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42.5 Stunden und mehr: Arbeitet Ihr noch oder lebt Ihr schon?

Wir östliche Nachbarn arbeiten weniger als Ihr. Doch das weitverbreitete Klischee von der fleissigen Schweizer Arbeitsbiene stimmt nur teilweise. Das beruhigt mein Gewissen und meinen Biorhythmus.

25.01.18 - 11:00 Uhr
Leben & Freizeit
Öschterreicher arbeiten 40 Stunden. Maximal. Die Gast-Schreiberin musste sich erst an die Schweizer 42.5 Stunden gewöhnen.
Öschterreicher arbeiten 40 Stunden. Maximal. Die Gast-Schreiberin musste sich erst an die Schweizer 42.5 Stunden gewöhnen.
VALENTINA DIRMAIER

Liebe Bündner,

Ihr «schafft». Wir «hackln». Wenn es ums Arbeiten geht, unterscheidet uns nicht nur die Bezeichnung, sondern auch die Sache selbst. Neben euch erscheinen wir Öschterreicher als Faulpelze. Denn Eurer Arbeitszeitgesetz sieht maximal 45 Stunden vor, 42.5 Stunden sind Usus. In Österreich ist die Normalarbeitszeit mit 40 Stunden festgesetzt. Viele Kollektivverträge sehen sogar eine verkürzte Normalarbeitszeit vor. Gewöhnlich sind 38.5 Stunden. 

Ich muss gestehen, ich war erstaunt als ich davon erstmals Notiz nahm. Ich konnte es mir nicht vorstellen. Spätestens als ich vor drei Wochen Teil Eurer Arbeitswelt wurde, hat mich Euer Arbeitsbienen-Dasein knallhart getroffen. Mein Biorhythmus war gestört. Am zweiten Tag hat er durchgedreht. Ich habe freiwillig, um 20 Uhr, volley vom Schaffen- in den Schlafmodus gewechselt. 

Arbeiten die Schweizer zu viel?

Ja. 42.5 Stunden sind zu viel des Guten. Ich will mehr Freizeit.
75%
Nein. Ich bin mit dem Arbeitspensum zufrieden.
24%
Ist mir egal. Ich «schaffe» nicht.
2%
51 Stimmen

Da ich, wie jeder Mensch, ein Gewohnheitstier bin, habe ich mich auch an die 42.5 Stunden gewöhnt. Aber entschuldigt, ich drifte ab. Ich gähne. Dieser verflixte Biorhythmus meldet sich schon wieder und fragt dreist: «Schaffsch noch oder lebsch schon?». Schweinehund. Aber ich bekämpfe ihn. Mit Arbeit. 

Nun liebe Bündner, ich wünsche Euch hiermit ein schönes Schaffen. 

Valentina

 

P.S.: Mein schlechtes Gewissen hat sich inzwischen wieder beruhigt. Der Grund: Ich bin auf eine Statistik der Eurostat sowie des Eidgenössischen Bundesamts für Statistik gestossen. Und die belegen, dass der Mythos von der fleissigen Schweizer Arbeitsbiene nur bedingt stimmt.

PPS.: Vergleicht man die Erwerbstätigen europaweit, so haben die Schweizer 2016 im Durchschnitt 36 Stunden und zwölf Minuten auf der Stundenliste zu Buche stehen. Das ist weniger als in der EU, wo ein Erwerbstätiger durchschnittlich 36 Stunden und 36 Minuten pro Woche bei der Arbeit verbrachte. 

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