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«Mein Schatz ist der Churchill-Pfeil»

Jedes Wochenende stellen hier mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten aus der Region ihren Lieblingsgegenstand – sozusagen ihr Schmuckstück – vor.

Markus Timo
Rüegg
17.03.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
In seinem Element: Ruedi Boos fühlt sich inmitten seiner Modelleisenbahn Spur 0 mit Doppelpfeil, Krokodil, altem Uzner Stellhäuschen und vielem mehr pudelwohl.
In seinem Element: Ruedi Boos fühlt sich inmitten seiner Modelleisenbahn Spur 0 mit Doppelpfeil, Krokodil, altem Uzner Stellhäuschen und vielem mehr pudelwohl.
MARKUS TIMO RÜEGG

Ruedi Boos ist gelernter Bauschreiner im Ruhestand. Seine grosse Leidenschaft ist eine grosse Modell-Eisenbahn, die sich auf rund 30 Quadratmetern erstreckt. Schon als Kind war er fasziniert von Modellflugzeugen, -rennautos und -eisenbahnen. Im oberen Stock einer ausgebauten Scheune pflegt und hegt er seinen grossen selbst gebauten Eisenbahnwagen-Park, der inzwischen bald 100 Stück umfasst.

Ruedi Boos, Ihre Modelleisenbahn-Landschaft ist ein Prunkstück. Was bedeutet Sie Ihnen?
Sie ist meine grosse Herzensangelegenheit! In ihr stecken unzählige Arbeitsstunden. Einen Grossteil meiner Freizeit investierte ich über Jahrzehnte in mein Hobby. Und ich tue es immer noch. Wenn Sie mich diesbezüglich als angefressenen Spinner bezeichnen würden, müsste ich das bejahen. Meine Lieblingsstücke sind immer die, welche ich gerade fertiggestellt habe. Wenn ich sie auf die Jungfernfahrt schicke, empfinde ich eine grosse Befriedigung.

Dort drüben steht eine knallrote Doppelwagen-Komposition. Erzählen Sie mir etwas über sie.
Das ist der Churchill-Pfeil, der erstmals an der Landesausstellung 1939 präsentiert wurde. Seinen Beinamen erhielt der rote Doppelpfeil, weil der britische Premierminister Winston Churchill nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 die Schweiz zum wiederholten Male besuchte und bei diesem Besuch in dieser Zugskomposition herumgefahren wurde. Er traf Persönlichkeiten wie General Guisan und besichtigte Bern, Lausanne und Zürich.

Sie interessieren sich also für mehr als «nur» fürs Modell-Eisenbähnlen.
Mich faszinieren neben technischen Details und Ausführungen auch Herstellungsjahre und damit verbundene geschichtliche und gesellschaftliche Aspekte. Dies aber nur punktuell und eher oberflächlich. Ich bin gelernter Bauschreiner, nicht studierter Historiker.

Tauschen Sie sich mit gleichgesinnten Freaks aus?
Ich bin in keinem Club. Aber ich habe Freunde, welche dieses Hobby auch ausüben. Wir helfen uns gegenseitig mit ideellen, materiellen und handwerklichen Leistungen. Eine Hand wäscht die andere. Ich kann gut mit Holz und Blech arbeiten, ein anderer ist dafür mit der Elektronik vertraut, ein dritter ist Maler und Lackierer und so weiter. Auch wenn alle vieles selber machen, nehmen wir diese Dienste gegenseitig gerne in Anspruch.

Neben handwerklichem Geschick benötigen Sie auch gute Augen.
Ja. Vieles ist extrem klein. Ich schneide, schweisse, löte, biege und spritze Einzelteile zu einem Ganzen zusammen. Obwohl wir Amateure sind, wollen wir möglichst professionelle und originalgetreue Stücke fertigen. Nicht alles gelingt auf Anhieb. Deshalb ist auch Geduld gefragt.

Und die haben Sie?
Meistens schon. Wenn nicht, lasse ich die Arbeit halt mal ruhen und verbringe die Zeit mit meiner Frau Fatima. Oder ich gehe ins «Bahnhöfli» auf einen Kaffee. Das stillgelegte Uzner Stellwerk-Häuschen beim Bahnhof habe ich übrigens originalgetreu für meine Modelleisenbahn Spur 0 nachgebaut. Es ist ein kleiner Blickfang.

Und am Stellpult sind Sie der Chef.
Das macht das Hobby auch aus. Wenn verschiedene Kompositionen gleichzeitig unterwegs sind, muss man konzentriert sein. Sonst kommt es zu einem Unfall.

Ihre letzte «richtige» Zugfahrt?
Kürzlich von Uznach nach Schmerikon an den Fasnachtsumzug. Und manchmal fahre ich zu meinem Modellbau-Freund ins Wallis. Ich besitze das Halbtax-Abo.Er besitzt schon bald 100 Wagen und Lokomotiven

Ruedi Boos ist durch und durch ein Fan von Modell-Eisenbahnen. In seinem Wagenpark befinden sich die verschiedensten Modelle (CE 6/8, AE 3/6, AE 4/4, AE 8/14, AE 6/6 u. v. m.) aus vergangenen und aktuellen Zeiten. Sie alle sind betriebsbereit und fahrbar. Schon bald beginnt er mit dem Eigenbau seines 100. Wagens. Der gebürtige Uzner (13. November 1946) ist verheiratet mit Fatima und Vater einer Tochter. Seit 1993 wohnt er an der Hegnerstrasse im eigenhändig um- und ausgebauten ehemaligen Elternhaus mit Scheune, wo sich auch sein imposantes Zugsrefugium befindet.

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