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Ich packe meinen digitalen «Rucksack»

Schuhe, Regenschutz, Wasserflasche, Sandwich. Was zum Wandern in den Rucksack gehört, weiss doch jeder – oder auch nicht mehr, seit es immer mehr technische Helfer gibt. Wir zeigen Euch, wie Ihr Euer Smartphone wandertauglich macht.

Südostschweiz
09.07.17 - 13:33 Uhr
Leben & Freizeit
Auf den Inhalt des «Rucksacks» kommt es an: Mittagspause während einer Wanderung.
Auf den Inhalt des «Rucksacks» kommt es an: Mittagspause während einer Wanderung.
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Eine mobile Spielkonsole würde wohl kaum ein Wanderer ernsthaft einpacken wollen. Aber schon bei vielen anderen Geräten dürften die Meinungen auseinander gehen. Nicht alle wissen, was in den Bergen oder im Wald sinnvoll und nützlich oder aber sinnlos bis hinderlich ist. Doch woran glauben Wanderexperten? Was gehört zwingend in den Rucksack? Wir haben die Antworten zusammengetragen.

Stirnlampe: Sie leuchtet nicht nur den Weg aus, sondern dient im Zweifel als Sicherheits- oder Signallicht, wenn man in eine Notlage geraten ist oder auf befahrenen Strassen laufen muss. «Gut eignen sich diverse LED- oder Halogen-Stirnlampen, die es teils auch wiederaufladbar per USB gibt», sagt Wolfgang Todt, Praxistester beim «Wandermagazin».

Mobiltelefon: «Wenn etwas pas-siert, kann man schnell Hilfe holen – auch für andere», sagt Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein (DAV). Eine Sicherheitsgarantie in jeder Situation ist das Telefon aber nicht. «Man muss sich bewusst sein, dass das Handynetz in den Bergen löchrig ist», sagt er. Einen zweiten Mann kann das Handy also nicht ersetzen: «Wer alleine unterwegs ist, sollte sich bewusst sein, dass er ein höheres Risiko eingeht.» Immerhin: Die Blitz-LED des Smartphones taugt auch als Notfall-Signallicht.

Wetter-App: «Vor allem auf ambitionierten Touren und im Gebirge sollte man auf dem Smartphone eine gute Wetter-App haben, die zuverlässig vor Unwettern warnt», rät Todt. Landwirtschaftliche Wetterberichte seien etwa viel detaillierter als normale Wetter-Apps. Ein Wetterradar sollte auf jeden Fall vorhanden sein. Bei Touren im Hochgebirge sollte man auf spezielle Alpenwetter- und im Winter auf Lawinenlageberichte zurückgreifen.

GPS-Gerät: Für ein solches Gerät sprechen etwa seine Schlag- und Wasserfestigkeit und der ausdauernde Akku. Und dann gibt es noch die guten Vektorkarten, die die Hersteller dafür oft anbieten, fasst Wanderexperte Todt die Vorteile zusammen. Neben Garmin bieten etwa noch Falk oder Magellan GPS-Geräte an. Wander-Navis von Garmin «schlucken» auch die kostenlosen Vektorkarten von Open Street Map (OSM), wenn diese in einem kompatiblen Format vorliegen.

Smartphone als GPS-Gerät: Wer auf diese Lösung setzt, spart sich ein Gerät im Gepäck – doch das Mobiltelefon ist empfindlicher, weshalb sich eine Schutzhülle lohnen kann. Auch ist das Handy stromhungriger. Deshalb aktiviert Todt beim Wandern den Flugmodus, schaltet dann GPS ein und aktiviert das Display immer nur dann ganz kurz, wenn er die Karte braucht, etwa an einer Wegkreuzung: «Dann verbraucht es kaum Energie.»

Digitale Karten: Diese beherrscht niemand aus dem Stand. «Ich muss den Umgang mit dem GPS-Gerät oder der Karten-App üben», sagt Bucher. Aber auch bei Könnern gehöre immer eine gedruckte Karte als analoges Backup ins Wandergepäck – falls die Technik streikt. Amtliche topografische Karten und die oft darauf basierenden digitalen Kaufkarten sind meist sehr gut, aber oft recht kostspielig. Eine Alternative sind die inzwischen oft ebenfalls guten, kostenlosen OSM-Karten, die es auch in speziellen Wander-Varianten gibt, etwa auf OpenAndroMaps.org oder Openmtbmap.org. Sie lassen sich in Android-Apps wie Orux Maps oder Locus Map nutzen. Wer eine vergleichbare iPhone-Lösung sucht, kann sich OsmAnd anschauen.

Touren: Im Netz finden sich viele Seiten, Plattformen und Wander-Apps von Tourismusämtern, Verlagen oder Vereinen zum Planen und Teilen von Touren. Dazu gehören etwa Outdoor-active.com, GPSies.com, Wandermap.net, Komoot.de oder Alpenvereinaktiv.com. Dort lassen sich zahllose Touren meist als .gpx-Datei herunterladen und dann auf digitalen Karten einblenden. Jedoch schwankt deren Qualität, weiss Todt. Offizielle oder geprüfte Touren liessen sich bedenkenlos nutzen. «Viele der privat hochgeladenen Touren sind aber ungenau, fehlerhaft oder einfach veraltet.» Eine kritische Vorplanung am PC mit Blick auf Erstellungsdatum und Bewertungen lohnt sich also.

Track oder Route: Wenn GPS-Gerät oder Karten-App nach der Übertragung von Touren etwas ganz anderes anzeigen als am PC geplant, liegt das meist daran, dass man nur eine Route und keinen Track übertragen hat. Eine Route muss nur aus einem Start- und einem Zielpunkt bestehen, alles dazwischen berechnet die jeweilige Software im Zweifel selbst, wenn man selbst keine weiteren Vorgaben macht, erklärt das «ct»-Fachmagazin. Wer auf Nummer sicher gehen will, auch wirklich «seine» Tour auf der Karte zu haben, muss stets einen Track übertragen, der aus Tausenden Punkten bestehen kann und deshalb keinen Interpretationsspielraum lässt.

Kamera und Fernglas: Ob das Smartphone für den Schnappschuss am Gipfel, die schwere Halbformat-Spiegelreflex für Naturaufnahmen oder die Actioncam für den Klettersteig: «Das ist Geschmackssache», sagt Bucher. Aber egal, wie man seine Wanderungen dokumentieren will: Ein Plastikbeutel als Regenschutz für die Ausrüstung sollte dabei sein. «Ein Fernglas ist gut für alle, die Tiere beobachten wollen, ist aber einfach auch Mehrgewicht.»

Powerbank: «Wenn man mehrere Tage unterwegs ist, ist es sinnvoll, eine Powerbank mitzunehmen», rät Bucher. Das gelte insbesondere für die Berge: «Auf Hütten gibt es oft keinen Strom.» Wer so ein Akkupack mitnimmt, kann einzelne Ersatzbatterien für viele Geräte zu Hause lassen. Es gibt auch Modelle mit LED-Taschenlampe. Das Handy-Ladegerät sollte man aber trotzdem dabei haben.

Kompass und Höhenmesser: Hält DAV-Mann Bucher in der Regel für verzichtbar, weil Smartphone und GPS-Gerät die Höhe ohnehin via Satellit messen und auch über eine Kompassfunktion verfügen. Ein Kompass bringe aber ohnehin nur demjenigen etwas, der ihn interpretieren kann. Und auch der Umgang mit separaten barometrischen Höhenmessern will gelernt sein: «Die muss man ständig kalibrieren, was viele vergessen.»

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