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Mit der Dampflok einmal um den Springbrunnen

Daniel Bär aus Oberurnen ist ein Eisenbahn-Fan. Nachdem er sein Geschäft 2015 aufgeben musste, versucht er sich als Lokomotivführer einer Modell-Eisenbahn. Auf die Landsgemeinde freut er sich besonders.

Paul
Hösli
07.04.18 - 09:05 Uhr
Leben & Freizeit
Weitere Informationen zur  Parkbahn Linthland unter  www.modelleisenbahnen.ch  oder auf Facebook
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Der Dampf zischt auf beiden Seiten und aus dem Kamin der «Virginia» heraus. Der Pfiff ertönt, und langsam setzt sich die Modell-Dampflokomotive im Massstab 1:8 in Bewegung. Unter dem Rattern der Geleise und dem typischen Geräusch einer Dampflok begibt sie sich mit bis zu acht Personenwaggons auf ihre kurze Reise. Zuvorderst Platz genommen hat Daniel Bär. Der Oberurner ist stolzer Besitzer von «Virginia» und ein richtiger Eisenbahn-Freak. 2015 musste er sein Modellbau-Geschäft in Oberurnen aufgeben, heute verkauft er den Restbestand noch übers Internet und hat einen kleinen Laden bei sich zu Hause eingerichtet. «Ich musste mir nach der Geschäftsaufgabe ein neues Standbein aufbauen und kam so auf die Idee, mit der Parkbahn Linthland», erklärt der 48-Jährige.

Er konnte die Dampflokomotive vor zwei Jahren zu «einem Freundschaftspreis» von Marcel Cattin erwerben und erweckte sie damit aus ihrem 15-jährigen Dornröschenschlaf. «Marcel Cattin liess regelmässig beim Hersteller die Revision machen, sie war gut in Schuss. Ich musste nicht viel machen, nur die Ventile nachschleifen, und schon dampfte sie wieder.» Wenn man eine solche Modell-Lokomotive neu kaufen will, kostet sie gut und gerne soviel wie ein schönes Auto der Mittelklasse. Daniel Bär besitzt neben der «Virginia» noch eine weitere Dampflokomotive – die grössere «Zora». Darüber hinaus hat er etwa 200 Meter Gleis, zwei Weichen und zehn Personenwaggons. Auf einem finden sechs bis acht Kinder oder drei bis vier Erwachsene Platz.

Einmal um den Springbrunnen

Langsam rattert «Virginia» von dannen. Speziell die Kinder haben laut Daniel Bär «‘usinnig’ den Plausch», und auch die Erwachsenen geniessen die Fahrt mit dem Zug und der dampfenden Lokomotive in Kleinformat. Langsam entwickelt sich auch das Geschäft von Daniel Bär, er müsse hofieren, sagt er. Einen Fixtermin hat er aber. «Am Landsgemeinde-Wochenende werde ich die Geleise im Volksgarten aufbauen und um den Springbrunnen herum fahren.» Rund zwei Minuten dauert die Fahrt, der Aufbau mit zwei oder drei Mann um die drei Stunden. «Je nachdem, wie das Gelände ist. Im Volksgarten ist es aber ideal, da es topfeben ist. Wenn die Geleise stehen, beginnt der wirkliche Spass», sagt er und führt mit einem Lachen fort, «zusammengeräumt ist jeweils schneller».

Der Zufall stand dem ehemaligen Lokomotivführer Pate. Da das Ponyreiten vor zwei Jahren ausfiel, übernahm Daniel Bär die Initiative und sprang mit seiner Mini-Eisenbahn in die Bresche. Mit der Gemeinde Glarus sei abgemacht, dass das Ponyreiten und die Eisenbahn sich jährlich abwechseln.

Vom Kondukteur zum Lokomotivführer

Und er freut sich sehr darauf, dies drückt im Gespräch immer wieder durch. Daniel Bär ist seit Kindesbeinen ein Eisenbahn-Fan. Bereits als Zehnjähriger schaute er in Weesen als Kondukteur zum Rechten, wo ein Herr Wild aus Schwanden eine ähnliche Anlage aufgebaut hatte. «Es ist seit jeher mein liebstes Hobby, welches mir grossen Spass bereitet und ich nun zu meinem Beruf gemacht habe», freut er sich. Von 1990 bis 2005 musste er das Hobby zurückstecken, da er als richtiger Lokomotivführer arbeitete.

Jetzt ist er es erneut, einfach auf einer Modelleisenbahn. Das Landsgemeinde-Wochenende ist für Daniel Bärs Loki-Geschäft und seine «Virginia» ein sehr wichtiges. «Ich hoffe, das Wetter spielt mit.» Nässe ist gar nicht gut. Nicht nur, weil es weniger Leute hat, auch die 110 Kilogramm schwere und 1,5 PS-starke Lokomotive hat auf den nassen Geleisen Mühe. «Ich muss die Diva schon streicheln und ihr flattieren», sagt er und lacht. Wenn sie aber einmal dampft und zischt, dann anstandslos. Bis zu 2,5 Tonnen kann die Dampflokomotive ziehen.

Hoffnung auf Besserung mit der Unterstützung von Petrus

Damit er seine Eisenbahn im Volksgarten aufbauen darf, muss er die Gemeinde entschädigen. Vor zwei Jahren rentierte es an der Landsgemeinde nicht. Er denkt, dass es in diesem Jahr besser laufen werde, sofern Petrus mitspiele. «Ich versuche, mein Geschäft bekannt zu machen, aber es ist schon nicht einfach. An einer Chilbi etwa kann ich es vergessen, meine Eisenbahn aufzustellen, da die Chilbibetreiber oft Exklusivverträge mit den Gemeinden haben.» Mieten könne die Eisenbahn eigentlich jeder, «und je länger sie steht, desto günstiger wird es.»

Im Juni wird er mit seiner Modell-Eisenbahn am Tag der offenen Tür des Dampfzentrums Winterthur seine Runden drehen. Und auf diesen hat er Verantwortung. «Ich muss aufpassen und darf nicht zu schnell fahren, speziell wenn die Kinder herumhampeln, kann es durchaus passieren, dass ein Waggon kippt.» Dies sei zwar sehr selten vorgekommen, könne aber passieren. Wenn man sich benimmt, steht dem Spass mit der dampfenden, zischenden und ratternden Eisenbahn für die ganze Familie nichts im Weg – lediglich Petrus könnte die Pläne von Daniel Bär durchkreuzen.

«Ich muss die Diva schon streicheln und ihr flattieren. Wenn sie aber läuft, dann anstandslos.»

«Ich versuche, mein Geschäft bekannt zu machen, aber es ist nicht einfach.»

Paul Hösli ist Redaktor bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Wenn er keine Artikel über das regionale Geschehen verfasst, produziert er die Zeitung. Zudem ist er der Stellvertreter von Ruedi Gubser für das Ressort Sport. Er ist seit 1997 bei der «Südostschweiz», im Jahr 2013 wechselte er intern von der Druckvorstufe in die Redaktion. Zuerst in einem 40-Prozent-Pensum und seit 2016 zu 100 Prozent. Mehr Infos

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