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Zeit schenken und so Zeit gewinnen

Über 100 Personen haben sich in Gommiswald über ein in der Region neues Modell der Nachbarschaftshilfe informieren lassen.

Linth-Zeitung
14.02.19 - 16:07 Uhr
Leben & Freizeit
SYMBOLBILD PIXABAY

Im Pfarreizentrum Gommiswald begrüsste Gemeindepräsident Peter Hüppi zum Informationsabend für freiwillige Nachbarschaftshilfe. Er führte vor einer grossen Zahl Interessierter aus, dass im Rahmen des Bevölkerungsworkshops bei der Leitbilderarbeitung das Thema Nachbarschaftshilfe ein wichtiges Thema gewesen sei. Auf der Suche nach möglichen Umsetzungsformen sei man auf Kiss aufmerksam geworden. Kiss bedeutet «Keep it small and simple» (sinngemäss: «Überschaubar und einfach handhaben»). Und genau so soll die Unterstützung auch funktionieren.

Anschliessend erklärte Ruedi Winkler, Präsident von Kiss Schweiz, das Zeitvorsorgemodell. Die demografische Entwicklung, kleinere Familien und höhere Mobilität fördern die Zunahme der Vereinsamung. Darum sei es wichtig, bereits heute die Freiwilligenarbeit mit Strukturen zu versehen, welche die Unterstützung und Betreuung nachhaltig fördern.

Silvia Frick, Koordinatorin in der Genossenschaft Kiss Toggenburg, erzählte von ihrer Arbeit. Sie ist zuständig für die Koordination zwischen Zeitgebenden und -nehmenden. Und für die Zeitgutschriften.

Zeitguthaben als Altersvorsorge

Die geleistete Zeit für Einsätze ist unbezahlt. Sie basiert auf Freiwilligkeit. Auf das persönliche Zeitguthaben können die Freiwilligen zurückgreifen, wenn sie selber Unterstützung oder Betreuung benötigen. Die Nachbarschaftshilfe funktioniert so auch als Altersvorsorge, als vierte, geldunabhängige Säule. Wer anderen Zeit schenkt, hilft auch sich selbst.

Jürg Wüst, Pfarreibeauftragter von Gommiswald, freut sich auf Kiss Linth. Er erläuterte die neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den Freiwilligen in den Pfarreien. Besonders gefragt ist das Engagement von Freiwilligen in der Altersbetreuung. Marcus Wille, Geschäftsführer vom Gommiswalder Alters- und Pflegezentrum Park Ramendingen, machte klar, dass sowohl in Heimen als auch zu Hause die Betreuung von älteren Personen äusserst wichtig sei. Menschen in jedem Alter könnten kurz- oder längerfristig auf Hilfe angewiesen sein.

Genossenschaft wird gegründet

Martin Zuber aus Uetliburg ist Mitglied der Spurgruppe, die in Gommiswald aus der Taufe gehoben worden ist. Er erläuterte das weitere Vorgehen im Linthgebiet. So wird am 19. Juni die Genossenschaft Kiss Linth gegründet. Diese soll bestehende Organisationen und Institutionen unterstützen und sich dort einbringen, wo diesen die Zeit fehlt. Die freiwillige Nachbarschaftshilfe spare Kosten und gewährleiste längerfristig und unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung eine gute Betreuung im Alter. Profitieren würden auch junge Familien und Menschen mit eingeschränkter Mobilität.

Ebenso wichtig wie die monetären Einsparungen sind die positiven Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben. Freiwillige Nachbarschaftshilfe wirkt gegen Vereinsamung und bringt mehr Lebensfreude für Jung und Alt.

Beim anschliessenden Apéro wurde intensiv weiter diskutiert und über die verschiedensten Möglichkeiten der Freiwilligenarbeit philosophiert. Alle waren sich einig, dass Kiss Linth eine tolle Sache sei und es sich lohne, dabei mitzumachen.

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