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Die Pfadi wächst wieder

Schweizweit steigen die Zahlen der Pfadimitglieder seit ein paar Jahren wieder an. Das trift auch auf die vier Pfadi-Abteilungen im Kanton Glarus zu. Die Gründe liegen auch bei den sozialen Medien.

Südostschweiz
17.11.18 - 12:26 Uhr
Leben & Freizeit
Abenteuer draussen sind im Trend: Die Pfadis in Glarus erleben einen Zulauf.
Abenteuer draussen sind im Trend: Die Pfadis in Glarus erleben einen Zulauf.
SASI SUBRAMANIAM

Eine Gruppe Kinder wuselt durch den Wald. Sie tragen alle braune Hemden und die gleichen farbigen Halstücher. Ihr Ziel: mithilfe von Karte und Kompass einen versteckten Schatz finden.

Die Pfadis haben eine lange Tradition und bieten dem Glarner Nachwuchs eine Möglichkeit, sich draussen auszutoben und wichtige Werte zu lernen. Dinge, die in einer Zeit voller Bildschirme und Social-Media-Stress oft zu kurz kommen. Schweizweit sind laut der Pfadibewegung Schweiz (PBS) die Mitgliederzahlen bei der Pfadi so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr.

Einen Zuwachs spüren auch die vier Pfadis im Kanton Glarus. «Seit 2016 steigen die Mitgliederzahlen», erzählt Nina Vuillemin, eine der beiden Kantonsleiter der Pfadi. In zwei Jahren stiegen die Mitgliederzahlen von 200 auf 228, was ein hoher Anstieg sei. Vor allem da die Zahlen zuvor immer gleich blieben.

Verlust von Mitgliedern

Die meisten Neulinge bekommt die Wolfsstufe, die sich alle zwei Wochen im Wald trifft. Die Kinder bei den «Wölfen» sind zwischen sieben und elf Jahre alt. «Die Biberstufe, die Pfadi für Kindergartenkinder, ist ebenfalls gut besucht», erklärt Patrick Götschl, der zweite Kantonsleiter. «Obwohl wir für sie keine Werbung machen.» Geworben wird dafür aber für die Wolfstufe und die darauffolgende Pfadistufe. «Es gibt einen nationalen Schnuppertag, dazu machen wir Flyer und Poster», erklärt Götschl weiter.

Probleme gibt es hauptsächlich beim Behalten der Mitglieder: Während Wolfstufe und die darauffolgende Pfadistufe gut besucht sind, nimmt das bei den «Prios» ab. Die Pfadistufe beherbergt Jugendliche zwischen elf und 14 Jahren, danach folgen die Prios. «Wir verlieren viele nach der Pfadistufe, weil sie mit der Lehre anfangen oder studieren wollen», sagt Götschl.

Verlust von Mitgliedern

Vuillemin ist trotz Studium bei der Pfadi geblieben und bereut es nicht. Die heute 29-Jährige hat bereits mit 15 die Leitung eines «Fähnli», einer kleinen Gruppe in der Pfadi, übernommen und mit der Ausbildung zur Abteilungsleiterin begonnen. «Die Pfadi hat mir viel gegeben», erzählt sie. «Die Erfahrungen als Führungsperson helfen auch im Berufsleben.» Das Begleiten der Kinder liegt ihr am meisten am Herzen.

«Wir hatten mal ein ‘Problemkind’ aus einem schlechten Umfeld. Bei uns konnte es aber richtig aufblühen.» Sie selbst kommt aus einer Pfadifamilie und wollte schon früh selber mitmachen. Das ist bei vielen Jugendlichen aber heute nicht mehr so.

«Die Erfahrungen als Führungsperson helfen mir auch im Berufsleben», sagt Kantonsleiterin Nina Vuillemin.

Handys bleiben erlaubt

Den Grund für den Zulauf bei der Pfadi sieht Vuillemin in der Gesellschaft. «In den meisten Vereinen, vor allem im Sport, geht es um Leistung und Erfolge, und das stresst viele», erklärt sie. «Die Pfadi legt den Fokus aufs Zusammensein. Jeder kann in die Pfadi, auch mit Handicap oder wenn man nicht sportlich ist.» Neben dem Zusammensein seien auch das Vermitteln von Werten und die Traditionen der Pfadi wichtige Bestandteile.

In einer Welt, die sich ständig verändert, scheint die Pfadi zeitlos zu sein. «Die Pfadi hat sich im Kern nicht verändert», erklärt Patrick Götschl.

Trotzdem ist nicht mehr alles gleich wie in seiner eigenen Kindheit: «Die Inhalte passen sich an die Zeit an.» Darum werden bei der Pfadi Glarus auch Handys nicht verboten. «Wir wollen uns ein wenig von dem Bild der reinen Waldgruppe distanzieren», fügt Götschl an. Darum würden Handys und Ähnliches auch miteinbezogen. «Wir haben auch mehr Social-Media-Präsenz», sagt Nina Vuillemin. (lan)

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