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Die Hexen sind erwacht

Eine Gruppe junger Benkner hat vor gut einem Jahr die Felslochhexen zum Leben erweckt. Auch dieses Jahr bereichern sie mit ihren Holzmasken die Fasnacht. An den Nachtumzügen gar mit teuflischer Unterstützung.

Linth-Zeitung
14.02.19 - 15:23 Uhr
Leben & Freizeit
Die Felslochhexen in teuflischer Begleitung.
Die Felslochhexen in teuflischer Begleitung.
Pressebild

von Barbara Schirmer

Die Holzlarven der Felslochhexen sind von Runzeln gefurcht und mit Warzen versehen. Das graue Haar, gründlich zerzaust, wird von einem Kopftuch zusammengehalten. Nur die knallroten Lippen sind zu einem schelmischen Grinsen geformt. Sie zeugen von jenem Übermut, der in den Hexen steckt. Diese sehen nämlich bedeutend älter aus, als sie sind.

Es war im Herbst 2017, als eine kleine Gruppe junger Benkner und Kaltbrunner beschloss, künftig das Fasnachtsgeschehen im Linthgebiet aufzumischen. «Wir wollten eine Fasnachtsgruppe gründen, die keine Themenwagen baut, sondern mit konstantem Aussehen die Umzüge bereichert», erklärt eine der Felslochhexen. Es ist Janine Züger aus Kaltbrunn. Sie zählt zu den Gründungsmitgliedern.

Erstes Aufsetzen war speziell

Die Hexe neben ihr nickt zustimmend. Darunter verbirgt sich Matthias Winet, ebenfalls ein Gründungsmitglied. Er war es, der damals die Initiative ergriff und den Stein ins Rollen, oder eben, die Hexen an die Fasnacht brachte. Winet nahm Kontakt mit einem Maskenschnitzer auf. «Der Schnitzer schuf die Larven nach meinen Skizzen und Ideen, formte ein Modell aus Knete und anschliessend den Prototypen aus Holz», erinnert sich Winet. Es sei ein spezielles Erlebnis gewesen, die erste Hexenlarve aufzusetzen.

Jetzt galt es, die Hexendamen mit Kleidung auszustatten. Ein Rock musste genäht und Stulpen gestrickt werden. «Zum Glück konnten wir da auf unsere Grossmütter zählen», freut sich Janine Züger. Matthias Winet ergänzt, «die eine strickte, die andere nähte».Zeitgleich bauten die Fasnächtler einen Wagen. Dazu befestigten sie auf einem alten Schilter-Transporter einen grossen Styroporberg. Mit dem Heissluftföhn traktierten sie die Styropormasse, modellierten so Felsspalten und Gesteinsschichten. Anschliessend überzogen sie das Ganze mit Mörtel. Für den Finish griffen die jungen Künstler zu Spraydosen. Eine Holzhütte wurde an den Fuss des Felsen gebaut – fertig war das Hexendaheim.

Weil es gut klingt

Noch hatte die Fasnachtsgruppe keinen Namen. Die Mitglieder begaben sich darauf hin zu einem internen Hexentreffen und verkündeten nach eingehender Beratung, dass sie fortan «Felslochhexen» heissen werden. «Wir haben keinen geschichtlichen Hintergrund. Über uns gibt es keine Sage und auch keine Legende», bedenkt Züger. «Wir heissen Felslochhexen, weil es ganz einfach gut klingt.»

Es war vor einem Jahr, am Nachtumzug in Schänis, als sich die Hexen zum ersten Mal der Öffentlichkeit zeigten. Da erkannten die Felslochhexen, wie weit Benken und Schänis auseinanderliegen. Mit Tempo 20 holperten sie durch die Linthebene ins Nachbardorf. Winet erzählt schmunzelnd: «Wir hatten etwas hoch gebaut. Bei jeder grösseren Bodenwelle schwankte unser Gefährt bedrohlich.» Doch die Hexen hatten Glück und kamen heil in Schänis an. Am Tag darauf folgte bereits der Umzug in Kaltbrunn. Dann kam die Sommerpause.

«Wir haben keinen geschichtlichen Hintergrund. Über uns gibt es keine Sage und auch keine Legende»
Janine Züger, Mitglied der Felslochhexen

Jetzt, mitten in der Fasnachtszeit, sind sie wieder aktiv. Waren in den Anfängen 10 Hexen dabei, so zählt die Clique bereits 18 Mitglieder. Denn die Hexen haben mit einer anderen Gruppe fusioniert. Diese brachten ein eigenes Wagengestell in die Fasnachts-Ehe. Somit warten die Felslochhexen heuer mit einem grösseren und gleichzeitig stabileren Felsengefährt auf. Auch zwei Teufel mischen sich an den Nachtumzügen neu unter die Hexen. Mit angsteinflössenden Masken und Fellkleidern werden die gehörnten Wesen mit Garantie für Schreckmomente sorgen.

Viel Schabernack

Ob Mann oder Frau – eine Felslochhexe kann grundsätzlich jede oder jeder sein. «Die Person muss aber zwingend zu uns und unserer Einstellung passen», betont Janine Züger. «Sinnlose Besäufnisse finden wir nicht lustig.» Es dürfe schon angestossen werden und witzig zu und hergehen. Doch das Ziel der Fasnacht soll nicht das Alkoholtrinken sein.

Lieber treiben die Hexen ihren Schabernack. Schon als Kinder haben einige der Cliquenmitglieder mit ihren Eltern in einer Fasnachtsgruppe das eigentliche «Maschgern» gelehrt. So werden die Zuschauer mal von einer Felslochhexe am Strasssenrand umwandert und von hinten erschreckt, mal ganz offensichtlich von vorne geärgert. Rennt gar ein Angsthase vor den «Maschgern» davon, freuen sie sich «hexisch». Janine Züger fasst zusammen: «Das ist purer Fasnachtsspass.»

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