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Ungebetener Gast: Frau Holle sorgt für nasse Fahrt

Die Näfelser Fahrt fällt in diesem Jahr wohl oder übel ins Wasser – im wahrsten Sinn des Wortes. Neben einem Regenschutz und gutem Schuhwerk braucht es am Donnerstag auch warme Kleider.

Südostschweiz
03.04.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Am Donnerstag müssen auf dem Weg von Glarus nach Näfels Musikanten und Fahrtsteilnehmer dem Regen und Schnee trotzen.
Am Donnerstag müssen auf dem Weg von Glarus nach Näfels Musikanten und Fahrtsteilnehmer dem Regen und Schnee trotzen.
SASI SUBRAMANIAM

Von Felix Blumer*

Am Donnerstag findet die traditionelle Näfelser Fahrt statt, welche an die Schlacht von 1388 erinnert. Dieses Jahr ist die traditionelle Prozession von Wetterpech begleitet. Es regnet und schneit länger anhaltend. Die Schneefallgrenze sinkt schon in der ersten Tageshälfte bis an den Fuss des Rautibergs.

Am 9. April 1388 zogen 6000 habsburgische Krieger Richtung Glarnerland. An der Bergflanke des Rautibergs bei Näfels wurden sie von rund 600 Glarner und Eidgenossen sowie von Petrus mit dickem Schneegestöber gestoppt und in die Flucht geschlagen.

Seither wird immer am ersten Donnerstag im April der Schlacht gedacht. In diesem Jahr lässt Petrus so richtig Schlachtatmosphäre von damals aufkommen: Matsch und Schnee bis in Tal! Frau Holle hat sich unnötigerweise in die weisse Festtagskluft gezwängt.

Spätestens heute Abend macht der Föhn schlapp, und es setzt Regen ein. Nur mit Glück kann der traditionelle Apéro der General Bachmann Gesellschaft im Freulerpalast noch unter freiem Himmel stattfinden. In der Nacht wird es im Glarnerland definitiv nass.

Marianne Lienhards ominöser Allzweckschirm

Mit Regenschutz und Schirm setzt sich am Donnerstagmorgen um Punkt 7.15 Uhr der Zug beim Zeughaus Glarus in Bewegung. Wahrscheinlich geht der Dauerregen schon am frühen Morgen, spätestens im Laufe des Vormittages, in Schnee über. Entsprechend fährt die Glarner Regierung mit geschlossener Kutsche im Schneisingen ein. Frau Landesstatthalter Marianne Lienhard wird im dort um den ominösen Allzweckschirm froh sein.

Bei Regen und Schnee braucht der Fahrtsbrief gute Zuwendung.

Mit gutem Schuhwerk und regenfester Kleidung geht es weiter zum Fahrtsplatz. Wie seit Jahren verliest dort alt Ratssekretär Josef Schwitter den traditionellen Fahrtsbrief. In diesem Jahr kommt ihm das feste Dach über dem Kopf besonders gelegen. Bei Regen und Schnee braucht der Fahrtsbrief, ein kostbares Stück Glarner Geschichte, gute Zuwendung, damit er sicher nicht nass wird.

Durchhalteübung mit Wollsocken und Faserpelz

Bei Regenwetter und Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt wird der Weg bis zum Schlachtdenkmal zur Herausforderung, und alle werden froh sein, wenn man sich nach der Nationalhymne in die Pfarrkirche Näfels zurückziehen kann. Leicht durchnässt lauschen die Glarner Regierung und die illustre Gästeschar, angeführt von FDP-Präsidentin Petra Gössi, dem Hochamt und der Messe von Franz Schubert. Danach tut eine wärmende Suppe gut.

Am Nachmittag findet in den Gassen von Näfels der traditionelle Jahrmarkt statt. Warme Kleider finden wohl reissenden Absatz, Rum-Punch ebenso. Mit Bier und Glacé ist dagegen kaum das grosse Geld zu verdienen. Da bleibt den Marktfahrern nur die zähe Hoffnung, dass es am Landsgemeindesonntag freundlicher ist.

*Der Glarner Felix Blumer ist Meteorologe bei Schweizer Radio und Fernsehen.

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