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Ist der Bündner Instagram-Star ein Betrüger?

Ist er ein Schwindler oder nicht? Das Online-Format «Bento» meint klar Ja – und löst damit eine Diskussion über Instagram aus. Wir fragen unseren Leiter Dialog, wie das mit «erschwindelten» Followern funktioniert und wer davon einen Nutzen trägt.

19.03.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Dario Widmers Instagram-Account zeigt - wie so viele - vor allem Ferien- und Landschaftsbilder.
Dario Widmers Instagram-Account zeigt - wie so viele - vor allem Ferien- und Landschaftsbilder.
SÜDOSTSCHWEIZ

In einer ausführlichen Reportage des Online-Formats «Bento» wird Dario Widmer beschuldigt, mit Fake-Gewinnspielen seine Anzahl Follower auf Instagram erhöht und damit fett Kasse gemacht zu haben. Der Bündner Influencer will von diesen Vorwürfen nichts wissen, wie er auf Anfrage von «20 Minuten» angibt und kündigte eine kommende Stellungnahme an, sobald er aus den Ferien zurück ist – bezahlten «Instagram»-Ferien versteht sich.

Ob die Geschichte nun stimmt oder nicht, wir fragen uns, wie das Ganze überhaupt funktioniert. Im Gespräch mit unserem Leiter Dialog, Claudio Candinas, zeigt sich: Wer auf Social Media schwindelt, wird früher oder später von Wolke Sieben absteigen.

Wie kann man sich auf Instagram Follower «erschwindeln»?
Claudio Candinas: Primär gilt zu sagen, dass sich Follower zu «erschwindeln» mittelfristig für niemanden lohnt. Es gibt verschiedene Wege, rasch an neue Follower zu kommen.

Eine Methode wäre beispielsweise, ein Gewinnspiel zu erfinden – was ja auch Gegenstand der aktuellen Diskussion um den Bündner Influencer ist. Simples Beispiel: «Like das Bild und hinterlasse den Comment 'Yippie' und vielleicht gewinnst Du in einer Woche den wunderbaren Luxusschlitten im Bild…». Das dürfte wohl oder übel ziemlich gut funktionieren – bis irgendjemand merkt, dass es kein Gewinnspiel, geschweige denn den besagten Luxusschlitten zu ergattern gibt. Resultat: Ein mittlerer bis grosser Image-Schaden für den betreffenden Influencer.

Eine andere, für den Influencer mit Kosten verbundene Methode wäre, sich über einschlägige Websites ein paar Tausend Follower zu kaufen (die Preise sind erschreckend günstig) oder gar einen Bot zu nutzen, der gar Interaktionen imitiert. Ersteres ist schlicht und einfach unnötig und dumm. Die zweite Variante kann im Bezug auf Kundenbeziehungen gar rechtlich Konsequenzen haben.

Hat jemand, der so etwas tut, tatsächlich mehr Erfolg?
Claudio Candinas: Wer sich Follower kauft, freut sich ein paar Tage nach der Transaktion über eine wunderbare Anzahl an neuen Followern. Das kann mitunter toll fürs Ego sein und als Erfolg gewertet werden. Nur werden diese Follower kaum mit dem Content des Influencers interagieren, sprich weder ein Bild liken noch kommentieren. In der Folge wird der Instagram-Algorithmus das besagte Profil als uninteressant einstufen und nicht mehr gut ausspielen.

Resultat: Der Influencer hat zwar eine Vielzahl an Followern, was auf den ersten Blick toll aussehen mag, jedoch bleiben die Interaktionen aus. Jeder potenzielle Kunde, der zweimal hinschaut, erkennt relativ schnell, dass dieses Profil eigentlich so gut wie niemanden «influenced» also beeinflusst. Für Kunden, die Produkte absetzen möchten, sind solche Profile folglich wenig bis nichts wert. Rein rechtlich ist das Ganze per se noch kein grosses Problem, aber moralisch muss sich jeder Influencer die Frage stellen, ob diese Methode für sie oder ihn vertretbar ist.

Werden hingegen Bots benutzt, welche maschinell Kommentare generieren oder liken, dann kann das für den Influencer, sofern er Kundenaufträge hat, rechtlich problematisch werden, da er dem Kunden bewusst gefälschte Interaktions-Werte liefert und eine bessere Performance vortäuscht.

Bis vor ein zwei Jahren war Instagram (nicht nur) für Influencer eine grüne Wiese und sie hätten ihren Kunden in Bezug auf Follower viel erzählen können. Aber grosse Firmen arbeiten mittlerweile mit einer Software, welche Influencer unter anderem anhand der Interaktions-Raten ihrer Profile bewertet.

Wenn ein Schwindel auffliegt: Was sind die Konsequenzen?
Claudio Candinas: In den Sozialen Medien dreht sich die Welt relativ schnell. Sprich aus User-Sicht wird so ein Fake-Follower-Fall wohl kaum lange im Raum stehen. Solange die Bilder und Videos des Influencers dem Durchschnitts-User gefallen, wird er das Profil wohl weiterhin verfolgen. Es kann aber – wie oben genannt – zu rechtlichen Konsequenzen kommen, falls ein Influencer eine Kooperation mit Unternehmen eingegangen ist, und den Kunden gefälschte Ergebnisse liefert. Ob der Influencer rechtlich zur Rechenschaft gezogen wird, liegt in so einem Fall natürlich in der Entscheidung des Unternehmens. Aufträge dürften aber wohl mit grosser Sicherheit keine mehr folgen.

Abschliessend gilt zu sagen: Folgt ein Influencer seiner Prämisse, Posts und Videos ausschliesslich für sich selbst zu machen und sich von niemandem zu was zwingen zu lassen (was die meisten Influencer in ihren Posts ja immer wieder lautstark propagieren), dann sollte man auch davon ausgehen dürfen, dass er auch mit gesundem Menschenverstand waltet und weder mit Bots noch mit gekauften Followern arbeitet.

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Hallo Dario, du hast uns ein statement versprochen. Unter einem statement verlange ich nicht bloss ein video indem man sagt ich habe alles richtg gemacht sondern eine tatsächliche auflistung und erklärung.
Ich erwarte von dir Dario eine auflistung von zb den letzten 6 monaten an wem deine aufgelisteten gewinne verteilt wurden. Zb Canon Kamera ging am 7 märz an isnta account xxx. ganz einfach eine kleine auflistung mit den gewinnern und was sie gewonnen haben. Vielen Dank

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