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Kaltbrunner Rakete startet bei nationalem Wettbewerb durch

Mit seiner selbst gebauten Modellrakete hat Lukas Hauser aus Kaltbrunn seine Mitschüler an der Kantonsschule Wattwil bereits überflügelt. Er wurde für seine Maturaarbeit prämiert. Nun will er auch beim nationalen Wettbewerb der Stiftung Schweizer Jugend forscht hoch hinaus.

Südostschweiz
20.04.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

von Anja Ruoss

Der Countdown läuft. Die Spannung steigt. Nur noch wenige Sekunden, dann hebt die Kapsel ab. Der Start einer Rakete ist für die Verantwortlichen immer wieder ein nervenaufreibendes Ereignis.

Dieses Gefühl kennt der 18-jährige Lukas Hauser aus Kaltbrunn. In seiner Maturaarbeit behandelte er Modellraketentechnik und baute eine eigene High-Power-Rakete. Dafür wurde er von der Kantonsschule Wattwil prämiert. Nun will Hauser auch die Jury des nationalen Wettbewerbs von Schweizer Jugend forscht (siehe Box) mit seinem Projekt überzeugen.

Rakete auf einem anderen Level

Mit Modellraketen beschäftigt sich Hauser schon länger. «Ich bin seit 2012 bei der Advanced Rocketry Group of Switzerland, kurz Argos, dabei», erklärt er. Argos ist ein Verein für Modellraketenbauer. In der Schweiz gebe es nur zwei Startbahnen, auf denen die selbst gebauten Raketen in die Höhe steigen dürfen. «Eine befindet sich im Jura, die andere hier in Kaltbrunn. Ich hatte also ziemlich Glück», sagt Hauser und lacht.

Die Rakete, die der 18-Jährige für seine Maturaarbeit gebaut hat, ist demnach nicht seine erste. «Aber sie ist mit 2,60 Metern mein grösstes Modell», sagt er.

Als Vorbild diente ihm eine kanadische Rakete. Doch Hauser interessierte sich beim Realisieren seines Projekts weniger für das Äussere. «Es ging mir vor allem um den internen Teil, den ich selbst konstruiert und aufgebaut habe.»

Fachliche Unterstützung erhielt der Kaltbrunner von Jürg Thüring. Dieser baut Hagelabwehrraketen und besitzt in Schlieren eine Raketenwerkstatt. «Dort durfte ich meine Rakete bauen», sagt Hauser. «Er sagte mir, was bereits gut umgesetzt ist und gab mir hilfreiche Tipps, wie ich mein Modell noch verbessern könnte.»

Trotz seiner Erfahrungen beim Raketenbau lernte der 18-Jährige viel Neues dazu. «Diese Rakete ist auf ei-nem ganz anderen Level als alle meine bisherigen», erklärt er.

Insgesamt investierte Hauser rund 200 Stunden in den Bau seiner Rakete. Beim Testflug erreichte sie eine Höhe von 600 Metern. «Doch eigentlich sollte sie bis zu 2000 Meter hochfliegen können», sagt Hauser.

Gleichgesinnte kennenlernen

Für die Teilnahme beim nationalen Wettbewerb von Schweizer Jugend forscht musste Hauser seine Maturaarbeit einschicken. «Danach wurde ich eingeladen, in Bern einen Vortrag über meine Arbeit zu halten», erklärt er. Dies sei eine Vorrunde des Wettbewerbs gewesen. «Es war toll. Vor allem da ich Gleichgesinnte kennenlernen konnte.»

Nach weiteren Selektionen steht fest: Hauser ist für das Finale des nationalen Wettbewerbs zugeladen. Ende April reist der 18-Jährige deshalb nach Neuchâtel. Dort gibt es eine dreitägige Ausstellung aller Arbeiten. Zudem erhalten die Teilnehmer mindestens 500 Franken Preisgeld für ihre Leistung. «Aber die Rakete werde ich dort nicht zünden können», sagt er.

Kein «6er-Schüler»

Für Hauser ist die Aussicht auf ein Preisgeld oder eine der Sonderpreise jedoch zweitrangig. Im Zentrum steht für ihn, dass er überhaupt für den Wettbewerb in Erwägung gezogen wurde. «Ich glänze in der Schule nicht mit Bestnoten, da mich der Stoff meist nicht interessiert», sagt er. «Aber es ist eine schöne Bestätigung, dass ich doch etwas kann. Besonders wenn es in einem Bereich ist, der mir auch wirklich Spass macht.»

Nach seinem Maturaabschluss will Hauser im kommenden Sommer ein Elektrotechnikstudium an der ETH in Zürich beginnen. «Dafür werde ich dann auch mehr lernen», sagt er.

Schweizer Jugend forscht

Seit über 50 Jahren veranstaltet die Stiftung Schweizer Jugend forscht einen nationalen Wettbewerb, bei dem Schüler und Lehrlinge ihre wissenschaftlichen Arbeiten im landesweiten Vergleich miteinander messen können. die die Jugendlichen auch bei der Weiterentwicklung ihrer Arbeit unterstützen. Die besten Arbeiten werden im Final bei einer mehrtägigen Ausstellung präsentiert. Die Finalisten erhalten für ihre Arbeiten die Prädikate «gut», «sehr gut» oder «hervorragend», welche mit unterschiedlich hohen Preisgeldern honoriert werden. Gewinner des Prädikats «hervorragend» erhalten zudem Sonderpreise wie die Teilnahme an internationalen Wettbewerben, Praktika oder Reisen zu Treffen für Jungwissenschaftlerinnen auf der ganzen Welt. (aru)

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