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«Ich bin verliebt»

Frédéric Zwicker, Autor und Musiker aus Rapperswil-Jona, über «Game of Thrones», Cabriolets, Ledersessel und Frühlingsgefühle.

Linth-Zeitung
16.04.19 - 11:13 Uhr
Leben & Freizeit
Kolumnist und Autor Frédéric Zwicker schreibt in seiner neusten Kolumne über eine Reise nach Salzburg und eine grosse Liebe.
Kolumnist und Autor Frédéric Zwicker schreibt in seiner neusten Kolumne über eine Reise nach Salzburg und eine grosse Liebe.
PRESSEBILD

Sie haben es gehört: Die achte Staffel von «Game of Thrones» ist eben angelaufen. Das freut weltweit unzählige Menschen. Aber in einem kleinen Städtchen im Süden Kroatiens freut es die Einheimischen weniger. Dubrovnik war seit Jahrzehnten ein Tourismusmagnet. Seit die wunderschöne Adria-Perle als Drehort für Szenen aus der Serie genutzt wird, platzt sie noch mehr aus allen Nähten als schon zuvor.

Noch eine zweite Serie beschert Kroatien Touristenströme. Wenn Sie in Zagreb sind, werden Ihnen die grossen asiatischen Touristengruppen vielleicht gar nicht auffallen, weil Sie sich solche von vielen Städten gewohnt sind …

In Zagreb sind es Südkoreaner. Der Grund dafür liegt in der Fernsehserie «Romantic». Junge Südkoreanerinnen und Südkoreaner suchen darin die grosse Liebe in Kroatien. Die zwei Serien hätten mehr für den kroatischen Tourismus getan als das Tourismusministerium in allen Jahren seiner Existenz, sagte mir ein kroatischer Freund.

«Fernbeziehungen gelten als schwierig. Mit Ledersesseln sind sie wohl noch komplizierter.»

An diesem eben vergangenen Wochenende hatten ein Freund und ich einen Roadtrip geplant. Den Ausschlag für die Destination gab letztlich keine Serie, sondern ein Buch von Erich Kästner, das ich vor 15 Jahren gelesen habe. So lange wollte ich schon hin. In «Der kleine Grenzverkehr» reist der deutsche Autor Georg Rentmeister im Jahr 1937 nach Salzburg, weil er dort zu den Festspielen eingeladen ist. Weil es aber im Jahr 1937 verboten ist, mehr als zehn deutsche Reichsmark pro Monat nach Österreich auszuführen, muss er sich schon am ersten Tag seinen Kaffee von der hübschen Konstanze bezahlen lassen. In sie verliebt er sich umgehend – so sehr, dass er ihr alsbald einen Heiratsantrag macht.

Georg und Konstanze flanieren durch das malerisch beschriebene Salzburg und unternehmen in einem kleinen Sportwagen Ausflüge ins Salzkammergut. Umso mehr hat es mich gefreut, dass wir im kleinen, zweisitzigen Cabriolet meines Freundes hingefahren sind. Es war zwar kalt und trist, und unser Hotel lag weniger zentral, als es die Hotelwerbung nahegelegt hatte, aber dann ergab sich eine zweite Parallele zu Kästners Geschichte und eine erste zur südkoreanischen Serie «Romantic». Auch ich verliebte mich unsterblich. Nicht in ein salzburgisches Fräulein, sondern in einen Ledersessel.

Es ist ein kleiner Sessel. Der Fuss lässt sich abschrauben, der Stuhl sich in zwei Teilstücken transportieren. Aber der Kofferraum eines kleinen, zweisitzigen Cabriolets ist so klein, dass nicht einmal ein kleiner, zweigeteilter Ledersessel darin Platz findet.

Fernbeziehungen gelten als schwierig. Ich wage die These, dass sie mit Ledersesseln noch komplizierter sind als mit Menschen. Entsprechend sitze ich jetzt mit gebrochenem Herzen auf dem Fussboden meiner Wohnung. Deshalb eine Bitte: Falls Sie in näherer Zukunft eine Reise nach Salzburg planen sollten und etwas Platz im Kofferraum hätten, lassen Sie es mich wissen. Es wäre für die Liebe.

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