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In den Morgenstunden sind die «Zebras» gefährlich

In den vergangenen vier Wochen sind im Kanton Glarus auf Zebrastreifen mehrere Fussgänger verletzt worden. Bei der Polizei kennt man die möglichen Gründe, weiss aber auch, wie solche Unfälle vermieden werden können.

Marco
Lüthi
18.01.18 - 10:28 Uhr
Leben & Freizeit
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Parallelen gibt es gleich mehrere: Alle Unfälle ereigneten sich zwischen 7 Uhr und 7.30 Uhr. Die Opfer sind vorwiegend Jugendliche und zwischen zwölf und 17 Jahren alt. Das Alter der involvierten Autofahrer liegt zwischen 53 und 61 Jahren. Die Unfallorte sind allesamt Fussgängerstreifen, die auf der Hauptstrasse oder auf einer Strasse in unmittelbarer Nähe liegen. Der Tag der Unfälle ist meistens ein Dienstag oder Donnerstag. Und: Alle fünf Unfälle haben sich in den vergangenen vier Wochen zugetragen.

Aus dem «Nichts» auf der Strasse

Was hat zu den jüngsten Unfällen auf Glarner Zebrastreifen geführt? Oft spielten verschiedene Faktoren zusammen, sagt Armin Ackermann. Er ist Chef Fachdienst Verkehr bei der Kantonspolizei Glarus.

Der Autofahrer hat Stress, weil er morgens eher spät unterwegs ist zur Arbeit, worunter seine Aufmerksamkeit leidet. Hinzu kommen die tägliche Routine sowie die Licht- und Verkehrsverhältnisse am Morgen. Und dann betritt plötzlich eine unauffällig dunkel gekleidete Person die Strasse. «Bei den jüngsten Unfällen wurden die Fussgänger genau deswegen übersehen», sagt Ackermann. «Vielfach hätten sie aber von den Autofahrern gesehen werden können.»

Doch nicht nur unaufmerksame Automobilisten tragen zu einem höheren Unfallrisiko auf Zebrastreifen bei, sondern auch die Fussgänger selbst. Sie betreten häufig einfach die Strasse, ohne auf den Verkehr zu achten. «Das ist keine Seltenheit», sagt Ackermann. Dem Autofahrer ist es in dieser Situation fast nicht möglich, anzuhalten und den Fussgänger über die Strasse zu lassen. «Blickkontakt ist daher enorm wichtig», betont der Verkehrssicherheitsexperte.

Viermal mehr Unfälle als noch im Jahr zuvor

Das Gefahrenpotenzial ist im Kanton Glarus eigentlich gross. Alleine auf der 33 Kilometer langen Hauptstrasse von Bilten nach Linthal gibt es rund 140 Zebrastreifen.

Die Unfallrate hat stark zugenommen: Im vergangenen Jahr hat sich die Anzahl Unfälle auf Glarner Fussgängerstreifen fast verdreifacht. 2017 waren es acht, im Vorjahr zwei und 2015 drei Unfälle.

Im Jahr 2018, das ist gerade mal zweieinhalb Wochen alt, verzeichnet die Unfallstatistik der Polizei bereits drei Verletzte auf Zebrastreifen.

Am häufigsten werden Fussgänger an den Beinen und am Kopf verletzt. Etwa durch den ersten Zusammenstoss mit dem Auto, dem Aufprall auf dem Fahrzeug oder letztlich beim Sturz auf die Strasse. Kommt es bei einer hohen Geschwindigkeit zur Kollision, können auch innere Verletzungen die Folge sein.

Um Spitalaufenthalte zu vermeiden, sollten Autofahrer und Fussgänger die folgenden Verhaltensregeln der Polizei zu Herzen nehmen:

Der Autolenker sollte …
△ …seine Aufmerksamkeit erhöhen
△ …Ablenkung vermeiden und sich auf die Strasse konzentrieren, insbesondere bei viel Verkehr, beim Abbiegen, bei Kreuzungen und bei Schulen und Kindergärten
△ …die Drei-A-Methode (Alter, Aufmerksamkeit, Absicht) beim Beurteilen der anderen Verkehrsteilnehmer anwenden
△ …sich der möglichen Gefahren bewusst sein und diese frühzeitig zu erkennen und zu reagieren.
△ …das Fahrzeug bewusst lenken
△ …genügend Zeit einplanen, wodurch Hektik und Stress vermieden wird
△ …Respekt den anderen, teils schwächeren Verkehrsteilnehmern gegenüber haben.

Der Fussgänger sollte …
△ …ganz klassisch: «Warte, luegä, losä, laufe»
△ …helle Kleidung tragen, wenn möglich solche mit reflektierenden Akzenten
△ …den Anhalteweg beurteilen, der vor allem im Winter bei Schnee und Eis länger ist
△ …nicht unvermittelt die Strasse betreten, der Fahrzeuglenker muss die Chance haben, anzuhalten und den Vortritt zu gewähren
△ …sich nicht vom Smartphone ablenken lassen und keine Kopfhörer in den Ohren
△ …Respekt vor den andern, stärkeren Verkehrsteilnehmern haben.

Marco Lüthi ist Redaktor und Produzent bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Mehr Infos

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