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Weidmanns Heil für die «Schweizer Jägerin»

Silvana Stecher trägt den Titel «Schweizer Jägerin 2016–18». Für die 25-jährige Jagd-Botschafterin aus dem Unterengadin sind die Wochen der Bündner Hochjagd die schönste Zeit des Jahres.

Südostschweiz
14.09.17 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Passionierte Jägerin: Für Silvana Stecher ist das archaische Leben auf der Jagd auch eine Auszeit vom Alltag.
Passionierte Jägerin: Für Silvana Stecher ist das archaische Leben auf der Jagd auch eine Auszeit vom Alltag.
PRESSEBILD

Sie sieht so gar nicht wie eine Jägerin aus, an diesem Treffen nur wenige Tage vor Jagdbeginn. In eleganter weisser Bluse, schwarzer Hose und Hochsteckfrisur ist Silvana Stecher der Inbegriff einer Bankangestellten. Nun, im Alltagsleben ist die junge Frau auch Vermögensberaterin bei einer Bank in Scuol. In ihrer Freizeit schlägt ihr Herz aber für die Natur – und für die Jagd. Im Frühjahr 2016 hat Stecher die Wahl zur «Schweizer Jägerin 2016–18» gewonnen, ein von der Zeitschrift «Schweizer Jä- ger» lancierter Wettbewerb. Seither ist sie als Botschafterin für die Jagd an Messen und Veranstaltungen in der Schweiz und auch im Ausland unterwegs.

Die Akzeptanz steigt

Jetzt ist Halbzeit in ihrem Amt, und Stecher kann auf eine interessante Zeit zurückblicken. «Ich habe tolle Orte besucht, den Umgang mit den Medien gelernt und durfte viele spannende Gespräche führen», erzählt sie. Sie war beispielsweise an der internationalen Messe IWA in Nürnberg, an diversen Trophäenschauen und in der Werkstatt von Swarovski Optik. Es sei eine intensive Zeit gewesen, in der sie viel gelernt habe, sagt die junge Frau.

Der Auftrag der «Schweizer Jägerin» ist es, einer breiten Öffentlichkeit die Passion für die Jagd und den Nutzen der Jagd näherzubringen. Sobald Stecher ausserhalb von Graubünden auftritt, wird sie zunächst mit kritischen Fragen konfrontiert. «Je mehr man mit den Leuten spricht und auch den Sinn der Jagd erklärt, desto mehr Verständnis entsteht», sagt die Jägerin.

Als Frau in der Männerdomäne Jagd wird Stecher immer noch gelegentlich wie eine Exotin behandelt, doch die Akzeptanz steige – sogar bei den alteingesessenen Jägern. Ihr Mann ist übrigens kein Jäger. Er ist somit während der Jagdzeit Strohwitwer. Noch bis Ende September ist Stecher nicht «Schweizer Jägerin», sondern einfach nur Jägerin. Nervosität verspürt sie vor der Jagd nicht. Immerhin ist es bereits ihre fünfte Saison, und bisher hat sie jedes Jahr Wild erlegt.

Die junge Engadinerin hat sich für die Hochjagd gut vorbereitet. Während des Sommers ist sie schon mit Vater und Bruder Wild beobachten gewesen. Gemeinsam haben sie die Unterstände vorbereitet, haben Proviant in die Hütten gebracht und sind wandern gegangen, um fit für die Jagdzeit zu sein. Ziele steckt sich Stecher jeweils vor der Jagdsaison keine, doch Wünsche hat sie schon. «Ich habe noch nie einen Hirsch erlegt, das wäre schon ein Traum», sagt sie kurz vor Jagdbeginn – wenige Tage später sollte sich dieser Traum erfüllen.

Druck macht sich Stecher auf der Jagd keinen. «Wenn es sein soll, wird es gelingen», sagt die Frau, die in den Vorjahren nur Gämsen geschossen hat. Generell sei für sie die Beute nicht das Wichtigste. «Wenn das Bauchgefühl nicht stimmt, schiesse ich nicht», sagt sie. Dabei gilt Stecher als eine gute Schützin.

Das Privileg einer Auszeit

Das Jagdrevier von Stecher und ihrer Familie befindet sich auf Gemeindegebiet von Valsot. Vater, Bruder und Schwester gehen zwar separat auf die Pirsch, treffen sich abends aber wieder in der Hütte. «Die Geselligkeit geniesse ich sehr, aber auch die Ruhe tagsüber», sagt die Jägerin. Sie habe das Privileg, einmal im Jahr ein komplett anderes, fast archaisches Leben führen zu dürfen. Nach der Jagd sei es schwierig, wieder in den Büro-Alltag zurückzukehren. «Aber ich nehme aus der Jagdzeit die Energie für das ganze Jahr mit», sagt Stecher.

Ihre Zeit als «Schweizer Jägerin 2016–18» neigt sich dem Ende zu. Im Oktober beginnen die Vorbereitungen für die Wahl der nächsten Jagd-Botschafterin. Ihren letzten Auftritt hat Stecher bei der Titel-Übergabe im Februar 2018 in Bern an der Messe «Fischen Jagen Schiessen».

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