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Den Glarner Zirkus Mugg ziehts nach Bern

Aber nicht für einen Auftritt. Die Zirkusfamilie Muggli war nominiert für den Prix Montagne, der in Bern verliehen wurde.

Südostschweiz
06.09.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Die Zugfahrt startet bereits früh.
Die Zugfahrt startet bereits früh.
NATASHA LANZ

Das Stadttheater in Bern ist gefüllt. Der Applaus des Publikums mischt sich mit dem lauten Läuten von Kuhglocken vom Balkon. Gerade sind die «Lötschentaler» vorgestellt worden, eine Kooperation von drei Hotels im Lötschental.

Nach und nach werden die für den Prix Montagne nominierten Projekte gezeigt. SRF-Moderator Nik Hartman führt mit Witz durch den Anlass. Als Letztes ist der Zirkus Mugg aus Betschwanden dran. «Glarus hat trockene Pasteten, und der Ziger ist Gewöhnungssache. Aber sie sind originell», sagt Hartmann über den Kanton.

Im Vorstellungsvideo erzählen Urs Muggli und seine Söhne Stephan und Michael von ihrem Zirkusdorf. Auf das Video soll eigentlich der Redereigen der Projekt- Paten folgen, die auch die Jury bilden. Doch beim Zirkus Mugg erfolgt auch das in Videoform. Jean-François Roth, Pate des Zirkus Mugg und Präsident von Schweiz Tourismus, lobt die Familie in seiner kurzen Filmsequenz auf Französisch.

Die Verleihung der Preise steht bevor, die Spannung steigt. Kurz lässt man die verschiedenen Projekte nochmals Revue passieren, bevor der Sieger bekannt gegeben wird. Der Saal schweigt angespannt, bis: «Jetzt kommt noch kurz die Werbeunterbrechung», scherzt Hartmann. Lachen schallt durch das Theater.

Müder Start

Der Tag der Mugglis hat früh begonnen. Der Zug nach Bern geht um 5.48 Uhr, also müssen sie zeitig aus den Federn. Urs Muggli, Clown des Zirkus’ Mugg, fährt mit einer zwölfköpfigen Delegation nach Bern. Seine Frau, Söhne mit deren Familien und Arbeiter der Zirkusstadt begleiten ihn von Betschwanden bis nach Bern.

Drei Generationen Mugglis sitzen im Zug. «Wir sind zu müde, um aufgeregt zu sein», sagt Urs Muggli. Neben seinem Vierersitz steht der Kinderwagen, in dem seine sieben Monate alte Enkelin vor sich hin lacht.

Die Zugfenster sind dunkel und die Gespräche ruhig. Themen sind nicht die anstehende Preisverleihung, sondern Kürbisse, der Nachthimmel, oder dass die Passabene-Kasse im Coop nie besetzt war. Dabei essen sie Gipfel und trinken Orangensaft.

Gegessen wird wieder im Zug nach Bern. Nach einem überraschend gemächlichen Umsteigen in Zürich, trotz der grossen Gruppe, gehts auf die Suche nach den reservierten Plätzen im Restaurantwagen. Für alle gibts Frühstück, Kaffee und Tee. Die Zugfahrt ist, abgesehen von den Launen des Säuglings, recht ereignislos.

Das Foyer des Theaters füllt sich, die Verleihung kommt näher. Nervosität zeigt sich bei den Mugglis aber keine. «Ich bin gespannt, aber nicht aufgeregt», sagt Stephan Muggli. Er hat die Reise organisiert und die Delegation zum Theater geführt. Im Foyer stellen alle anderen Nominierten ihre Projekte vor, und die Delegationen sprechen miteinander. «Wir haben starke Konkurrenz. Aber jeder hier verdient den Sieg», fügt Muggli noch hinzu. Die Projekte sind unterschiedlich, ein klarer Sieger kristallisiert sich beim Betrachten nicht heraus. Es ist schwer, eine Konditorei mit Miniaturtörtchen mit einer Baufirma für Boxbauten zu vergleichen. Oder eben einen Zirkus mit einem Gehhilfen-Hersteller. Verbunden sind die Projekte aber durch die Verwurzelung mit den Bergen.

Das spricht auch Dorothea Strasse von der Mobiliar-Versicherung an. Sie präsentiert als Sponsor-Vertreterin den Publikumspreis und spricht die Qual der Wahl an: «Der Entscheid hätte mir schlaflose Nächte bereitet.»

Wieder Stille. Das Publikum und die Nominierten sind gespannt. Die Mugglis sitzen in der zweiten Reihe, alle zusammen. Der Prix Montagne, eine bergförmige Holzskulptur, wird auf die Bühne gebracht, und der Publikumssieger wird ausgerufen: Es sind die Lötschentaler. Zum regen Applaus gesellt sich wieder das ohrenbetäubende Läuten der Kuhglocken.

Noch ist die Hoffnung aber nicht verloren; der Jurypreis steht noch aus. Doch auch hier kein Glück für die Mugglis: Der Sieger ist La Conditoria aus Graubünden, die Miniaturtörtchen herstellt.

Dabei sein ist alles

«Heute gibt es nur Sieger», hat Nik Hartmann am Anfang der Verleihung gesagt. Das macht sich schnell bemerkbar. Im Foyer wird einander gratuliert, Lob verteilt und geredet. «Es wäre fast eine Anmassung, enttäuscht zu sein», meint Urs Muggli nach der Verleihung. «Es ist eine grosse Ehre, hier zu sein und das Glarnerland zu repräsentieren.» Die sechs Finalisten sind schon die Besten der Besten, denn sie wurden aus 49 Projekten ausgewählt.

Nach Hause gehts aber noch nicht: «Wir verbringen den Tag noch alle zusammen in Bern. Wir haben eine kleine Führung in der Stadt.» So ist der Tag auch ohne Preis in der Hand ein toller Tag.

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