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Remo Stoffel schnappt sich die Villa Sumatra

Der bekannte Investor Remo Stoffel erwirbt das Filetstück der Churer Immobilien. Was er mit dem herrschaftlichen Haus samt Park mitten in der Stadt anfangen will, weiss er noch nicht.

Südostschweiz
10.08.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Eines der faszinierendsten Häuser von Chur hat einen neuen Besitzer. Im April war die 115-jährige Villa Sumatra samt 2000 Quadratmetern Umschwung vom Nachlassverwalter zum Kauf angeboten worden, und jetzt ist klar, wer sich den verblichenen Prachtbau gesichert hat: Es ist Remo Stoffels Priora AG.

«Ich bin mir der grossen kulturpolitischen Verantwortung bewusst.»

Remo Stoffel, Investor

Zuerst analysieren

Wer erfahren möchte, was mit dem seit dem Tod der letzten Besitzerin praktisch leer stehenden Gebäude nun passiert, muss sich allerdings gedulden. Der Valser Immobilienmogul, Hotelbesitzer und Hochhaus-Visionär weilt derzeit in den Ferien und teilt über seinen Sprecher mit: «Ich bin mir der grossen kulturpolitischen Verantwortung im Zusammenhang mit diesem Gebäude bewusst.» Deshalb müsse die Situation besonders vorsichtig und genau analysiert werden, lässt er wissen. «Sobald die Ergebnisse dieser Analyse vorliegen, werde ich die Öffentlichkeit informieren.»

Wäre es ein normales Haus und Grundstück an solcher Lage in der Stadt, könnte man sich gut vorstellen, was der vife Unternehmer damit anfangen würde. Doch die Villa Sumatra an der Engadinstrasse, wenige Schritte vom Bahnhof entfernt, ist keine normale Immobilie.Das herrschaftliche Anwesen steht auf der Liste der Baudenkmäler von regionaler Bedeutung, und das heisst viel mehr als nur, dass es nicht abgerissen werden darf, um etwa einer renditeträchtigen Überbauung Platz zu machen. Der Schutz erstreckt sich auch auf den Park sowie auf die Grundrissstruktur und die historische Ausstattung. Eine Änderung der Raumaufteilung im Innern darf ohne Zustimmung der Denkmalpflege nicht vorgenommen werden.

Villa Sumatra
Der Erbauer der Villa, Charles Müller-Hähl, mit seiner Familie im Jahr 1908.
Yanik Buerkli / YANIK BÜRKLI

Wie ein Schloss

Erbaut wurde des Stadtschloss 1903 von Charles Müller-Hähl. Der Schaffhauser war mit einer Tabak-Plantage auf Sumatra reich geworden und gründete 1893 zusammen mit dem Chemiker Carl Georg Bernhard in Chur die erste und einzige Bündner Schokoladenfabrik. Die Chocolat Grison wurde 1961 von Lindt & Sprüngli übernommen und 1997 geschlossen.

Nachdem der Patron 1929 gestorben war, fiel die Villa bald in eine Art Dornröschenschlaf. Denn trotz dreier Söhne und mehrerer männlicher Enkel blieben aus irgendeinem Grund immer nur die Frauen der Familie in dem Haus wohnen. Zuletzt lebte darin jahrzehntelang ganz allein die Enkelin Letizia Piaggio-Müller, die 2015 mit 82 Jahren starb. Verändert wurde im Haus seit einer Erweiterung 1923 eigentlich nichts mehr. Das ist eine einmalige Situation und es ist kein Wunder, dass der kantonale Denkmalschutz nun darauf ein ganz besonders wachsames Auge hat.

Kontakt aufgenommen mit den Wächtern des Kulturgutes hat Stoffel jedenfalls noch nicht. Der kantonale Denkmalpfleger Simon Berger erfährt von der «Südostschweiz», mit wem er es in Sachen Villa Sumatra künftig zu tun hat. Er ist gespannt, was der neue Eigentümer nun vorhat. Er würde es begrüssen, wenn Stoffel und seine Bauplaner möglichst früh das Gespräch mit ihm suchen würden. Denn bei diesem Objekt gebe es jede Menge rote Linien. «Zu vielem werden wir wohl Nein sagen müssen», warnt Berger. Er ist aber zuversichtlich, dass mit Stoffel eine sinnvolle Zusammenarbeit möglich ist.

Remo Stoffel
Financier Remo Stoffel
Marco Hartmann / MARCO HARTMANN

Mehr exklusive Einblicke in die Churer Villen in unserer Serie «Ich bau mir ein Schloss»

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..."Denn bei diesem Objekt gebe es jede Menge rote Linien. «Zu vielem werden wir wohl Nein sagen müssen», warnt Berger."... Das heisst für mich die Villa muss so bleiben wie sie ist sowohl innen wie aussen. Ich könnte mir vorstellen dass Herr Stoffel mittelfristig die Geduld verlieren wird, die Villa wieder Verkauft und das Haus dann, den vielen roten Linien sei Dank, verlottert.

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