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Das Näfelser Müll-Rätsel

Das Bachbett des Linthli in Näfels gleich einer Müllhalde, wie Jürgen Landolt feststellen muss. Er will das ändern, auch als Vorbild für seinen Enkel.

Marco
Lüthi
06.07.17 - 11:45 Uhr
Leben & Freizeit
Imunscheinbaren Linthli sammelt ein Näfelser diesen Abfallberf zusammen.
Imunscheinbaren Linthli sammelt ein Näfelser diesen Abfallberf zusammen.
JÜRGEN LANDOLT

Jürgen Landolt rätselt. Und fragt sich zugleich: «Wie ist es möglich, dass die 150 Meter bereits wieder zugemüllt sind?» Vor zwei Wochen hat er einen Abschnitt des Linthlis in Näfels vom Müll befreit. Nun liegen im Bachbett schon wieder etliche Getränkedosen und Papier. Sehr zu Landolts Ärger.

Rückblick: An jenem Donnerstag steigt das Quecksilber im Glarnerland auf beinahe 30 Grad. Jürgen Landolt und Doris Manhart wollen sich deswegen mit ihrem dreijährigen Enkel Jorge im Linthli in Näfels abkühlen. Beim Planschen verletzt sich der Bub an einer Alu-Dose, die im Wasser liegt. «Als ich nach der Dose griff, entdeckte ich im Bach noch weitere», sagt Landolt. Dasselbe Bild zeigt sich dem 49-Jährigen, als er am Ufer des Bachs einige Meter entlang läuft. Weshalb er und seine Partnerin beschliessen, etwas dagegen zu unternehmen.

Worauf sie zwei Abfallgreifzangen kaufen, um mit ihnen zwei Tage später das Linthli-Bachbett vom Müll zu befreien. Mit dabei ist auch Enkel Jorge. «Für ihn sollte es eine kleine Lebensschule sein», erklärt dessen «Opi», Jürgen Landolt. Während er und das «Grosi» im knapp 30 Zentimeter tiefen Bächlein stehen, mit den Zangen nach dem Müll greifen, beobachtet sie dabei Enkel Jorge. Der Dreijährige sitzt auf der Luftmatratze, die Landolt mit einem Gummiseil an seiner Hüfte befestigt hat.

Plötzlich vom Abfallsammel-Fieber gepackt

«Nach zehn Metern dachte ich: ‘So viel Dreck, das kann doch nicht sein!’», erzählt Landolt. Und sie kämpfen sich mit ihren Greifzangen weiter im Bachbett vor. «Plötzlich ist man wie im Fieber.» Als der Abfallsack voll ist, müssen sie die Arbeit kurz unterbrechen, um einen neuen zu besorgen, und noch einen weiteren. Nach 150 Metern werden es fünf Säcke sein, die bis oben gefüllt sind. Um sie schliesslich vom Linthli-Ufer abzutransportieren, muss noch ein Veloanhänger her.

Das Ausmass der dreistündigen Säuberung des Linthlis wird Jürgen Landolt erst so richtig bewusst, als er den Müllberg in den Container kippt. «Fast die Hälfte war gefüllt.» Das meiste davon sind Alu-Dosen, hauptsächlich solche von Energie-Drinks. Aber auch Flaschen, Plastikbecher, CDs, Plastikfetzen, Velopneus, Autoraddeckel und sogar ein Baustellensignallicht sind dabei.

Wer das Näfelser Bächlein als Mülleimer missbraucht, glaubt der 49-Jährige zu wissen. Das Strässchen entlang des Linthlis sei ein beliebter Weg vom Bahnhof zur Lintharena. Dort würden die leeren Dosen munter in den Bach geschmissen, wie sich zwei Wochen nach der Litteringaktion zeigt. Denn bereits stapelt sich der Müll wieder im Wasser.

Etwas gelernt hat immerhin der dreijährige Jorge. «Wenn er heute Abfall auf der Strasse liegen sieht, zeigt er darauf, damit ich ihn aufhebe und entsorge», sagt Landolt lächelnd. Und meint dann: «Wenn andere Eltern oder Grosseltern ebenfalls eine Lektion für die Lebensschule in Sachen Littering erteilen möchten, ist das Linthli ein idealer Ort dafür.»

Marco Lüthi ist Redaktor und Produzent bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Mehr Infos

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