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Glarus hat zwei prächtige Alleen

Michel Brunner ist fasziniert von Bäumen, die dicht aneinandergereiht Strassen und Wege säumen. Die bedeutendsten Alleen der Schweiz hat er in einem Buch zusammengetragen. Zu ihnen zählen auch zwei aus dem Glarnerland.

Südostschweiz
14.04.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Von Natasha Lanz

Wer in Zürich in der Nähe des Hauptbahnhofes der Limmat folgt, wandelt unter einer alten Baumallee. Die knorrigen Bäume säumen die Strasse und schützen die Passanten im Sommer vor den Sonnenstrahlen. Aber auch ohne Blätter sind die imposanten Bäume auffallend. Doch den meisten Menschen, die unter den dicken Ästen vorbeigehen, ist die Signifikanz und vor allem die Seltenheit dieser Alleen gar nicht bewusst.

Michel Brunner hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die Alleen der Schweiz zu archivieren und in einem Buch zusammenzutragen. Dazu gehören auch zwei Alleen aus dem Kanton Glarus.

Wechselhafte Geschichte

Brunner zeigt auf die Bäume, die bei der Limmat die Strasse säumen. «Auf der Strassenseite müssen sie mindestens viereinhalb Meter hoch sein», erklärt er. Der 40-Jährige aus der Zürcher Agglomeration ist gelernter Grafiker, Fotograf und nun Autor. «Als Kind habe ich bereits Bäume interessant gefunden», sagt Brunner, der schon mehrere Fachbücher über die Natur geschrieben hat. 2017 kam sein Buch über die Alleen der Schweiz hinzu. Darin hat Brunner die 120 wichtigsten von ihnen gesammelt.

Zu finden ist darin auch die Geschichte der Alleen in Europa und der Schweiz. «Alleen gab es schon zu Zeiten der Ägypter an Strassen und in Gärten», erklärt Brunner die Geschichte der natürlichen Wegdekorationen. «Während des Mittelalters wurden Alleen seltener, feierten in der italienischen Renaissance aber ihr Comeback.» Der französische Sonnenkönig schmückte sein Schloss Versailles ebenfalls mit prächtigen Alleen. Durch Napoleon waren die Alleen auch im Schweizer Mittelland verbreitet. «In den Alpen gibt es hingegen eher weniger Alleen», fügt er an.

Die Alleen in der Schweiz erlebten einen ersten Niedergang in den 1930er Jahren. Danach kamen sie nur spärlich zurück. «Heutzutage verkümmern viele Alleen», erklärt Brunner weiter. Ein Ziel seines Buches ist der Erhalt der noch existierenden Alleen. Dieses stellt der Autor wie folgt vor: «Mit dem Buch möchte ich diverse Fragen beantworten. Wo überall in der Schweiz Alleen stehen, welche Bedeutung sie haben und vor allem, wieso sie erhaltenswert sind.»

Über 400 Quellen vereint Brunner in seinem Fachbuch. Als Grafiker und Fotograf war auch das Layout ein Teil seiner Arbeit neben dem Recherchieren und Schreiben. «2016 arbeitete ich durchschnittlich 16 Stunden am Tag daran», erzählt er mit einem Lächeln. Brunner arbeitet ansonsten als freischaffender Journalist.

Perlen in den Alpen

Obwohl im Alpenraum nur wenige Alleen zu finden sind, hat auch der Kanton Glarus zwei erwähnenswerte. «Eine steht in Glarus und die andere in Bilten», so Brunner. Er öffnet das Buch und zeigt auf ein ganzseitiges Bild, auf dem man eine Mischallee auf einer Wiese sieht. Im Hintergrund ist der imposante Vorderglärnisch zu sehen. Auch die zweite Glarner Allee ist im Buch abgebildet, wenn auch nicht als ganzseitige Fotografie.

Im hinteren Teil des Buches ist das Inventar aller Schweizer Alleen zu finden, in dem die beiden Glarner Alleen ebenfalls aufgelistet sind. Neben einem Bild und dem Standort gibt es zusätzliche Infos zu den Alleen. «In Bilten traf ich Hans Müller Senior», sagt Brunner, während er das Inventar zeigt. «Er hat mir die Geschichte der Biltner Allee erzählt.» Müller war es nämlich, der mit seinem Sohn die Nachfolge-Allee 1978 gesetzt hat. «Zufälligerweise genau in meinem Geburtsjahr», so Michel Brunner.

Bis die Alleen in Zürich und auch in Glarus wieder in voller Pracht dastehen, dauert es nicht mehr lange. Bereits im April tragen die Bäume wieder ihre grünen Blätter und schützen die Spaziergänger vor der Sonne.

BUCHTIPP - Michel Brunner: «Alleen der Schweiz». AS Verlag. Fester Einband. 288 Seiten. ISBN: 978-3-906055-67-1

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