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Baumaterial für mehrere Generationen bei Valzeina

In der Gemeinde Grüsch könnten in Zukunft grosse Mengen an Strassenbaumaterial in einem unterirdischen Steinbruch abgebaut werden. Doch noch lauern auf die Initianten einige Stolpersteine.

Patrick
Kuoni
12.11.17 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Das Eingangsportal des Steinbruches soll bei der Valzeinabrücke gebaut werden.
Das Eingangsportal des Steinbruches soll bei der Valzeinabrücke gebaut werden.
THEO GSTÖHL

In der Gemeinde Grüsch könnten in Zukunft grosse Mengen an Strassenbaumaterial in einem unterirdischen Steinbruch abgebaut werden. Doch noch lauern auf die Initianten einige Stolpersteine.

Fast bis auf den letzten Platz war die Mehrzweckhalle in Grüsch am Donnerstagabend gefüllt. Dies trotz dem gleichzeitig stattfindenden Spiel der Schweizer Fussballnationalmannschaft gegen Nordirland. Der Grund für das zahlreiche Erscheinen der Prättigauer Bevölkerung war eine Informationsveranstaltung zu einem geplanten unterirdischen Steinbruch bei Valzeina. Die KSB Gruppe mit Sitz in Maienfeld plant während 80 Jahren zwischen 70 000 und 120 000 Kubikmeter Fels abzutragen. Das Eingangsportal soll dabei gleich nach der Valzeinabrücke bei der alten Valzeinerstrasse zu liegen kommen.

Die KSB Gruppe, welche auf Kies, Beton und Sand spezialisiert ist, plant, durch Sprengungen das Material unterirdisch abzubauen. Ein bis zweimal pro Tag sollen die Sprengungen erfolgen. Danach würden die Materialien mittels Lastwagen in das Werk Tardis in Landquart überführt. Dies führt gemäss dem Gesamtprojektleiter Marcel Winter zu 60 bis 106 Einzelfahrten am Tag. Miteinberechnet sind bei dieser Anzahl auch bereits mögliche Deponiefahrten. Denn laut Winter besteht die Möglichkeit, Teile des Steinbruches auch für die Deponie verschiedener Materialien zu nutzen. Dies sei sehr gefragt, da die Deponiekapazitäten regional und überregional knapp seien. Die Materialen könnten von Geschiebe aus Geschiebesammlern (Typ A mit den niedrigsten Auflagen) bis hin zu Filterasche (Typ D mit den höchsten Auflagen) reichen.

Neue Arbeitsplätze

Die im Steinbruch abgebauten Materialien werden im Werk Tardis zum Beispiel zu Strassenbaumaterial verarbeitet. Dies ist dann laut Bernhard Zindel, dem Vorsitzenden der KSB Gruppe, auch einer der Gründe für das Steinbruchprojekt. Man wolle durch den unterirdischen Abbau die Versorgungssicherheit von Baumaterialien für kommende Generationen sicherstellen. Ausserdem könne man so die Arbeitsplätze in der Region sichern und einige neue Stellen schaffen. Wie viele genau es sein werden, ist laut Zindel noch offen. Er rechnet aber mit ungefähr vier bis fünf neuen Arbeitsplätzen in Grüsch.

Läuft alles nach Plan, so rechnet die KSB mit einem Baustart des Steinbruches im Jahre 2021.

Bis dahin sind allerdings noch viele Hürden zu überwinden. Das Projekt, welches 2012 mit der Vorstellung beim Gemeindevorstand Grüsch richtig ins Rollen kam, muss nämlich noch durch das Grüscher Volk abgesegnet werden. Voraussichtlich im Jahre 2019 stimmen die Grüscher über die notwendige Zonenplanrevision ab.

Offene Fragen

Einige Bedenken wurden an der Informationsveranstaltung bereits geäussert. Ein grosses Thema war beispielsweise die Auswirkungen der unterirdischen Sprengungen. «Der kürzeste Abstand vom Abbaugebiet zu den umliegenden Gebäuden liegt bei 140 Meter», erklärt die KSB-Gruppe dazu auf ihrer Webseite. Und Winter präzisiert an der Infoveranstaltung weiter: «Wir rechnen nach aktuellem Stand nicht damit, dass durch die Sprengungen in der Umgebung Schäden entstehen». Wahrzunehmen seien die Sprengungen in einem Umkreis von maximal 300 Meter zur Sprengstelle. Die Sprengungen würden ausserdem nur wenige Sekunden hörbar sein und nur während Wochentagen zu normalen Bürozeiten erfolgen. Es würden aber bei der Ausarbeitung des Detailprojektes noch weitere Abklärung vorgenommen.

Keine Kosten für Gemeinde

Auch die Kosten für die Gemeinde wurden an der Veranstaltung thematisiert. Diese sollten aber gemäss Zindel kein Hindernis darstellen. Kosten sollen nämlich für die Gemeinde keine entstehen. Im Gegenteil: Die Gemeinde erhalte für den Abbau auf dem Gemeindegebiet Geld von der KSB-Gruppe. Ausserdem sei geplant, in Grüsch eine Firma zu eröffnen, und somit werde man auch in der Gemeinde Steuern zahlen. Der Grüscher Gemeindepräsident Marcel Conzett meinte zum Projekt anlässlich der Veranstaltung: «Die Zusammenarbeit mit dem Projektteam ist sehr gut und wir wurden immer sehr ausführlich informiert. Das Projekt ist für die Gemeinde sicher sehr interessant, aber gleichzeitig auch eine grosse Herausforderung.»

Patrick Kuoni ist Redaktor bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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