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Am Wochenende fliegen die glühenden Scheiben ins Tal

Am diesem Wochenende wird in Graubünden ein alter Brauch gefeiert: Trer Schibettas, oder eben: Scheiben schlagen. Die glühenden Holzscheiben sollen den Winter vertreiben und werden den Mädchen und Frauen gewidmet. Der Brauchtum wird in Danis/Tavanasa, Dardin und Untervaz durchgeführt.

Simone
Zwinggi
09.03.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Das Scheiben schlagen oder Trer Schibettas findet am ersten Wochenende nach Aschermittwoch statt. Der alte Brauch stammt aus vorchristlicher Zeit. Damit sollte ursprünglich der Winter vertrieben werden – später wurden die glühenden Holzscheiben dann jenen Mädchen und Frauen gewidmet, die in den Herzen der Knaben und Männer einen besonderen Platz einnehmen. Beim alten Brauch mitmachen dürfen nämlich nur Knaben und ledige Männer.

Am ersten Fastenwochende – in der Surselva am Samstag, in Untervaz am Sonntag – machen sich also die Knaben und Männer mit ihren selbstgefertigten Holzscheiben zu den verschiedenen Scheibenplätzen oberhalb des Dorfes auf. Jeder trägt eine Fackel, eine lange Haselrute und die Holzscheiben mit sich. Die Scheibenplätze für die Jüngeren befinden sich nahe beim Dorf, die Älteren müssen einen längeren Weg auf sich nehmen.

Glühende Scheiben und laute Rufe

Beim Scheibenplatz werden die Scheiben einzeln auf die Ruten gesteckt, im Feuer zum Glühen gebracht und anschliessend mit Schwung von der hölzernen Abschussrampe ins Tal hinunter geschlagen. Begleitet wird jede Scheibe von einem lauten Ruf, einer Widmung für ein Mädchen oder eine ledige Frau. In Untervaz klingt das zum Beispiel so: «Höut un dära sei si, dia Schiiba, dia Schiiba ghört dr Anna» – «Achtung, diese Scheibe soll ihr gewidmet sein, diese Scheibe gehört Anna».

Die Mädchen und ledigen Frauen dürfen dem Brauch nur vom Tal aus beiwohnen. Und sie müssen sich in der Küche ins Zeug legen. Für jede Scheibe, die für sie geschlagen wird, müssen sie dem jeweiligen Scheibenschläger ein Küchlein zu essen geben. Denn es gilt: «Au a Schiiba gschlaga, au a Chüechli». Wer also eine Scheibe geschlagen hat, der hat Anrecht auf ein Küchlein.

Hier könnt Ihr Euch selbst ein Bild – visuell und akustisch – ein Bild machen vom «Schiibaschlaha» in Untervaz.

Samstag, 9. März: «Trer schibettas» in Danis-Tavansa und Dardin.
Um 18 Uhr beginnt der Anlass mit einer öffentlichen Messe in der Kirche Danis, bei der die Schibettas vom Pfarrer gesegnet werden. Anschliessend können sie den Aufzug der Jungen und das Scheibenschlagen direkt vom Festzelt «Ustria Schibetta» bestaunen.

Sonntag, 10. März: «Schiibaschlaha» in Untervaz.

Einen ausführlichen Beitrag zu Trer Schibettas gibt es hier zu sehen:

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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