×

«Holästei» will die erste Rooftop-Bar im Kanton Glarus eröffnen

Die Betreiber des Kulturzentrums «Holästei» in Glarus möchten die Terrasse in eine Rooftop-Bar umbauen. Mit dem Angebot wollen sie kompensieren, dass die Nachtpartyszene immer weniger Leute anlockt.

Sara
Good
30.06.23 - 04:30 Uhr
Kultur
Das Pünktchen auf dem i: Die Co-Geschäftsleiter Simone Nüesch und Jonas Leuzinger wollen auf der «Holästei»-Terrasse Platz für 50 Gäste schaffen.
Das Pünktchen auf dem i: Die Co-Geschäftsleiter Simone Nüesch und Jonas Leuzinger wollen auf der «Holästei»-Terrasse Platz für 50 Gäste schaffen.
Bild Sasi Subramaniam

Simone Nüesch und Jonas Leuzinger steigen die klapprige Estrichtreppe hoch und über eine Schwelle ins Freie. Momentan sieht die Terrasse des Kulturzentrums «Holästei» in Glarus noch etwas verwahrlost aus: In einem Blumenkasten wuchern die Himbeeren, an die Wand angelehnt stehen ein kaputter Stehtisch und zwei vergilbte Liegestühle. Die beiden Geschäftsführenden möchten schon ab September den neuen Aussenbereich und damit die erste Rooftop-Bar im Kanton eröffnen, wenn alles nach Plan läuft.

Freier Blick auf die Bergwelt

Künftig sollen bis zu 50 Gäste einen Kaffee oder einen Drink mitten im Grünen geniessen. «Auf der Terrasse hat man freien Blick auf die Linth, den Tödi und die Ennetberge», erzählt Jonas Leuzinger. Bis zur fertigen Vision fehlen noch rund 50’000 Franken, einige Umbauten am Gebäude und Gartenmöbel. «Die Gestaltung der Terrasse soll im Bohemian-Chic gehalten sein. Etwas, das man im Glarnerland so noch nicht kennt», erklärt Simone Nüesch.

So – oder so ähnlich – könnte die neue Dachterrasse des «Holästeis» aussehen.
So – oder so ähnlich – könnte die neue Dachterrasse des «Holästeis» aussehen.
Visualisierung Jacober Design

Sie läuft um den gemauerten Aufgang herum und erklärt, welche verschiedenen Sitzbereiche geplant sind: Hängesessel, eine lange Tafel, Bodenkissen und Tischli direkt am Geländer. «Das wird sicher mein Lieblingsplatz werden», so Nüesch. Zwei Bauprofile stehen auf kleinen Betonsockeln. «Wenn das Geld reicht, würden wir noch eine überdachte Outdoorküche bauen», sagt Nüesch. Grosse Sonnenschirme sollen Schatten spenden. Das Buffet wird im Estrich des angrenzenden Hauses untergebracht, wofür ein Durchbruch gemacht werden muss. Die grössten Kostenpunkte stellen die neue Treppe, die Outdoorküche und das Geländer dar.

«Sunnägartä» als Stütze

Leuzinger und Nüesch sind sich einig: Die geplante Terrasse oder der «Sunnägartä», wie sie das Projekt getauft haben, sei eine wichtige Stütze für die Zukunft des Kulturzentrums. Bei schönem Wetter könnten sie die Öffnungszeiten von Mittwoch bis Sonntag ausdehnen und demnach zum Beispiel auch Familien anlocken. An Wochentagen soll die Terrasse von 16 bis 23 Uhr, am Wochenende bis 24 Uhr geöffnet sein. «Möglich wären auch Bastelnachmittage für Kinder, Comedy-Auftritte, Akustik-Konzerte oder ein Dayrave», so Leuzinger.

Auch die «Holästei»-Betreiber müssen um ihre Kundschaft buhlen. Es sei schwieriger geworden, viele Menschen zum Partymachen anzulocken. «Ich glaube, dass die Leute heute nicht mehr den nächsten Tag wegen einer Party verlieren wollen», so Leuzinger. «Sie wollen keinen Abriss mehr, von dem sie sich dann die ganze Woche erholen müssen. Die Leute haben schon über längere Zeit begonnen, sich anders zu orientieren, und wollen am nächsten Tag etwas unternehmen.»

Mit diesen Schwierigkeiten hat auch der «Club»-Betreiber Thomy Zimmermann zu kämpfen, wie er im Februar sagte. Nach über 16 Jahren hört er nun auf. Am Samstag schliesst der «Club» wahrscheinlich für immer seine Türen. «Das kann zwei Effekte für uns haben: Entweder es kommen neue Gruppen in den ‹Holästei› oder es sind allgemein weniger Gäste auf dem Areal», meint Jonas Leuzinger. Er ist auch mit Betreiberinnen und Betreibern aus Zürich, Pfäffikon oder Chur vernetzt, die alle dasselbe berichten: Die Nachtpartyszene nehme generell ab.

Enger Zeitplan

Am Wochenende findet die obligate Saisonschluss-Party statt, bevor der «Holästei» in die Sommerpause geht. Die Erlöse aus den Veranstaltungen fliessen in die neue Terrasse. Zudem läuft für 30 Tage eine Online-Sammelaktion. Laut Leuzinger werden sie auch von der Raiffeisenbank Glarnerland und der Brauerei Adler unterstützt.

Mitte August soll der Umbau starten, die Eröffnung dann schon Anfang oder Mitte September stattfinden. Ein enger Zeitplan, wie sich Nüesch und Leuzinger eingestehen. Über ein halbes Jahr haben sie auf die Baubewilligung gewartet, die wegen einer Einsprache verzögert wurde.

«In der Einsprache gab es grundsätzliche Skepsis gegen das Projekt: wegen Parkplätzen, Lärm und dem Eigentümerverhältnis. Doch die Baukommission hat für uns entschieden», sagt Leuzinger. Zumal das Holenstein-Areal neben der «Bluebox» in Niederurnen noch die einzigen Ausgehmöglichkeiten im Kanton seien. «Und der Sommer in Glarus könnte angebotsreicher sein. Mit stetigen Angeboten, die losgelöst von einzelnen Events sind», meint Jonas Leuzinger. Er hofft, diese Lücke bald mit dem «Sunnägartä» teilweise zu füllen.

Sara Good verantwortet die Glarner Inhalte auf «suedostschweiz.ch». Zudem kreiert sie multimediale Inhalte und schreibt Artikel für die «Glarner Nachrichten». Sie hat den Diplomlehrgang am MAZ absolviert und Multimedia Production in Chur studiert. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

alle Dachflächen müssen so oder so neu genutzt werden, die verdammte Bodenversiegelung muss auf hören in einem "beschränkten" Tal ! Doppeldeutig ! Alle Flachdächer müssen für günstigen Wohn und Arbeitsraum aufgestockt werden und solar und windtechnisch auf den Stand der Zeit gebracht werden.

Mehr zu Kultur MEHR
prolitteris