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Der SVP-Bundesrat Ueli Maurer «hät Luscht uf Eis-Zwei-Geissebei»

Das «Eis-Zwei-Geissebei» bot 2018 nicht nur feucht-fröhliche Fasnachtsunterhaltung, sondern auch hohen Besuch. Als erst zweiter Bundesrat machte Ueli Maurer der Hochburg der Rapperswiler Narren im Rathaus seine Aufwartung. Und kam an.

Pascal
Büsser
14.02.18 - 13:54 Uhr
Leben & Freizeit

Auf Interviews beim Schweizer Fernsehen hat Bundesrat Ueli Maurer öfter mal «kä Luscht» – und lässt Reporter verdutzt stehen. Für das «Eis-Zwei-Geissebei 2018» im Rapperswiler Ratshaus liess er sich nicht zweimal bitten. Dieses war auch heuer auf allen Etagen proppenvoll. «Da bekommt das Wort ‘Dichtestress’» eine ganz neue Bedeutung, befand Ortsgemeindepräsident und Gastgeber Matthias Mächler. Er stellte am traditionellen «Herrenessen» am Dienstag den früheren SVP-Präsidenten Maurer als Bundesrat mit Migrationshintergrund vor – er sei aus Bern angereist. Der Ehrengast bewies indes, dass er sich in der Region bestens auskennt. Nicht nur sein Hochzeitsessen gönnte er sich vor über 40 Jahren in der Stadt. Auch als Bundesrat speiste er schon hier. Das Schönste an «Rappi» sei allerdings der Bachtel im Hintergrund, meinte der Zürcher Oberländer. Dort holte er sich die berufliche Qualifikation für den Job als Schweizer «Finanzminister», wie Gastgeber Mächler anmerkte. Als Kassenwart beim Skiclub.

Maurer staunt über Barbara Keller

Maurer war auch darüber informiert, dass es den Seedamm schon seit der Bronzezeit gibt. «Die Fahrt drüber dauert heute immer noch gleich lang.» Die Verkehrssituation in Rapperswil-Jona liess ihn poetisch an Rainer Maria Rilkes «Panther» denken. «Als ob es tausend Autos gäbe, und hinter tausend Autos keine Welt.»

Bundesrat Ueli Maurer wird im Stau in der Stadt ganz poetisch.

Beeindruckt ist Maurer vom regionalen SVP-Aushängeschild Barbara Keller-Inhelder. Sie sei im Nationalrat stets anwesend und schreibe fleissig mit. «Von unserer Partei hat sie diese Disziplin nicht.» Es gebe aber eben auch ein Leben nach der CVP. Für Beratungen stehe er am Ausgang zur Verfügung, so Maurer. Mächler sah Keller-Inhelders Wechsel von CVP zu SVP derweil als Win-win-Situation. «Damit ist das Niveau in beiden Parteien gestiegen.» Wobei es zwischen CVP und PVC ja auch keinen Unterschied mehr gebe. «Wenns heiss wird, werdet beidi weich.» Sowohl Gastgeber Mächler wie Ehregenast Maurer ernteten kräftigen Applaus der Fasnächtler für ihre Reden. Maurer war laut Mächler erst der zweite Bundesrat nach Willi Ritschard selig, der das «Geissebei» beehrte.

Von Stöck zu Schneider bis Trump

Später gab sich mit Beni Würth auch noch der Finanzchef von St. Gallen die Ehre. Geld hat zwar auch er keines, wie Maurer anmerkte. Mit den Geissesängern (Barbara Schlumpf, Martin Garrecht, Oliver Greis), unter Leitung von Max Aeberli am Klavier, sang er dafür aus voller Kehle. Statt «Fuchs du hast die Gans gestohlen» hiess es nun «Hug du hast das Blatt verloren».

Abwart Jonas Rappolter (Markus Speck) hat im Stadthaus wieder einiges aufgeschnappt. Bauchef Thomas Furrer stehe im Lido im Schilf und bei der geplanten Trainingshalle sei die Luft draussen. Jetzt muss Zimmermeister Ueli Dobler ran. Der Ortsgemeinde empfahl er derweil, die Stadtbeiz «Paragraf 11» in «Paragraf 10» umzubenennen. «Dann kann es ‘Dieci’-Delli Colli einfacher übernehmen.»

Der UN-Wahlbeobachter (Rolf Heeb) analysierte ebenfalls die politische Lage. «Stöck machts recht guet – für en Afänger.» Mit Gratisbier halte er das Volk bei Laune. So passiert nach dem Cupsieg der Lakers. «Wenns Gratisbier gibt, sieht man sogar Stöck senior wieder mal im Ausgang.» Mehr Bedenken hat die UNO ob der teuren Pläne von Ortsgemeinde und Stadt beim Schloss. «Die Polen schielen schon ganz gierig auf die Konkursmasse.» Ein Mann ohne Visionen sei leider Bundesrat Johann Schneider-Ammann. «Bis der eine formuliert hat, ist sie schon wieder Vergangenheit.» Glück im Unglück habe dagegen Donald Trump gehabt. Ein Attentäter habe ihm einen zentralen Kopfschuss verpasst. «Er wurde dabei nur leicht verletzt.» Verständlich auch, dass Trump dann für den WEF-Besuch eigene Helikopter mitgebracht habe, statt auf die Super Pumas von Guy Parmelins VBS zu setzen – «bei deren Absturzquote».

«Stapi» Stöckling hält das Volk mit Gratisbier bei Laune. Da sieht man sogar Stöck senior wieder mal im Ausgang.

Scharfe Urteile verkündete das Saugericht (Philipp Elsener, Linus Hofmann und Basil Vollenweider). Nicht vorgeladen wurde Barbara Keller-Inhelder («blond sein allein, das reicht nicht, nur Substanz kommt vor Gericht»). So gesehen ist Thomas Furrer ein ganz Gehaltvoller. Mit dem zaudernden Bauchef rechnete das Tribunal am längsten ab. Auch «Pizza-Mafia-Boss» Rocco Delli Colli bekam sein Fett weg. Feuerwehrchef Roland Meier war dagegen mit der Seerettung unterwegs statt im Ratshaus («er löscht sorglos und behände seine selbst gelegten Brände»).

Nach viel Applaus für die Kabarett-Nummern und dem gemeinsam gesungenen Rapperswiler Lied öffneten sich um 15.15 Uhr die Fenster des Ratshauses. Dutzende kleine und grössere Hände streckten sich nach den von den Herren herausgeworfenen Würsten und dem übergrossen Biber. Mit der Rückgabe des Pflastersteins um 22 Uhr auf dem Hauptplatz endete in der Dienstagnacht die Fasnacht 2018 in der Stadt offiziell.

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