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«Ein dreckiger Bastard wie Du gehört nicht auf die Strassen»

Kürzlich haben zwei Leserbriefe für etliche Reaktionen gesorgt. Eine Reaktion geht aber zu weit.

07.06.17 - 05:00 Uhr
Leben & Freizeit
Ein Ausschnitt aus dem Leserbrief von Claudia Alder.
Ein Ausschnitt aus dem Leserbrief von Claudia Alder.

Vergangene Woche haben die Leserbriefe von Giacumin Bass aus Müstair und von Claudia Alder aus Chur für etliche Reaktionen gesorgt. Bass machte zunächst deutlich, dass er die Leistungsfähigkeit von Senioren beim Autofahren oftmals in Frage stellt:

Besser als ein Gesundheitsscheck wäre ein obligatorischer Auffrischungskurs oder verordnete Kontrollfahrten bei den Senioren. Bei den meisten Senioren in dieser Altersklasse ist die Fahrtauglichkeit unter den heutigen Anforderungen nicht mehr gegeben.

Damit noch nicht genug. Bass wird noch deutlicher in seinem Leserbrief:

Dabei sind viele in dieser Altersgruppe gesundheitlich eingeschränkt. Sie stehen unter Medikamenteneinfluss, sehen schlechter, reagieren langsamer, das heisst, die Reaktion ist sprichwörtlich lebensgefährlich geworden und gibt zu denken! Auch wenn jemand unter Demenz leidet oder sonst welche Gebrechen hat, ist das heute noch kein Grund, das «Billett» freiwillig abzugeben.

Solche Aussagen sind unter anderem bei der Rentnerin Claudia Alder aus Chur gar nicht gut angekommen. Wenige Tage später wehrt sie sich ebenfalls in einem Leserbrief gegen die Vorwürfe von Bass:

Ich habe auch noch nie gehört, dass Demenzkranke Auto fahren, Senioren Raser-Unfälle, womöglich noch unter Alkohol- oder Drogeneinfluss, verursacht haben. Auch Telefonate oder SMS-schreiben mit Handys, Essen und Trinken am Steuer, berufsgestresst oder übernächtigt usw. sind eher Spezialitäten anderer Altersklassen.
Man kann nur vermuten, ob Giacumin Bass eventuell ein extrem krasses Erlebnis mit Seniorinnen und Senioren hatte, denn grundlos kann kaum jemand so geringschätzig und abwertende Kommentare abgeben.

Bei einer nachfolgenden Umfrage hat die Mehrheit sich auf die Seite von Giacumin Bass geschlagen.

Welcher Argumentation stimmt Ihr zu?

Giacumin Bass
61%
Claudia Alder
39%
565 Stimmen

Damit hätte die Geschichte eigentlich ein Ende nehmen können. Die Reaktionen auf den Leserbrief von Giacumin Bass fiel in einem Fall jedoch besonders heftig aus. So fand er in seinem Briefkasten ein anonymes Schreiben, welches deutlich unter die Gürtellinie zielt:

«Dass Du ein arrogantes A... bist ist dem ganzem Val Müstair bereits lange bekannt. Zudem bist Du ein richtiger Wichtigtuer und dahinter nix, ein Taugenichts und Hirnamputierter, welcher sich mittels Leserbrief wichtigmachen will. Mit diesem Leserbrief hast Du dies nur ein weiteres Mal unterstrichen und bewiesen. Am besten ist, dass Du nun freiwillig Dein Führerausweis abgibst, denn ein dreckiger Bastard wie Du gehört nicht auf die Strassen. Der schwärzeste Tag für das Val Müstair war sicher der, am welchen die Gemeinde Deine Schriften in Empfang nehmen musste. Leute wie Du gehören irgendwo in der Prärie verschanzt, nicht aber in einem so wundervollem Tal wie das Val Müstair. Es wäre für die ganze Einwohnerschaft ein grosser Gewinn, wenn so ein arrogantes A... und ein falscher dreckiger Charakterlump wie Du das Val Müstair, mit Deinem dreckigen Köter, wieder verlassen würdest.»

Bass selbst hat Jahrgang 1944. Er reagiert auf diese Worte indem er den Brief am Gemeinde-Aushang platziert und doppelt mit einem erneuten Leserbrief nach:

Fahrtüchtigkeit der Betagten wird unterschiedlich beurteilt; ob alte Menschen am Steuer eine Gefahr auf der Strasse sind, ist eine heiss diskutierte Frage; denn es geht um die Verkehrssicherheit. Wir leben heute in einer Gesellschaft mit vielen älteren Leuten und gleichzeitig wollen viele ihre Mobilität beibehalten. Den meisten fällt es schwer den Fahrausweis abzugeben, obwohl sie selber merken, dass Ihre Fahrkünste zu denken geben. Damit ist immer ein Verlust an Autonomie verbunden.
Tatsache ist, dass bei Senioren der Hauptgrund für Ausweisentzüge Krankheit oder sonst ein Gebrechen sind. Meine Meinung dazu wäre, dass
neben dem Aspekt der Gesundheit auch Verkehrsregeln und Verhalten als Automobilist stärker geprüft werden sollten.
Wenn die Fahrprüfung 50 oder 60 Jahre zurückliegt, ist dieses Problem natürlich grösser als bei Junglenkern. Eine Probefahrt mit einem Fahrlehrer würde alles aufzeigen; ich behaupte, dass nach diesen Fahrten eine nicht geringe Anzahl die Empfehlung erhalten, den Führerschein abzugeben – und wenn sie selber erfahren müssten, würden sie auch bereitwillig dieser Forderung nachkommen. Ich glaube auch, dass sich die Politiker und die Verbände diese Massnahme nicht zutrauen, vor allem wegen des Unmuts, den sie sich in dieser ja zahlenmässig stark vertretenen Bevölkerungsgruppe zuziehen würden.

Und nun wollen wir Eure Meinung:

Wer Leserbriefe schreibt,...

...muss mit solchen Reaktionen rechnen
32%
...muss sich so etwas nicht gefallen lassen
40%
...sollte solche Reaktionen ignorieren
27%
394 Stimmen
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TATORT STRASSE..
Manche Autofahrer schätzen die eigenen Fähigkeiten völlig falsch ein.
Hier kann ein Fahrsicherheitstraining auf Eis und Schnee helfen.
Sicherheit im Winter beginnt schon bei der Sitzposition. Es ist wichtig, dass man aufrecht sitzt, um Halt im Sitz zu haben und um Druck auf die Pedale ausüben zu können. Beim Treten der Kupplung muss immer noch ein kleiner Spielraum sein, das Bein darf nicht ganz durchgedrückt sein. Die Position der Hände liegt bei drei und neun Uhr, also links und rechts am Lenker. So hat man die beste Kontrolle und grösste Sicherheit. Der überwiegende Teil der Lenkbewegungen lässt sich auf diese Weise ausführen. Ein Übergreifen beim Lenken sollte nur in Notfällen erfolgen.
Kaum hat uns der Instruktor diese grundlegenden Dinge gezeigt, geht es auch schon los.
Auf einer breiten Piste sollen wir auf 50 Kilometer in der Stundebeschleunigen und dann bremsen.
Voll in die Pedale ist dabei die Devise, denn der häufigste Fehler beim Bremsen ist, dass zum Anfang der Druckaufbau zu langsam geschieht und dass zum Ende des Bremsvorgangs die Bremse wieder gelöst wird.
Es muss schnell, hart und nachdrücklich gebremst werden. Und so lange, bis das Fahrzeug völlig zum Stillstand gekommen ist.
Unabhängig davon, ob das Fahrzeug über ABS oder ESP verfügt.
Für viele ist es das erste Mal, dass sie eine Vollbremsung durchführen. Und jetzt gleich auch noch auf Schnee.
Die überraschende Erkenntnis: Das Auto benötigt zwar lange, bis es zum Stehen kommt, doch es bricht nicht aus.
Der Technik sei Dank. Mit Hütchen markiert der Instruktor die Stelle, an der wir zum Stehen kommen.
Dann sollen wir das Tempo vor dem harten Bremsmanöver reduzieren. Wieder kommen die Hütchen zum Einsatz.
Es ist verblüffend, um wie viel sich der Bremsweg verringert, wenn man langsamer unterwegs ist.
Vorausschauend fahren – das ist die Erkenntnis. Nicht ablenken lassen und bei Gefahr hart bremsen.
Zu unserem Winterfahrtraining gehören Theorie, Praxis im Bremsen, Slalom, Ausweichen und Lenken sowie das Fahren mit und ohne Fahrhilfen.
Jetzt kommt neben dem Sicherheitsaspekt auch noch Spass auf, wenn man das eigene Auto außer Kontrolle erlebt.
Schnell erfahre ich, welche Kräfte bereits bei einem geringen Tempo wirken und dass elektronische Hilfen gegen die Physik machtlos sind und es am Ende am Fahrer liegt, Gefahren zu erkennen und zu wissen, was im Notfall zu tun ist.
«Keine elektronische Fahrhilfe ersetzt im Ernstfall den Fahrer», betont der Experte.
Winterfahrtrainings sind eine gefahrlose Gelegenheit, richtiges Fahren auf winterlicher Unterlage zu erlernen.
Sicheres Rutschen macht plötzlich richtig Laune.
Über Funk kommen die Anweisungen: «Wenn das Fahrzeug ausbricht und ins Schleudern kommt, ist die Blickrichtung entscheidend», höre ich den Instruktor sagen. «Also dort hinschauen, wo man hinfahren möchte.» Dann noch der Tipp, mit einer schnellen, gezielten aber sanften Lenkbewegung in die gewünschte Fahrrichtung auf das ausbrechende Fahrzeug reagieren.
«Dadurch kann man das Fahrzeug stabilisieren.» Und im Zweifelsfall gilt weiterhin: Voll auf die Bremse treten.
Sowohl beim Kurven fahren als auch bei der Konfrontation mit plötzlich auftauchenden Hindernissen ist die Blickrichtung wichtig. «Bei Kurven müsst ihr schon bei der Einfahrt den Kurvenausgang im Blick haben» korrigiert Roger.
Bei plötzlich auftauchenden Hindernissen ist es ausserdem wichtig, den Blick wieder schnell vom Hindernis zu lösen und in die Richtung zu schauen, in die man fahren möchte.
«Außerdem früh, weich und nah am Hindernis vorbei lenken», lautet der Hinweis des Experten.
Übung macht den Meister. Beim wiederholten Anlauf klappt das Ausweichen schon ganz gut.
Na gut, immer noch im Abstand von einem Meter am Hindernis vorbei, aber es wird.
«Das geht noch enger», krächzt es blechern aus dem Funkgerät.
Wir lernen: Auf Schnee ist es bei modernen Autos, die heutzutage fast ausnahmslos mit einem Antiblockiersystem (ABS) ausgestattet sind, möglich, das Fahrzeug selbst während des Bremsvorgangs zu lenken.

Wann ist eigentlich Winter? Langsam wird allen Teilnehmern klar, dass so ein Fahrtraining eigentlich unersetzlich ist, will man einigermaßen sicher durch den Winter kommen. Aber wann ist eigentlich Winter? Von Oktober bis Ostern. Das besagt zumindest eine Faustregel über den Zeitraum der Bereifung von Fahrzeugen mit Winterpneus. Sie findet allerdings keinen Niederschlag im Gesetz. Jedoch finden sich im Schweizer Gesetz verbindliche Regeln, die einen bestimmten Zustand des Fahrzeuges und ein gewisses Verhalten des Lenkers vorschreiben. Demnach dürfen «Fahrzeuge nur in betriebssicherem und Vorschrift gemäßem Zustand verkehren». In Verbindung mit der Grundregel, wonach «jedermann sich im Verkehr so verhalten muss, dass er andere in der Ordnung gemäßen Benützung der Straße weder behindert noch gefährdet». Beim Bremsen hartzutreten wurden den Ordnungshütern ausreichend Instrumente in die Hand gegeben, um das Fahren ohne Winterreifen bestrafen zu können. In der Schweiz gibt es keine explizite Winterreifenpflicht, bestraft wird aber, wer auf Grund ungenügender Bereifung einen Unfall verursacht oder den Verkehr behindert. Meist kommt es zudem zu einer Kürzung oder Rückforderung der Versicherungsleistung. Vorgeschrieben ist eine Profiltiefe von mindestens 1,6 Millimetern, diverse Automobilclubs empfehlen aber eine Mindestprofiltiefe von vier Millimetern. Langer Bremsweg Ein Winterreifen ermöglicht bereits ab sieben Grad Celsius eine viel bessere Bodenhaftung. Auf Schnee hat ein Auto mit Winterreifen nur den halb so langen Bremsweg wie mit Sommerreifen. Nun, einen Vergleich haben wir an diesem Tag nicht, sind wir doch alle mit Winterreifen ausgestattet. Doch dies allein bietet noch keinen Freibrief, denn das Fahren auf Eis und Schnee hat so seine Tücken. Neben dem Handling und dem Verständnis für die veränderte Fahrdynamik nehmen wir noch ein paar Tipps mit nach Hause. Nehmen Sie sich viel Zeit, fahren Sie vorausschauend, gleitend und gelassen. Vermeiden Sie hektisches Lenken, hartes Bremsen und Vollgas. Halten Sie viel Abstand. Als Faustregel gilt: Rechnen Sie mit dem dreifachen Bremsweg. Das habe ich in Zernez hautnah erlebt und einen Tag voller Fahrdynamik und Fahrspaß hinter mich gebracht. Ich habe erlebt, wann es kritisch wird und was eine zu hohe Geschwindigkeit bedeutet. Doch wie meint Roger: «Grenzen müssen überschritten werden, damit man sie kennt.»
Tipps für den Winter Schnee und Eis, diese Witterungsbedingungen stellen viele Autofahrer vor große Herausforderungen. Vor Fahrtantritt sollte man die Scheiben (ebenso die Scheinwerfer und Blinker) ganz von Schnee, Eis oder Reif befreien. Ein kleines Guckloch ist ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Bei Eis und Schnee verlängert sich der Bremsweg erheblich. Der Sicherheitsabstand sollte daher vergrößert werden, etwa auf die doppelte oder gar dreifache Länge. Unbedingt vermeiden sollte man auf glatten oder verschneiten Straßen heftiges Gas geben, starkes Bremsen oder hastige Lenkbewegungen, sonst gerät man leicht ins Schleudern.
Bei Schnee und Eis empfiehlt es sich, immer mal wieder eine kurze Bremsprobe zu machen – allerdings nur auf freier Strecke, wenn keine Gefahr für andere besteht. So bekommt man ein Gefühl. Wer sich im Winter ohne dicke Jacke ins Auto setzt, bibbert die ersten Minuten, bis die Heizung wärmt – eine Unannehmlichkeit, die nur wenige Autofahrer in Kauf nehmen wollen. Damit gehen sie allerdings ein Sicherheitsrisiko ein. Dick gefütterte Jacken oder Mäntel schränken die Beweglichkeit und damit die Reaktionsfähigkeit am Lenkrad ein. Trägt die Kleidung gar zu dick auf, kann es auch zur sogenannten „Gurt lose“ kommen. Dabei liegt der Sicherheitsgurt nicht mehr eng am Körper, weil sich darunter ein Hohlraum gebildet hat. Bei einem Unfall schützt die Rückhaltesicherung dann nicht optimal. Darüber hinaus sollte man auch bei der weiteren Bekleidung genau darauf achten, ob sie zum Autofahren geeignet ist. Mit gefütterten Handschuhen kann man beispielsweise das Lenkrad nicht gut festhalten. Klobige Winterstiefel erschweren den feinfühligen Umgang mit Bremsen.

Sehr geehrter Herr Siegler

Ich bin mit Ihrer Meinung vollends einverstanden.
Wenn man austeilt muss man aber auch einstecken können!
Nur:
der Anonyme Brief ist völlig unter der Gürtellinie und entbehrt sich jeder Diskussion.
Das was hier abläuft ist zum Teil kein Meinungsaustausch mehr sondern ein gezieltes Ausspielen verschiedener Generationen.

mit freundlichen Grüssen

Ich glaube, beide Seite argumentieren zum Teil richtig. Der Eine hat recht mit der Reaktion, und körperlich eingeschränkt- sehen und hören- , die Andere mit Drogen, Alkohol und Natelaktionenen am Steuer. Der einzige Trost dabei ist, dass die Senioren ihre Autos eher bezahlt haben, als die Jungen die teilweise getunte Autos fahren welche sie wohl kaum bezahlen können. Auch diese Antwort wird wieder verschienen Meinungen hervorrufen. Und so soll es doch auch sein, oder? Wäre doch stinklangweilig wenn alle immer nur nicken wenn einer was sagt.

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