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Das Linthgebiet bibbert nicht vor der grossen Kälte

Die sibirische Kälte erreicht heute Montag die Schweiz. Sie wird die nächsten Tage für Temperaturen bis minus 16 Grad im Flachland sorgen. Durch eine kräftige Bise werden die gefühlten Temperaturen in weiten Teilen noch darunter liegen. Menschen, Tiere und Pflanzen in der Region scheinen für die Kälte gewappnet.

Milena
Caderas
25.02.18 - 16:35 Uhr
Leben & Freizeit

Arthur Wespe aus Schmerikon fischt seit über 30 Jahren auf dem Zürichsee. In den drei Jahrzehnten hat sich viel verändert. Mittlerweile sind es laut Wespe noch rund 20 Berufsfischer, die das ganze Jahr über ihre Netze im Zürichsee auswerfen.

Im Winter macht sich Wespe morgens zwischen vier und fünf Uhr früh auf den Weg. Dicke Kleidung schützt dann den Fischer. Speziell mit kalten Händen hat er zu kämpfen. Handschuhe zu tragen, wäre äusserst unpraktisch. Beim Ausführen feiner Arbeiten wären sie hinderlich. Wespe überlegt sich nun, diese Woche eine Pause einzulegen.

«Solange ich mindestens etwa 20 Kilo pro Tag fische, lohnt es sich noch», erklärt der Angler. Er werde fortwährend abwägen, ob sich der Aufwand für einen Fang lohne. Wespe schätzt, dass bei minus zehn Grad ein kritischer Wert erreicht ist. Wenn es noch kälter sei, fange er zu wenig, erklärt Wespe.

Winterlicher Garten

Die Gärten liegen ebenfalls im Winterschlaf. «Ich bin froh, dass es noch einmal richtig kalt wird», sagt Gärtner Stefan Rüegg aus Uznach. Ein bis zwei Wochen Dauerfrost würde die Bestände von Ungeziefer wie dem Buchsbaumzünsler dezimieren. «Den Frost hätte ich einfach viel lieber im Januar gehabt anstatt 12 Grad Anfang Jahr und jetzt Minustemperaturen», erklärt Rüegg.

Heimische Pflanzen könnten sich anpassen, so der Gärtner. Besonders zu schaffen machten die tiefen Temperaturen südländischen Pflanzen wie etwa Palmen, die in den letzten Jahren auch im Linthgebiet in Mode gekommen seien. Topfpflanzen können in einem Treibhaus warmgehalten werden. Der Energieaufwand für solche Massnahmen sei einfach sehr hoch, gibt Rüegg zu bedenken.

Rüegg erinnert an den Bauernkalender, auch wenn viele die wärmere Jahreszeit herbeisehnen. «Der späte Frost letztes Jahr hat gezeigt, dass die Eisheiligen Mitte Mai ihre Gültigkeit haben.»

Die Saison hat auch beim Gemüsebauern Peter Kistler in Reichenburg noch nicht begonnen. Er sieht in der anrollenden Kältewelle «nichts Abnormales». Er bleibt gelassen. Spezielle Vorkehrungen habe er keine getroffen. Viel könnten private Gartenbesitzer nicht tun. Wo es Sinn mache, hätten sie höchstens die Möglichkeit, Beete abzudecken. «Natur ist eben Natur», sagt Kistler.

«Stress für die Tiere»

Auch den Tieren macht die Kälte zu schaffen. Sie frieren und hungern. «Fitte Wildtiere können sich mit der Kälte arrangieren», sagt der Uzner Wildtierbiologe Klaus Robin. Im Winter bräuchten die Tiere mehr Energie als sonst. Allerdings hätten sie Strategien, mit den tiefen Temperaturen umzugehen.

Zum Beispiel könnten sie Fett abbauen oder ihre Aktivitäten reduzieren. Wenn es richtig kalt wird, ziehen sich Wildtiere laut Robin an geeignete Standorte zurück. Solche Rückzugsorte fänden sie in der Regel dort, wo sie vor Wind geschützt seien.

«Wenn wir den Tieren einen Gefallen tun wollen, sollten wir die Ruhe der Tiere respektieren», erklärt der Wissenschaftler. Wildruhezonen müssten auf jeden Fall beachtet werden. Dass im Winter immer mehr Menschen beispielsweise mit Schneeschuhen im Gelände unterwegs sind, findet Robin eine bedenkliche Entwicklung.

Er rät davon ab, Tiere zu füttern. «Damit macht sich in erster Linie der Mensch einen Gefallen», so der Wildtierbiologe. Wildtiere passten ihre Darmzotten über die Wintermonate der schwer verdaulichen Nahrung an. Frisches Futter mitten im Winter bringe die Verdauung durcheinander.

Storchennester müssen warten

Die Konsequenzen der Kältewelle bekommen die Störche zu spüren. Für die Storchennester werden auf dem Dach der Uzner Kreuzkirche zwei Holzkonstruktionen installiert. Die Vögel bauen diese dann aus. Mitte vergangener Woche hätten eigentlich solche Konstruktionen angebracht werden sollen.

Wegen der tiefen Temperaturen verzögert sich deren Installation nun voraussichtlich bis Ende dieser Woche. Laut Bruno Bachmann, Präsident des Storchenvereins Uznach, ist der mit einem Sender ausgestattete Storch Kuruka seit vergangenem Donnerstag wieder im Linthgebiet.

Grundsätzlich könnten die Uzner Störche gut mit der Kälte umgehen, erklärt Bachmann. Wenn es kalt sei, nisteten die Störche in der Regel später. Will heissen, ihre Jungen kommen später im Jahr zur Welt.

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