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Wider die göttliche Ordnung

Frédéric Zwicker, Autor und Musiker aus Rapperswil-Jona, ruft zum Frauenstreik auf.

Linth-Zeitung
11.06.19 - 09:59 Uhr
Leben & Freizeit
Kolumnist und Autor Frédéric Zwicker schreibt in seiner neusten Kolumne über den Frauenstreik und was Mose von den Frauen hielt.
Kolumnist und Autor Frédéric Zwicker schreibt in seiner neusten Kolumne über den Frauenstreik und was Mose von den Frauen hielt.
PRESSEBILD

von Frédéric Zwicker

Diese Woche findet er statt: der Frauenstreik. Manche finden – Männer wie Frauen – er sei dringend nötig. Andere finden – Frauen wie Männer – das Gegenteil. Dabei sind die Gründe fürs Dafür oder Dawider vielfältig. Die seit 1981 verfassungsmässig garantierte Gleichstellung sei bei Weitem nicht erreicht, meinen viele. Es herrsche nach wie vor Lohn- und Chancenungleichheit. Auch von Sexismus und Missbrauch seien Frauen unverhältnismässig stärker betroffen.

Auf der anderen Seite gibt es jene, die glauben, es liege buchstäblich in der Natur der Sache, dass die Frauen sich um die Kinder zu kümmern hätten. Auch im Tierreich seien die Weibchen für die Erziehung und die Männchen für den Broterwerb zuständig.

Das stimmt allerdings nur bedingt. Riesenwanzen, Seepferdchen, bei denen die Männchen sogar schwanger werden und gebären, verschiedene andere Fischarten, die südamerikanischen, flugunfähigen Vögel Nandus oder Darwin-Nasenfrösche überlassen es den Herren der Schöpfung, sich um die Brut zu kümmern.

«Da lohnt sich ein Blick ins Alte Testament. Zum Beispiel ins 3. Buch Mose.»

Die meisten Gattungen kennen aber tatsächlich ausschliesslich den Mutterschaftsurlaub. Und so sehen viele in der sogenannten emanzipierten Frau nicht bloss etwas Unnatürliches, sondern gar einen Verstoss gegen die göttliche Ordnung. Was aber ist diese göttliche Ordnung? Da lohnt sich ein Blick ins Alte Testament. Zum Beispiel ins 3. Buch Mose.

«Wenn ein Weib Mutter wird und einen Knaben gebiert, so bleibt sie sieben Tage lang unrein. Sie soll 33 Tage daheim bleiben im Blute ihrer Reinigung. Gebiert sie aber ein Mädchen, so bleibt sie zwei Wochen unrein, und sie soll 66 Tage daheim bleiben. Wenn dann die Tage ihrer Reinigung um sind, so soll sie dem Priester ein einjähriges Lamm zum Brandopfer und eine junge gewöhnliche Taube oder eine Turteltaube zum Sündopfer an den Eingang des heiligen Zeltes bringen. Der soll das Opfer vor dem Herrn darbringen und ihr so Sühne schaffen.»

Wenn es nach Moses geht, fehlt die Frau dem Arbeitgeber aber nicht bloss nach der Geburt. Denn «wenn ein Weib den Monatsfluss hat, so bleibt sie sieben Tage lang in ihrer Unreinheit, und jeder, der sie berührt, wird unrein bis zum Abend. Auch alles, worauf sie liegt, wird unrein, und alles, worauf sie sitzt. Und wer irgendein Gerät berührt, auf dem sie sass, der soll seine Kleider waschen und sich in Wasser baden, und er ist unrein bis zum Abend. Auch wenn jemand etwas berührt, das auf ihrem Lager oder auf dem Gerät war, auf dem sie sass, so wird er unrein bis zum Abend.»

Da ist es tatsächlich unpraktisch, wenn Frauen arbeiten gehen. Gerade in Zeiten der Klimaerwärmung. Wenn sie nicht jeden Monat eine Woche fehlen, wird am Arbeitsplatz viel kostbares Wasser verschwendet.

Seit Moses sind wir ein, zwei Schrittchen weitergekommen. Ein, zwei zusätzliche Schrittchen können sicher nicht schaden. Drum auf zum Frauenstreik am 14. Juni!

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