×

Ein Award als Trost für die Glarner

Das Glarner Robotik-Team bleibt an seinem Wettkampf in den USA in der Quali hängen. Die Teilnehmer nehmen dennoch Positives mit.

Südostschweiz
08.04.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Stolz: Das ganze Team zeigt den Industrial Design Award, den es von Los Angeles mit nach Hause nimmt.
Stolz: Das ganze Team zeigt den Industrial Design Award, den es von Los Angeles mit nach Hause nimmt.
EMRE ERYILMAZ

Am 1. April reisten Glarner Schüler und Lehrlinge mit ihren Mentoren nach Los Angeles. Dort nahmen sie an einem dreitägigen Wettkampf teil, um sich mit ihrem in sechs Wochen gebauten Roboter mit anderen Teams zu messen, vorwiegend aus den USA, aber auch aus Europa.

Am frühen Montagmorgen fiel der Startschuss für das zweiwöchige Abenteuer. Wir flogen von Zürich nach Los Angeles. Nach etwa 20 Stunden Reisezeit und mit einem Jetlag kamen wir am Montagabend in Los Angeles an. Überraschend wurden wir von unserem amerikanischen Partnerteam, den Falcons, empfangen. Für die Schweizer Crew war das ein fantastischer Start in Los Angeles.

Alle Fridolins waren bei Gastfamilien untergebracht. Die Gastfreundschaft der Amerikaner hat zwei positive Effekte: Hotelkosten werden gespart, und gleichzeitig erleben wir hautnah eine komplett neue Kultur. So wird gleich eine Beziehung zwischen den Fridolins und den Mitgliedern des Partnerteams aufgebaut. Beziehungen, die sicher bestehen bleiben.

Ein Ausflug zum Space Shuttle

Die Wettkampfvorbereitungen starteten am Mittwoch. Den freien Dienstag nutzten wir, um das Science Center zu besuchen, wo das Spaceshuttle der NASA ausgestellt ist. Da das Motto des Wettkampfes «Deep Space», also Weltraum, lautet, frischten wir unser Wissen über die Raumfahrt auf.

Am Mittwochmorgen begaben sich fünf Mitglieder des Teams in die Werkstatt des Partnerteams, um einen Wagen für den Roboter zu bauen. Dieser diente dazu, dass der Roboter nicht immer herumgetragen werden musste. Ausgerüstet mit dem Gefährt, fuhren wir zur Wettkampfarena, um unser Pit aufzustellen. Das Pit ist die Boxengasse des Teams, in dem der Roboter umgebaut, repariert und präsentiert wird.

Dass dieses Pit ordentlich aussieht, ist sehr wichtig für die Ausstrahlung des Teams. Es präsentiert nicht nur den Roboter, sondern auch das Team. Der erste Eindruck ist Gold wert.

In Lancaster angekommen erfuhren wir jedoch eine schockierende Nachricht: Der Roboter war nicht geliefert, sondern in einem abgeschlossenen Lager deponiert worden. Uns wurde garantiert, dass die Kiste am Donnerstag früh geliefert werde. Das einzige Problem war, dass auch alle Werkzeuge und die Dekoration für das Pit in der Transportkiste waren.

Das Glück im Unglück: Durch diesen Zwischenfall erlebten wir Hilfsbereitschaft ganz neuer Art. Der Roboter wurde im Endeffekt von den Technikern geliefert, die dafür extra früher aufgestanden waren. Genauso durften wir am Donnerstag früher in die Arena, um die verlorene Zeit aufzuholen. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir die Werkstatt des Partnerteams benutzen durften. Hilfsbereitschaft wird hier grossgeschrieben, sehr gross.

Als am Donnerstag um 5.30 Uhr der Wecker klingelte, ging es endlich los: Treffen mit dem Partnerteam, T-Shirt-Austausch und Fahrt durch die Wüste nach Lancaster – sofort an die Arbeit für die Pitdekoration! Um 8.30 Uhr durften alle Teams den Roboter entsiegeln und mit der Arbeit am Gerät beginnen. Der Donnerstag ist dafür da, um den Roboter zu testen. Kabelführungen wurden überprüft, Schrauben nochmals angezogen und die Software gecheckt. Danach gings zur Inspektion, um sicherzustellen, dass der Roboter regelkonform war. Kleine Mängel mussten wir beheben, und nach der definitiven Abnahme wurde getestet und optimiert.

Parallel dazu wurde der Roboter anderen Teams vorgestellt und wurden Fragen über die Mechanik beantwortet. Die Mitbewerber erhielten so Informationen, wer ein guter Mitspieler im Dreierteam sein könnte. Als schliesslich um 20 Uhr die Arena geschlossen wurde, hatten wir noch keine Möglichkeit, den Roboter zu testen, da das Beheben der Mängel mehr Zeit in Anspruch genommen hatte als erwartet.

Am Freitag fanden die ersten Qualifikationsspiele statt. Insgesamt werden zwölf Spiele gespielt. Je mehr man gewinnt, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, in die Endausscheidung zu gelangen. Leider lief nicht alles nach Plan. Probleme, die beim Testen in der Schweiz nicht vorkamen, tauchten auf. Da diese nicht alle auf einmal behoben werden konnten, schöpften wir nicht das volle Potenzial des Roboters aus. Von den neun am Freitag gespielten Matches konnten wir nur vier für uns entscheiden. Leicht enttäuscht, aber trotzdem optimistisch verliessen wir das Stadion.

Der Roboter läuft, doch es reicht nicht mehr

Am Samstag funktionierte der Roboter sehr gut. Alle Mängel waren behoben, die Fahrer konzentrierter denn je. Aber trotzdem reichte es nicht. Alle drei verbleibenden Spiele gingen verloren. Das liegt auch daran, dass man immer in einer zufällig zusammengestellten Allianz dreier Teams spielt. Unsere Allianzen bestanden meistens aus zwei schwächeren Teams, und wir mussten gegen sehr starke Gegner antreten. Pech gehört aber dazu.

Nach der Qualifikation befanden wir uns auf Rang 22. Da 24 Teams in die Endrunde weiterkamen, bestand die Möglichkeit, gewählt zu werden. Die Besten acht Teams können ihre eigene Allianz gründen, mit der sie in die Endrunde starten. Leider wurden wir nicht gewählt und verblieben damit auf dem enttäuschenden 22. Rang.

Doch noch ein kleines Trostpflaster

Trotzdem haben wir viel gelernt. Gewinnen ist nicht das A und O. Verlieren gehört dazu, das mussten wir auf die harte Tour lernen. Vieles kann schiefgehen, genauso spielt Glück eine Rolle. Im Endeffekt ging es um den Spass und darum Neues zu lernen. Ich denke, das haben wir geschafft. Die letzten fünf Spiele waren sehr spannend und nervenaufreibend, und mit dem Wissen, das sich jeder Einzelne erarbeitet hat, könnten wir ein Buch schreiben. Zudem sind wir als Team, als Familie zusammengewachsen und werden nächstes Jahr hoffentlich stärker denn je antreten.

Zudem sind wir nicht ganz leer ausgegangen: Wir haben den Industrial Design Award erhalten, der auszeichnet, dass der Roboter seine Funktionen effizient durchführt.

Emre Eryilmaz berichtet als Teilnehmer des 6417 Fridolins Robotik Teams aus den USA.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR