Seit einem Jahrhundert im Garten zu Hause

Toni Joos steht im sogenannten Bindezimmer seines Floristik- und Innenbegrünungsbetriebs in Chur. «Hier hat mein Neni vor genau 100 Jahren angefangen zu wirtschaften», sagt er und blickt durch den Schuppen, den er erst kürzlich mit seiner Familie eigenhändig renoviert hat. Auf dem Tisch vor ihm steht eine Waage, mit der seine Grosseltern vor mehreren Jahrzehnten das angepflanzte Gemüse gewogen und anschliessend verkauft haben. Daneben stehen frische und mit viel Sorgfalt arrangierte Nelkengestecke. Es ist ein Raum, in dem Altes auf Neues trifft.

«Einst und heute» ist auch das Motto des 100-Jahr-Jubiläums von Joos Floristik und Innenbegrünung. Begonnen hat alles im Jahr 1918, als Anton Joos eine Gärtnerei gründete. Laut seinem Enkel Toni Joos war dies zu Zeiten des Ersten Weltkriegs, der Spanischen Grippe und des Generalstreiks ein mutiger Schritt. 1960 begann auch der Vater des heutigen Besitzers im Betrieb zu arbeiten. Er übergab das Geschäft 1995 an seinen Sohn Toni Joos und dessen Frau Romana Joos.

Drei Generationen haben also bereits im Unternehmen gearbeitet und es nach und nach verändert. «Früher wurden Salat- und Blumensetzlinge, aber auch Schnittblumen angebaut und verkauft», erzählt Romana Joos. Wegen der Konkurrenz durch Warenhäuser und aus dem nahen Ausland lohne sich das heute aber nicht mehr.

Der Gärtner als Chamäleon

Das Wirtschaftsumfeld und die Kunden würden sich stetig verändern, sagt Romana Joos. «Es braucht Anpassung und stetigen Wandel», meint sie, und ihr Ehemann ergänzt: «Deshalb steht bei uns heute nicht mehr die Produktion, sondern die Dienstleistung im Vordergrund.» So setze man neben dem Verkaufsladen vor allem auf die Begrünung von Innenräumen und den Unterhalt von Pflanzen. Zudem gestaltet Toni Joos Metallfiguren für den Innen- und Aussenbereich. Und auch Workshops bietet die Familie an. Dabei können die Teilnehmer unter Anleitung eigene Blumengestecke herstellen.

Es wird gefeiert

Wie sich das Unternehmen in den 100 Jahren gewandelt hat, dokumentiert die Jubiläumsausstellung im grossen Treibhaus der Gärtnerei. Bilder aus dem Familienarchiv zeigen, wie auf dem Grundstück des Unternehmens gearbeitet wurde.

Eines der Fotos zeigt Gründer Anton Joos, der mit einer Giesskanne die damaligen Triebbeete bewässert. «Dafür hat er Regenwasser benutzt, das in einem Fass gesammelt wurde», erzählt Romana Joos. Heute steht das hölzerne Fass inmitten der Ausstellung und wird zur privaten Jubiläumsfeier am kommenden Samstag mit Prosecco gefüllt. Am Sonntag folgt von 10 bis 16 Uhr der Tag der offenen Tür.