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Seltene weisse Gämse im Glarnerland entdeckt

Ein Hobbyforscher hat im Grosstal eine weisse Gämse fotografiert. Die Laune der Natur ist so aussergewöhnlich, dass noch nicht mal der kantonale Jagdverwalter von ihr wusste.

Südostschweiz
24.04.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Seit über zehn Jahren ist Christoph Jäggi der Glarner Jagdaufseher, seine Überraschung über die weisse Gämse im Glarner Hinterland ist aber trotzdem gross. «Das höre ich zum ersten Mal», so ein hörbar verdutzter Jäggi, als ihn die «Glarner Nachrichten» darauf ansprechen. Es sei erst das zweite Mal in seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter Jagd und Fischerei beim Kanton Glarus, dass er Kenntnis über eine weisse Gämse im Glarnerland erhalte. «Vor rund fünf Jahren wurde am Klausenpass eine gesichtet.»

Diejenige im Glarner Grosstal wurde von Roland Meier in der vergangenen Woche gesehen. «Ich wurde von einem Bekannten auf sie aufmerksam gemacht. Er bat mich, sie zu fotografieren», erzählt er. Die Gämse ist nach der Einschätzung des Ornithologen ein Jährling, also noch ein Jungtier. «Ich habe sie zusammen mit sechs anderen Gämsen aus rund einem Kilometer Entfernung per Fernrohr beobachtet.»

Anblick einfach geniessen

Eine weisse Gämse ist eine seltene Laune der Natur. Ob es sich beim Exemplar im Glarnerland um einen Albino oder nur einen Teil-Albino handelt, kann nicht beurteilt werden. Dafür müsste man die für echte Albinos typischen roten Augen sehen, was auf den Bildern unmöglich ist.

Wie viele Exemplare es schweizweit gibt, kann nicht abschliessend gesagt werden. In einem «Blick»-Artikel vom September 2018 ist die Rede von gerade mal zwei bekannten Tieren, nachdem im Berner Diemtigtal eine Albino-Gämse gesichtet wurde. Das zweite Tier soll sich im Calandagebiet aufhalten.

Wie viele es wirklich sind, ist laut dem Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin an der Uni Bern nicht bekannt, da keine Statistiken geführt werden. «Es kommt immer mal wieder vor. Ein Albino-Tier allgemein ist aber dennoch eher unüblich», so Christoph Jäggi.

Laut Roland Meier ist es nicht die erste weisse Gämse im Glarner Hinterland. Er habe bereits vor fünf Jahren eine beobachtet und fotografiert. «Es kann sein, dass in diesem Gebiet die Gene der Gämsen besonders sind und es daher immer mal wieder weisse Gämsen geben kann», vermutet Christoph Jäggi.

Näher untersuchen will er die Gämse nicht. «Man soll das Tier in Ruhe lassen. Wer eine weisse Gämse sieht, soll einfach ihren Anblick geniessen und aus sicherer Distanz Fotos schiessen», so der Appell des Jagdverwalters.

Abschuss bringt Unglück

Das gilt im Übrigen auch für die Jäger. «Diese Tiere werden im Glarnerland auf der Jagd geschützt. Wir wollen nicht, dass man diesen seltenen Exemplaren hinterherrennt», erklärt Christoph Jäggi. Wer eine weisse Gämse schiesse, müsse mit Konsequenzen rechnen. «Es kann zu einer Verzeigung kommen.»

Wenn man einer Legende Glauben schenkt, kann es noch schlimmer kommen. Der Abschuss soll Unglück bringen: Zehn Monate, nachdem Erzherzog Franz Ferdinand eine weisse Gämse schoss, fiel er 1914 in Sarajewo einem Attentat zum Opfer.

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