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«Das darf sich nie mehr wiederholen»

Die ehemalige Zuger Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin hat im Anna-Göldi-Museum in Ennenda zum Thema «Hexenjagd einst und heute» referiert.

Südostschweiz
03.11.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
«Mit Herz gegen Hass im Netz»: So lautet der Titel einer Broschüre von Netz Courage, den Jolanda Spiess-Hegglin gegründe.
«Mit Herz gegen Hass im Netz»: So lautet der Titel einer Broschüre von Netz Courage, den Jolanda Spiess-Hegglin gegründe.
HANS SPECK

von Hans Speck

«Mit Herz gegen Hass im Netz» ist der Titel einer Informationsbroschüre des Vereins Netz Courage, der gegen Internethass, Diskriminierung und Rassismus im virtuellen Lebensraum antritt. Der Verein wurde im Oktober 2016 von der Journalistin und ehemaligen Zuger Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin gegründet. Sie wurde national durch den bis heute ungeklärten Fall bekannt, der sich nach der Zuger Landammannfeier 2014 ereignet hatte. So hatte die einstige Politikerin der Zuger Grünen öffentlich den Verdacht geäussert, nach dieser Feier unter Drogen vom damaligen SVP-Präsidenten Markus Hürlimann missbraucht worden zu sein. Im Netz wurde die heute 37-jährige Spiess-Hegglin darauf massiv beschimpft und diffamiert, vor allem in den sozialen Medien.

Neben der Präsentation ihres Vereins erzählte die Referentin vom Psychoterror und den unerträglichen Erlebnissen, die sie nach dieser Affäre erlebt hatte. Erlebnisse, die sie physisch und psychisch an ihre Grenzen gebracht, sie gleichzeitig aber auch unglaublich stark gemacht und auf einen Weg geführt hätten, der ihr wieder Boden unter die Füsse gesetzt und Zukunftsperspektiven eröffnet habe.

Parallelen zum Schicksal von Anna Göldi

Das Anna-Göldi-Museum in Ennenda bildete am Mittwochabend den idealen Austragungsort für das mit Spannung erwartete Referat. Gross war denn auch der Publikumsaufmarsch.

Die ehemaligen Zuger Kantonsrätin hatte das Museum selbst als «perfekten Ort» für die Präsentation ihres Vereins mit anschliessender Diskussion ausgewählt. Nach ihren eigenen Aussagen sieht sie durchaus Parallelen zwischen ihrem Fall und dem Schicksal von Anna Göldi.

«Ein Fall wie meiner darf sich nie mehr wiederholen», erklärte Spiess-Hegglin zum obersten Ziel. Um es zu erreichen, engagiert sie sich in ihrem Verein und schult Journalistinnen und Journalisten. «Es gibt aber auch Dinge, die ich allein nicht bekämpfen kann», sagte sie. Als Beispiel nannte sie «das patriarchische System in der Politik und der Frauenhass». Diese Probleme gelte es, gemeinsam zu bekämpfen. «Dann möchte ich, dass Hass auf eine bestimmte Gruppe von Menschen und generell Hassattacken in der Schweiz als Gewalttaten anerkannt werden, dass Prävention betrieben wird und offizielle Anlaufstellen geschaffen werden.»

Ziel wäre es, den eigenen Verein überflüssig zu machen

Das Ziel der Referentin wäre, dass es am Ende einen ehrenamtlichen Verein wie Netz Courage nicht mehr braucht.

Nach ihrem Referat und einigen Fragen des Museumsdirektoren Fridolin Elmer ebnete dieser den Weg für eine Diskussion. Diese Möglichkeit wurde vom Publikum rege genutzt. Wie voraussehbar standen dabei die Ereignisse aus dem Jahr 2014 im Vordergrund. Die vielen Fragen dazu beantwortete Spiess-Hegglin offen und unverblümt. Dafür erhielt sie zum Schluss viel Applaus.

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