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Ein Glarner Affe gewinnt in Mailand das Design-Einhorn

Die Horgenglarus gewinnt in Mailand den Milano Design Award 2018 in der Kategorie «Unicorn». Stephan Hürlemann hat mit Material aus dem Bauteilarchiv der Firma sieben bewegliche Skulpturen geschaffen.

Sebastian
Dürst
23.04.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Eine runde Sache: Der Affe von Stephan Hürlemann lässt sich per Seilzug zu einer Grimasse verleiten.
Eine runde Sache: Der Affe von Stephan Hürlemann lässt sich per Seilzug zu einer Grimasse verleiten.
PRESSEBILDER/STEFAN ALTENBUR

Es braucht gar nicht so viel, um aus Stühlen und Tischen faszinierende Figuren zu kreieren, die sich auch noch bewegen. Stephan Hürlemann, Architekt und Designer, hat für die sieben Figuren je zwischen 33 und 51 Teile aus dem Möbeli-Bauteilarchiv verwendet. In die Teile hat er ein paar Bohrlöcher gemacht, sie mit Kabelbindern zusammengebracht, und fertig ist ein preisgekröntes Kunstwerk.

Wie die Möbelfabrik in einer Medienmitteilung schreibt, wurde den Skulpturen in Mailand der Milano Design Award 2018 in der Kategorie «Unicorn» verliehen. Es sei die poetische und spielerische Auseinandersetzung mit den Produkten der Möbeli, Welche die Jury überzeugt habe. Die Kategorie Unicorn zeichnet diejenige Ausstellung aus, die Besucher mit einer alternativen Herangehensweise der Präsentation und der innovativen Auseinandersetzung der Produkte überrascht und in Erstaunen versetzt.

Die Besucher erwecken die Figuren zum Leben

In der Tat: Innovativ ist die Präsentation einer Möbelfabrik mit solchen Skulpturen. Erstaunlich schnell erkennt man aber auch, dass es sich dabei um typische Horgenglarus-Bauteile handelt.

Die Figuren wurden noch bis gestern in einem Raum unter dem Mailänder Hauptbahnhof ausgestellt. In der dunklen Atmosphäre, zeitweise mit Rauch wirken die Holztiere ganz besonders (mehr Bilder dazu Online). Der Clou an der Installation von Stephan Hürlemann ist aber ein anderer. Die Skulpturen sind nämlich beweglich, weil sie mit Seilen an der Decke befestigt sind. In leichter Bewegung seien sie ständig, schreibt die Möbelfabrik. Mittels Ringen neben den Objekten können die Besucher aber auch eine besondere Aktion veranlassen. Der Affe öffnet den Mund und zeigt ein schräges Grinsen, der Zwerg zieht artig den Hut vor den Besuchern und der Panda hebt oder senkt die Augenbrauen.

Diese Möglichkeit sei in Mailand ausgiebig genutzt worden, schreibt die Möbeli. Sie hätten begonnen, mit den Figuren zu kommunizieren und auf Entdeckungstour zu gehen, um die Beweglichkeit der sechs Riesen und des Zwergs zu testen.

Nicht nur Kunst, auch Botschafter

Die Installation «Riesen mit Zwerg» mit den sieben bis zu drei Meter hohen Figuren wurden ursprünglich schon für den Designers Saturday 2016 entworfen. Dort hat die Horgenglarus erstmals die Reeditionen von Hans Bellmann präsentiert. Mit seinem Werk wollte Hürlemann den Bogen zum Bauhaus und dessen Schüler Hans Bellmann schlagen.

Die Figuren sind aber nicht primär Kunst. Sie sollen die Besucher mit der Identität der Möbel vertraut machen, wie diese schreibt: traditionelles Handwerk, althergebrachtes Wissen und Design.

Sebastian Dürst ist Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er ist in Glarus geboren und aufgewachsen. Nach Lehr- und Wanderjahren mit Stationen in Fribourg, Adelboden und Basel arbeitet er seit 2015 wieder in der Heimat. Er hat Religionswissenschaft und Geschichte studiert. Mehr Infos

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