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Die Kirche stand nicht im Dorf

Kolumnist Martin Mühlegg ist viel im Linthgebiet unterwegs und hält dabei Augen und Ohren offen. So entdeckt er immer wieder interessante Gegenstände, die er in seiner Kolumne vorstellt.

Südostschweiz
14.02.19 - 16:08 Uhr
Leben & Freizeit
Die Kaltbrunner Kirche St. Georg steht mitten im Dorf.
Die Kaltbrunner Kirche St. Georg steht mitten im Dorf.
MARTIN MÜHLEGG

von Martin Mühlegg

Die Kaltbrunner Kirche St. Georg steht mitten im Dorf. Das Kloster Einsiedeln als Inhaber des Patronatsrechtes hatte Anfang August 1819 das Bauvorhaben befürwortet. Es stellte 12 000 Gulden für Chor, Hochaltar, Kirchplatz und Pfarrhof zur Verfügung. Vier Baumeister bewarben sich damals um den Auftrag. Er ging nicht an den günstigsten Anbieter Martin Zahner aus Schänis, der 7000 Gulden veranschlagte, sondern an den Vorarlberger Heinrich Ladner, der mit Baukosten von 12 400 Gulden rechnete.

Josef Anton Messmer aus dem schwäbischen Salgau übernahm die Deckengemälde zu einem Betrag von 55 Louisdor. Zur Einsegnung der Kirche vom 12. August 1821 vollendete er sein Werk. Erst 1832 war die Kirche fertig ausgestattet. Zuletzt erstellte Franz Josef Bosshard aus Baar eine Orgel mit 16 Registern. Am 16. Oktober 1932 fand die Weihe statt, zu Ehren der Jungfrau Maria und der Patrone Georg und Barbara. Damit stand die Kaltbrunner Kirche endlich im Dorf.

Vor der Fertigstellung der Kirche hatten die Kaltbrunner vor und nach dem Gottesdienst einen halbstündigen Weg unter die Füsse nehmen müssen. Die alte Kirche St. Georg stand damals auf dem Areal der heutigen Domino-Servite-Schule, wo heute noch die Friedhofskapelle Oberkirch steht (siehe Bild). Erstmals erwähnt wurde sie vor dem Jahr 979 im Einsiedler Kirchweihverzeichnis. Mit dem Beschluss, im Dorfzentrum eine neue Kirche zu bauen, wurde sie 1819 abgerissen. Das Baumaterial der alten Kirche wurde für den Neubau im Dorfzentrum verwendet. Vorübergehend diente die Kaltbrunner Dorfkapelle als Gotteshaus. Eine 1914/15 durchgeführte Grabung legte die Grundmauern der ehemaligen Kaltbrunner Kirche frei.

Auch in Gommiswald stand die Kirche lange Zeit nicht im Dorf, weil das Territorium der Gemeinde ursprünglich politisch und kirchlich zum Hof Benken gehörte. Die Gommiswalder Gläubigen mussten deshalb sonntags einen 90-minütigen Fussmarsch nach Benken unter die Füsse nehmen, der sie an der alten Kaltbrunner Kirche auf dem Hof Oberkirch vorbeiführte.

Im Spätmittelalter regte sich in Gommiswald der Wunsch nach einer eigenen Kirche. 1497 setzte sich die Äbtissin von Schänis mit einem Brief an den Bischof von Chur für dieses Vorhaben ein. Wenige Monate später konnte der Weihbischof Balthasar Brennwald eine Jakobuskapelle mit drei Altären einweihen. Im November 1500 wurde die Pfarrpfrund errichtet und damit die Trennung von Benken besiegelt. 1789 erbaute wahrscheinlich ein Einsiedler Klosterbruder eine von Grund auf neue Kirche, die aber schon 1803 saniert werden musste. 1812 erfolgte eine Erneuerung des Dachstuhls, 1825 richtete Friedrich Meyer für 600 Gulden eine neue Orgel ein.

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