auch Samen seltener Pflanzen wie etwa die Tulipane (Feuerlilie), der Türkenbund und der Frauenschuh mitgerissen. Diese bleiben dann am Fusse des Berges liegen und beginnen verspätet zu spriessen. Ausgeprägt ist dies am Fusse des Wiggis zu beobachten. Im Altiger in Netstal bilden sich nach schneereichen Wintern jeweils oft markante Lawinenkegel, die bis in den Sommer sichtbar sein können. In der Umgebung des Firns gedeiht eine besonders üppige Vegetation.

Verwilderter Nussbaum

Dass im Altiger aber sogar mediterrane Pflanzen gedeihen können, erstaunt selbst Kenner der Materie. In Steinwurfweite vom Firn entfernt behauptet sich nämlich seit ein paar Jahren ein verwilderter Nussbaum gegen die Unbilden der Natur. Die Nussbäume haben sich im Laufe der Jahrhunderte bis in die Voralpen ausgebreitet. Der Walnussbaum liebt eigentlich Wärme und Sonne sowie nährstoffreichen, gut durchlässigen Boden und ist gegen Winterkälte und Spätfröste sehr empfindlich.

Wegradierte Pflanzen

Es hat Winter gegeben, in denen die Lawine die Pflanze fast gänzlich wegrasiert hatte. Immer wieder hat sie sich erholt und ist nun zu einer stattlichen Staude geworden.

Auch diesen Winter hatte sich im Altiger einen gewaltigen Lawinenkegel gebildet. Trotz dem sehr heissen Juni ist das Firnentor auch Anfang Juli immer noch intakt.

Der Nussbaum hat den Winter ebenfalls einmal mehr, zwar arg dezimiert, überstanden. Das Gedeihen einer mediterranen Pflanze unweit vom Lawinenfirn entfernt, kann wohl als botanisches Wunder bezeichnet werden.

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