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Ein Glarner ist bester Glasbläser Europas

Nach zwei Ehrenplätzen hat es Manuel Raves Buchli geschafft: Der Glaskünstler aus Mollis wird in London beim Flame off Europameister.

Paul
Hösli
08.11.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Punktlandung: Nachdem Manuel Raves Buchlis Drache im letzten Jahr noch knapp am Sieg vorbeiflog, hat es sein diesjähriger Vogel ganz oben aufs Treppchen geschafft.
Punktlandung: Nachdem Manuel Raves Buchlis Drache im letzten Jahr noch knapp am Sieg vorbeiflog, hat es sein diesjähriger Vogel ganz oben aufs Treppchen geschafft.
PRESSEBILD

Und nun kommen wir zum ersten Platz … Glashus Switzerland», verkündet der Speaker Ende September beim Flame off in London, den dreitägigen Europameisterschaften der Glasbläser für funktionelle Wasserpfeifen. Ein sichtlich glücklicher Manuel Raves Buchli verneigt sich und nimmt die Glückwünsche und den warmen Applaus gerührt entgegen. Der Molliser ist Europameister im Glasblasen.

Dies, nachdem er in den Vorjahren zweimal Zweiter wurde. Nächstes Jahr wolle er gewinnen, sagte er vor einem Jahr und liess nun seinen Worten Taten folgen: «Ich war schon ein wenig überrascht, als mein Name fiel. Endlich habe ich es geschafft, ich bin sehr glücklich.»

Von ungefähr kommt der Sieg für den 30-Jährigen aber nicht. «Ich habe mich gut vorbereitet und im Vorfeld viel gepröbelt.» Dazu gehört auch, dass er bereits mit einer Idee im Kopf nach England reiste – eine spezielle und einzigartige. «Ein Freund hat aus den Griechenland-Ferien einen Vogel aus Keramik nach Hause gebracht und mir diesen gezeigt. Dieser hat gepfiffen, wenn man reingeblasen hat.» Da war für ihn klar: Auch sein Projekt sollte ein vogelähnliches Wesen sein, und ebenfalls Zwitschern, wenn man hineinbläst. Dafür hat er einen Pfeifenaufsatz aus Glas erstellt. So eine Wasserpfeife gab es laut des gebürtigen Engadiners aus La Punt noch nie.

Publikum ist begeistert

Bei diesen Europameisterschaften werden jeweils zwei Titel vergeben. Es sind dies der Publikums- und der Jurypreis. Manuel Buchli gewann den Publikumspreis. «Der Jurypreis ist zwar höher einzustufen, mir persönlich ist der Publikumspreis viel wichtiger. Bei den Juroren wählen drei Leute den Sieger aus, beim Publikumspreis sind es rund 300 Leute. Obwohl Engländer am Wettbewerb teilnahmen, wurde mein Vogel gewählt. Ich habe die Engländer auf deren Heimatboden geschlagen.» Deshalb freue er sich umso mehr über diesen Titel.

Auch, da die Konkurrenz in diesem Jahr besonders gross war. «Ansonsten werden eigentlich nie alle Teilnehmer mit ihrem Objekt fertig, es geht etwas zu Bruch, oder sonst etwas läuft schief.» In diesem Jahr schafften es alle zehn, «auch daher bedeutet mir dieser Titel besonders viel. Der Beste in Europa, klingt doch toll», so ein glücklicher Manuel Buchli.

Der Siegervogel ist ausgeflogen

Als Siegprämie hat «Katsu Sure», so sein Künstlername, einen neuen Brenner, Werkzeug und Glas bekommen. «Sicher im Wert von 4000 Franken», erzählt er. Der wichtigste Preis ist aber ein anderer. Im kommenden Januar dürfen die beiden Europameister in die Glitzermetropole Las Vegas reisen, um an einer grossen Glasausstellung ihre Werke zu präsentieren.

Nicht mit dabei wird der zwitschernde Siegervogel sein. «Bereits am nächsten Tag habe ich ihn an einen Österreicher verkauft.» Es würde jedes Mal schmerzen, wenn er eines seiner Stücke verkaufe, «aber schliesslich muss ich auch Geld verdienen, und ich weiss, dass der Vogel in guten Händen ist», sagt Manuel Buchli und lacht. Ein anderes seiner Kunstwerke stehe zum Beispiel in einem Club in Barcelona.

Der Titel hat ihm nicht nur Preise oder einen Auftritt in Las Vegas eingebracht, er durfte noch weitere Tage in Grossbritannien verbringen und etwa sein Handwerk in Schottland präsentieren oder im nordenglischen Huddersfield mit den Juroren der Europameisterschaften zusammenarbeiten, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Diese braucht er laut eigener Aussage auch. «Nächstes Jahr will ich meinen Titel nämlich verteidigen.»

Paul Hösli ist Redaktor bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Wenn er keine Artikel über das regionale Geschehen verfasst, produziert er die Zeitung. Zudem ist er der Stellvertreter von Ruedi Gubser für das Ressort Sport. Er ist seit 1997 bei der «Südostschweiz», im Jahr 2013 wechselte er intern von der Druckvorstufe in die Redaktion. Zuerst in einem 40-Prozent-Pensum und seit 2016 zu 100 Prozent. Mehr Infos

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