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Fast 900 Glarner geben freiwillig ihre Schlüssel ab

Der Fahrdienst Nez Rouge Schweiz hat über die Feiertage neue Rekorde aufgestellt. Im Kanton Glarus sah es anfangs düster aus, doch es gab ein kleines Weihnachtswunder.

Südostschweiz
04.01.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Marcel Kälin fährt fahruntaugliche Kunden als Nez-Rouge-Fahrer während den Festtagen nach Hause.
Marcel Kälin fährt fahruntaugliche Kunden als Nez-Rouge-Fahrer während den Festtagen nach Hause.
NATASHA LANZ

von Natasha Lanz

Es kommt immer wieder vor, dass während der Festtage zu viel getrunken wird, und man dann fahruntauglich ist. Dann noch ins Auto zu steigen, ist fahrlässig. Es gibt viele Alternativen, um sicher nach Hause zu kommen. Seien es Taxis, der ÖV oder– wenn man das eigene Auto nicht stehen lassen will – den freiwilligen Dienst der Nez-Rouge-Fahrer.

Die Festtage 2018 waren eine rekordverdächtige Zeit für Nez Rouge. Schweizweit verzeichnete die Stiftung so viele Fahrten und freiwillige Fahrer wie noch nie. Über 17 000 Fahrten zählte Nez Rouge an den Festtagen. 1990 waren es noch 97 Fahrten.

Auch im Kanton Glarus wurden neue Rekorde aufgestellt: «Die Aktion lief sehr gut», erzählt Marcel Kälin, Vizepräsident des Vereins Nez Rouge Linth-Glarus. Während der einmonatigen Aktion vom 1. Dezember bis zum 1. Januar fuhren die Fahrer von Nez Rouge Glarus-Linth 419-mal. Die Zahlen steigen im Vergleich zu den letzten Jahren stetig.

In ihrem ersten Jahr, 2012, kam es zu 377 Fahrten. Während den jetzigen 419 Fahrten wurden 870 fahruntaugliche Menschen sicher nach Hause gebracht. Dabei fuhren die Freiwilligen fast 20 000 Kilometer.

Ein Weihnachtswunder

Sehr positiv sah es anfangs aber nicht aus für die Sektion Glarus-Linth. Kurz vor den Festtagen suchte der Verein mit einem Aufruf unter anderem in der Zeitung noch freiwillige Fahrer für die letzten Tage des Dezembers. «Wir bekamen dann zum Glück viele neue Fahrer», sagt Marcel Kälin. Vor allem viele Junge folgten den Aufruf: «Früher hatten wir vor allem ältere Fahrer, nun gleicht sich das aber aus.»

«Wenn das Auto des Anrufers nicht fahrtauglich ist, muss er sich ein Taxi holen.»

Die neuen Fahrer wurden auch dringend gebraucht: «An Silvester drohen immer lange Wartezeiten. Früher waren es etwa drei Stunden, dieses Jahr konnten wir das auf eineinhalb Stunden senken.» Denn an Neujahr wird der Service mit Abstand am meisten genutzt. Auch im Kanton Glarus: An dem Abend wurden mit fast 100 Fahrten 244 Personen transportiert. «An Silvester sind wir von 22 bis 5 Uhr unterwegs», erzählt Kälin weiter. An den anderen Tagen geht der Fahrdienst nur bis 3 Uhr.

Spenden sind willkommen

Laut Statistik waren nun 354 Freiwillige entweder als Fahrer unterwegs oder bei Arbeiten im Büro im Seedamm Plaza, in dem sich die Telefonzentrale befindet und sich die Freiwilligen mit Essen stärken. «Wir sind aber nur etwa 130 Vereinsmitglieder», erklärt Kälin. «Wir zählen die Freiwilligen für jeden Tag einzeln und zählen diese Zahlen dann zusammen. Wer also an vier Tagen arbeitet, wird viermal gezählt.»

Auch Kälin, der sich neben Vorstandsarbeiten auch um das Sponsoring kümmert, fuhr selber an drei Nächten. Menschen, die fahruntauglich sind, sei es durch Alkohol oder Müdigkeit, rufen in der Zentrale an und warten dann auf ihre Fahrer. Ein Zweierteam fährt darauf mit einem Auto, das von einem der Sponsoren zur Verfügung gestellt wird, zu dem Anrufer, und einer der beiden Freiwilligen fährt den Kunden mit dessen eigenen Auto nach Hause. «Wenn das Auto des Anrufers nicht fahrtauglich ist, muss er sich ein Taxi holen», so Kälin.

Der Fahrdienst Nez Rouge Schweiz ist eine Stiftung, während die Sektion Glarus-Linth ein Verein ist. «Wir leben voll und ganz von Spenden», sagt Kälin. Die Fahrten während der Aktion sind gratis, aber Spenden sind immer willkommen. «Wir spenden auch einen Teil unserer Einnahmen weiter», fügt Marcel Kälin an. Dieses Jahr gehen ein Drittel der Einnahmen an ein Kinderheim in Uznach.

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