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Leserbrief sorgt für rote Köpfe

Ein Leserbrief sorgt für rote Köpfe und eine Seniorin gibt dem Schreiber Pfeffer.

30.05.17 - 05:00 Uhr
Leben & Freizeit
Ein alter Mann steuert ein Auto.
Ein alter Mann steuert ein Auto.
MARCO HARTMANN

Ursprung des Knatsches ist ein Leserbrief von Giacumin Bass aus Müstair vom 22. Mai in der Zeitung «Südostschweiz». Darin fordert er Fahrtauglichkeitsprüfungen für Senioren und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. So sollen viele der Senioren gesundheitlich eingeschränkt sein, unter Medikamenteneinfluss stehen, schlechter sehen und langsamer reagieren. «Die Reaktion ist sprichwörtlich lebensgefährlich geworden», schreibt Bass gerade heraus.

Dies lässt sich Claudia Alder aus Chur nicht bieten und antwortet nun Giacumin Bass ebenfalls in einem Leserbrief: «Man kann nur vermuten, ob Giacumin Bass eventuell ein extrem krasses Erlebnis mit Seniorinnen und Senioren hatte, denn grundlos kann kaum jemand so geringschätzig und abwertende Kommentare abgeben.»

Wir haben für Euch die beiden Leserbriefe nachfolgenden aufgeführt und wollen von Euch wissen:

Welcher Argumentation stimmt Ihr zu?

Giacumin Bass
61%
Claudia Alder
39%
565 Stimmen

Der Leserbrief von Giacumin Bass:

Bei uns in der Schweiz nimmt die Zahl der Seniorinnen und Senioren am Lenkrad stetig zu, deren Leistungsfähigkeit im Verkehr dagegen tendenziell ab. Nach heutigem Modell muss sich ein Lenker in der Schweiz ab 70 jedes zweite Jahr einem medizinischen Check unterziehen, um seinen Ausweis behalten zu können. Man muss sich das einmal vorstellen: Wer heute über 80 Jahre alt ist, hat den Führerschein in den Fünfzigerjahren gemacht, gehört sozusagen zur ersten Generation, in welcher der Führerausweis zu etwas Selbstverständlichem wurde. Nur, wer den Führerschein erwirbt, wird in der Schweiz auf Fahrtauglichkeit geprüft, und wer ihn erst mal besitzt, muss sie nie wieder nachweisen!
Besser als ein Gesundheitsscheck wäre ein obligatorischer Auffrischungskurs oder verordnete Kontrollfahrten bei den Senioren. Bei den meisten Senioren in dieser Altersklasse ist die Fahrtauglichkeit unter den heutigen Anforderungen nicht mehr gegeben. Kaum eine Bevölkerungsgruppe wächst so schnell wie die der über 75-Jährigen. Dabei sind viele in dieser Altersgruppe gesundheitlich eingeschränkt.
Sie stehen unter Medikamenteneinfluss, sehen schlechter, reagieren langsamer, das heisst, die Reaktion ist sprichwörtlich lebensgefährlich geworden und gibt zu denken! Auch wenn jemand unter Demenz leidet oder sonst welche Gebrechen hat, ist das heute noch kein Grund, das «Billett» freiwillig abzugeben.
Wenn nun jemand sagt, das sei eine Diskriminierung der Älteren, ist er oder sie meiner Meinung nach schlicht fahrlässig. Schaut doch einmal, wie diese Menschen nur schon Mühe haben mit dem Ein- oder Ausparkieren, oder das Verhalten auf Autobahnen. Dass diese Menschen von sich aus erkennen würden, dass ihre Fahrtüchtigkeit eingeschränkt ist, kann man schlicht vergessen. Sie glauben mit absoluter Überzeugung, sie seien nach wie vor unfehlbar, denn wer gibt schon freiwillig die Freiheit auf, die ihm das Auto gewährt?
Natürlich kann man nicht alle Senioren in den gleichen Topf werfen, doch sollte man sich auch mal an die eigene Nase nehmen und sich hinterfragen. Ich zitiere einen lieben Freund von mir und langjährigen Berufspilot :«Viel menschlicher wäre es, den Senioren – ich gehöre auch dazu – ein obligatorisches regelmässiges Refresher-Training anzubieten, mit dem Ziel, sicherer am Steuer zu fahren. Wenn man diese Altersgruppe schulen würde, wäre sie wesentlich einsichtiger und selbstbewusster.»
Klar ist, bei den über 80-Jährigen sinkt die Fahrtauglichkeit rapide. So stellte eine Studie des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS) aus dem Jahre 2010 fest, dass über 80-Jährige 14 Mal mehr Unfälle verursachen als 49- bis 65-Jährige. Niemand fordert Menschen, ab einer bestimmten Altersgrenze pauschal den Führerschein zu entziehen. Es geht einzig und allein darum, jenen Menschen, die nicht mehr zuverlässig am Strassenverkehr teilnehmen können, dieses auch aufzuzeigen. Fazit: Schliesslich geht es auch darum, diese Menschen zu schützen!

Die Antwort von Claudia Alder:

Es ist schon erstaunlich, ja sogar fast unheimlich, was Leserbriefschreiber Giacumin Bass aus Müstair über die Leistungs- und Fahrtauglichkeit von Seniorinnen und Senioren so alles weiss, resp. glaubt zu wissen. Ich frage mich, was «diesen Menschen» – um seine eigene abschätzige Bezeichnung für Senioren zu verwenden – befähigt, so frech und arrogant über die Altersgruppe der über 75-jährigen Autofahrer zu urteilen? Es ist innerhalb einiger Monate schon das 2. Mal.
Gewiss, ältere Menschen brauchen oft Medikamente, tragen auch Brillen und lassen, wenn notwendig, eine Katarakt-Operation zu und sehen wieder tiptop. Deshalb ist die von Bass «zu denken gebende sprichwörtlich lebensgefährliche Reaktion» eine bösartige Unterstellung. Und die «Mühe beim Ein- oder Ausparkieren» kann man mit eigener Rücksicht oder etwas Verständnis auch als Vorsicht bewerten. Senioren gehören nicht zur Ruck-Zuck-Generation.
Ich habe auch noch nie gehört, dass Demenzkranke Auto fahren, Senioren Raser-Unfälle, womöglich noch unter Alkohol- oder Drogeneinfluss, verursacht haben. Auch Telefonate oder SMS-schreiben mit Handys, Essen und Trinken am Steuer, berufsgestresst oder übernächtigt usw. sind eher Spezialitäten anderer Altersklassen.
Man kann nur vermuten, ob Giacumin Bass eventuell ein extrem krasses Erlebnis mit Seniorinnen und Senioren hatte, denn grundlos kann kaum jemand so geringschätzig und abwertende Kommentare abgeben.

Nun denn, ich wünsche Giacumin Bass in jedem Fall, auch auf Autobahnen, stets gute Fahrt mit Vorsicht und Rücksicht und zu gegebener Zeit Einsicht! Und zum Schluss noch dies: Seniorinnen und Senioren sind nicht «diese Menschen», sondern einfach Menschen!

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Es ist wieder soweit, kaum fällt ein wenig Schnee kommt es auf Graubündens Strassen zu zahlreichen Verkehrsunfällen.
Wenn man so die Unfallberichte liest hat man meistens ein typisches Bild von „Nichtbeherrschen des Fahrzeugs“.
Das zumindest behaupte ich, wenn man weiß und gelernt hat, wie man derartige Paniksituationen vermeiden kann!
Dass sich mit veränderten Witterungsbedingungen und Temperaturen auch das Verhalten des Autos in manchen Fahrsituationen stark verändert, wird von vielen unterschätzt.
Grundsätzlich gilt bei schwierigen Fahrbahnverhältnissen: Runter vom Gas!
Heutzutage sind fast ausnahmslos die meisten Autos mit ABS ausgestattet, dadurch ist es sogar möglich das Fahrzeug selbst während des Bremsvorgangs zu lenken.
Dennoch können die Vorderräder auf glatter Fahrbahn (Blitzeis) kurz blockieren, die Folge, trotz eingeschlagener Lenkung fährt das Auto stur geradeaus und rutscht.
Daher hilft eine vorausschauende Fahrweise deutlich weiter, denn die elektronischen Regelsysteme wie ABS können nur soweit unterstützen wie es die vorhandene Fahrbahnbeschaffenheit zulässt.
Leider haben sie auch ihre Tücken, etwa auf verschneitem Untergrund auf Eis.
Statt wie gewohnt den Bremsweg zu verkürzen, kann es sie in der Winterzeit auch verlängern!
Bremsen ohne ABS / ESP: Solltet Ihr die Situation doch falsch eingeschätzt haben und das Fahrzeug zum Rutschen bringen, hilft eine richtige Blickführung.
Schaut dahin, wohin Ihr fahren wollt und bringt die Lenkung in diese Richtung.
Wichtig dabei, dass man kurz von der Bremse geht, damit sich die Räder wieder drehen und somit wieder Grip haben.
Bei modernen Fahrzeugen mit elektronischen Regelsystemen (EPS) könnt Ihr auf der Bremse bleiben, dh. das Antiblockiersystem entfaltet nur dann seine volle Wirkung, wenn das Pedal maximal gedrückt und der Kurs gehalten wird.
Wenn man ein Auto mit dem Elektronischem Stabilitätsprogramm (ESP) hat, muss es aktiviert bleiben, damit das Auto nicht ins Schleudern kommt. Ohne ESP kann das Heck ausbrechen oder das Fahrzeug über die Vorderachse rutschen.
Das ESP hält das Auto in der Spur.
Ich weiß, auch ich dachte, mit meinen 80‘000 gefahrenen Kilometern pro Jahr könne man eigentlich nichts mehr dazulernen; bis ich einen Geschenkgutschein für eine Anti-Schleuder schule bekam.
Eigentlich Widerwillig besuchte ich den Kurs und dachte an Zeitverschwendung.
Bald merkte ich, dass ich komplett mit abgesägten Hosen dastand; keine Ahnung von Fahrphysik und Stresssituation!
Heute kann ich sagen, das war die beste Investition und ich kann besonders um diese Jahreszeit ein Wintertraining jedem Automobilisten nur empfehlen.
Im richtigen Moment, wenn Bruchteile von Sekunden entscheiden, zählt nur eines: Gekonnt und blitzschnell reagieren.
Auch wenn man das eigene Fahrzeug beherrscht, gilt das nicht unbedingt für alle anderen Verkehrsteilnehmer.
Mit ins Schleudern geratenen Fahrzeugen sollte man daher rechnen.
Gleichzeitig verlängert sich bei Eis und Schnee der Bremsweg erheblich.
Der Sicherheitsabstand sollte daher vergrößert werden, etwa auf die doppelte Länge.
Wenn möglich besuche ich jedes Jahr mit meiner Frau zusammen ein solcher Antischleuderkurs. Es ist jedes Mal ein Vergnügen, wenn man so meisterlich dem Auto entsteigt...

Ein Freund aus Sta. Maria im Münstertal sagte mir, dass Herr Bass selbst auch über 65 sei. Er war früher im Unterland als selbständiger Unternehmer tätig und nach seiner Pensionierung ins Heimattal zurück gekehrt.
Ich erinnere mich an frühere Leserbriefe von Herrn Bass.

Eine Charakterschwäche haben eher diejenigen die unter keinen Umständen zugeben wollen, dass sie dem heutigen Strassenverkehr nicht mehr gewachsen sind. Ich musste ab 50 alle drei und nun alle 2 Jahre zum Arzt. Ich hatte nie etwas dagegen. Ich gönne der Ärzteschaft dieses Einkommen gerne, obwohl ich es sinnvoller fände, wenn man auf die Strasse müsste. Ich habe schon 2 vom TCS angebotene Kurse besucht und einiges gelernt. Schliesslich hat sich seit 1961 sehr viel geändert. Wenn einem diese paar Fränkli für eine sichere Fahrt nicht Wert sind sollte man auf das Fahren verzichten oder anderswo sparen. Ist auf der A 13 nicht wieder ein Unfall durch einen 91-jährigen passiert?

Berufschauffeusen und Berufschauffeure müssen alle 5 Jahren, nach dem erreichen des 50 Lebensjahres alle 3 Jahre, zum Bezirksarzt. Da sich viele Menschen nicht vom Autofahren trennen wollen, ist es richtig, wenn auch ältere Menschen sich mindestens einem Arzt stellen müssen.

Allgemein denke ich, es wäre sinnvoll, wenn nach fünf Jahren, alle Menschen einen Auffrischungskurs, bei einer Fahrschule, machen. Viele Änderungen werden beschlossen, viele sehen das nicht.

Mindestens auf der Strasse ist es nicht ersichtlich. Nur schon das Licht einschalten, wann Taglicht genügt und wann nicht, wissen viele offensichtlich nicht. Auch die Regelung des Rückwärtsfahrens, scheinen viele nicht zu kennen. Sobald das Fahrzeug gedreht werden kann, darf nicht rückwärts heraus gefahren werden. Nur um zwei zu nennen.
Sicherlich entstehen Kosten, sicher meinen viele Menschen sie fahren sicher und wissen um was es geht. Schaden würde das sicher niemandem.

Solche Menschen mit der Ideologie eines Giacumin Bass gibt es viele in Graubünden noch mehr aber in der ganzen Schweiz!
Menschen mit einem solchen Gedankengut haben eine Charakter Schwäche!
Demzufolge wären dies die ersten, welche das Billet freiwillig und ohne zusätzlichen Kosten (Arztabkärung) abgeben sollten!!!

Nun, wir werden alle älter, lieber Silvano Schmid. Meine Meinung dazu; genießen Sie diese Zeit solange wir es können und unsere Gesundheit dies zulässt!
Ja und dann noch ein Zitat von mir: " Alt werden und dumm bleiben, das ist ein richtiges Kunststück;
bei manchen gelingt dies hervorragend!"
Aber schreiben Sie einfach weiter, irgendwann wird schon was sinnvolles dabei sein!
MfG Giacumin Bass

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