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Grabenkampf wegen Schiessstand

Der Schiessstand Islas entzweit die Bergüner. Laut den örtlichen Schützen droht ihrem Verein ohne eigenen Schiessstand das Aus. Die Gemeinde will diesen aus Kostengründen aber schliessen. Jetzt will sie gar die Abstimmung darüber verschieben.

08.11.17 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Geben sich nicht geschlagen: Daniel Andrist und Christian John Mark (von links) vom Schützenverein Bergün.
Geben sich nicht geschlagen: Daniel Andrist und Christian John Mark (von links) vom Schützenverein Bergün.
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Eigentlich war alles aufgegleist: Die Bergüner hätten am 7. Dezember an der letzten Gemeindeversammlung vor der Gemeindefusion indirekt über die Aufhebung ihres Schiessstandes Islas abstimmen sollen. Die Gemeinde fürchtet nämlich, den Ende Achzigerjahre erbauten Schiessstand aus Kostengründen nicht mehr weiterbetreiben zu können. Auflagen des Bundes machen spätestens bis 2020 eine Sanierung von über 58 000 Franken nötig. Geld, das die neufusionierte Gemeinde Bergün Filisur in anderen Bereichen einsparen müsste. Deshalb wollte die Gemeinde Bergün den Stimmbürgern einen Einkauf in die regionale Schiessanlage Crappa Naira schmackhaft machen, zum Preis von 18 000 Franken. Bereits heute schiessen der Bergüner Jägerverein und die Filisurer in dieser Anlage.

Nun kommts aber doch anders als geplant. Die Rahmenbedingungen in Crappa Naira hätten sich geändert, wie Gemeindevorstand Riet Schmidt erklärt. Deshalb will der Gemeindevorstand den Entscheid über den Weiterbestand der Schiessanlage Islas auf kommenden Frühling verschieben.

Schützenverein will bleiben

Am 7. Dezember wird an der Gemeindeversammlung der Schiessstand Islas aber dennoch Thema sein. Denn der Schützenverein will seinen Antrag trotz Rückzug seitens Gemeinde vorlegen: «Wir fordern, dass wir im Schiessstand Islas bleiben können. Und dass die Gemeinde einen Kredit von 58 000 Franken für die Sanierung spricht», sagt Präsident Daniel Andrist. Laut Andrist hängt die Zukunft seines Schützenvereins vom Fortbestand von Islas ab. «Wenn wir nach Crappa Naira müssen, hören die meisten Mitglieder auf. Das wäre unser Ende.» Der Präsident kritisiert die Gemeinde für ihre Vorgangsweise (siehe Leserbrief Seite 12). Man hätte Informationen unter Verschluss gehalten und den Schützenverein zu wenig einbezogen. Auf ein vom Verein im Juni eingereichtes Konzept hätte niemand reagiert.

Das Ende des Vereins käme zu einem Zeitpunkt, an dem sich dieser in einem Höhenflug befindet. Denn die Jungschützen schossen sich im August in die vordersten Ränge und wurden gar Bündner Meister. Seither erhält der Verein viele Anmeldungen von Bergüner und Filisurer Jugendlichen. Für sie will Andrist den Verein retten.

«Wenn wir nach Crappa Naira müssen, hören die meisten Mitglieder auf. Das wäre unser Ende.»

Verworrene Situation

Bei der Gemeinde Bergün selbst tönt es anders. «Wir haben alles dafür getan, dass der Schiessstand eine Zukunft hat», sagt Gemeindevorstand Schmidt. So hätte man sich frühzeitig mit dem Jägerverein und dem Bergüner Schützenverein getroffen und versucht, Lösungen zu finden. Gemeinsam hätten die beiden Vereine allenfalls ein konkretes Konzept zur Rettung des Schiesstandes vorlegen können. Die Jäger aber hätten sich für den Schiessstand in Crappa Naira entschieden. Die Schützen hätten lediglich Vorwürfe an die Adresse der Gemeinde geäussert und eine «vage Offerte» für eine Sanierung geliefert.

Vor der Abstimmung will der Gemeindevorstand das definitive Reglement von Crappa Naira abwarten. «Die Fakten müssen auf dem Tisch liegen, bevor wir mit dem Schützenverein wieder zusammensitzen», sagt Schmidt. Die 15 Kilometer Weg, die die Schützen nach Crappa Naira auf sich nehmen müssen, sieht er nicht als Problem. «Die Schützen fahren ja auch nach Islas mit dem Auto», meint er.

Schiessanlagen unter Beschuss

Gemäss Carl Frischknecht, Präsident des Bündner Schiesssportverbandes, könnte es in den nächsten Jahren noch vielerorts zu Diskussionen über die Zukunft von Schiessplätzen kommen. Denn heute seien erst 15 von 75 Bündner Schiessplätzen gemäss Vorgaben des Bundes aufgerüstet und eine Sanierung sei sehr kostspielig und erfordere eine breite Akzeptanz der Politik und der Bevölkerung. «Auch wenn nicht alle so rigoros reagieren wie die Bergüner: Viele, gerade ältere Schützen können sich nicht leicht auf einen neuen Schiessplatz einlassen und reagieren sehr emotional», so Frischknecht.

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