×

STREIFLICHT

Mit einer Ausdehnung von 15 Kilometern, Projektkosten von 250 Millionen Franken und einer Bauzeit von drei Jahren gehört die Baustelle der A3/A13 Verzweigung Sarganserland zu den grössten der Region. Vor dem Tor zu Graubünden wird den Autofahrern quasi ein neuer Teppich ausgerollt.

Südostschweiz
14.09.11 - 02:00 Uhr

Von Norbert Waser

Je fünf Kilometer lang sind die drei Äste der Y-förmigen Verzweigung Sarganserland auf der Autobahn A3/A13, die in den Jahren 2010 bis 2012 umfassend erneuert wird. Erneuert werden nicht nur die zwischen 1962 und 1974 in Betrieb genommenen Fahrbahnen und Kunstbauten, sondern auch die Entwässerung und der Lärmschutz. Nachdem letztes Jahr in einer ersten Phase der Mittelstreifen ersetzt worden war, erfolgte dieses Jahr die Sanierung einer Fahrbahnseite. Während dieser Zeit wurde der Verkehr trotz Baustelle vierspurig geführt. «Man hat aus den Erfahrungen anderer Baustellen, zum Beispiel in der Linthebene, gelernt», sagt Stefan Schittenhelm, Bauführer Trassebau, «durch die Nutzung des Mittelstreifens war es möglich, den Verkehr durchgehend vierspurig zu führen.» Der Verzicht auf die Bepflanzung entspricht auch der neuen Strategie im Autobahnbau.

Ohne Stau ins Bündnerland

Für Stefan Schittenhelm (39), Bauführer bei der zur Toldo-Gruppe gehörenden Frey AG in Landquart, ist das nicht nur aus Bausicht von Bedeutung, wohnt er doch in Chur und ist wie viele andere Bündner, die zum Beispiel im Fürstentum Liechtenstein arbeiten, Autopendler.

In der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Pizol Sarganserland, in der ein Dutzend Firmen vereint ist, gibt es noch einen weiteren Bündner in Führungsposition. Das ist Arno Gava (44) aus Thusis, der für die Firma Lazzarini für die Betonkunstbauten zwischen der Verzweigung Sarganserland bis Bad Ragaz zuständig ist. «Wir sind uns durchaus bewusst, dass viele Bündner Autofahrer den Arbeitsfortschritt auf ‘unserer’ Baustelle besonders verfolgen», meint Gava schmunzelnd. Umso mehr freuen sich die beiden Bündner, dass diese Woche die ersten sanierten Teilstücke dem Verkehr übergeben werden können und damit bis zum Frühjahr, wenn die letzte Etappe in Angriff genommen wird, freie Fahrt herrscht.

Ein temporäres Belagswerk

Das Herzstück der Baustelle ist ein 4,5 Millionen Franken teures Belagswerk, das bei der Autobahnausfahrt Bad Ragaz erstellt worden ist. Die Bauführung bei der Erstellung dieses Werkes, das übrigens von der Firma Ammann, dem früheren Unternehmen von Bundesrat Schneider-Ammann, geliefert wurde, hatte ebenfalls der Bündner Stefan Schittenhelm. «Obwohl das temporäre Werk inmitten einer Fruchtfolgefläche erstellt werden musste, war das Bewilligungsverfahren erstaunlich speditiv», staunt Schittenhelm. Aus logistischen Gründen fällt die Umweltbilanz trotzdem positiv aus, konnten doch die Transportwege so massiv verkürzt werden. Nach Abschluss der Arbeiten wird das von der Firma Moag (Mörschwil) betriebene Werk abgebrochen und in Uznach als Ersatz für eine alte Anlage wieder aufgebaut.

Wie wichtig das Werk für die Grossbaustelle ist, hat sich in den letzten Wochen beim Belagseinbau gezeigt. Da wurden pro Tag bis zu 3300 Tonnen Material ausgeliefert, mit dem über ein Kilometer Fahrbahn erstellt werden konnte. «Da sind die 40-Tönner beim Werk Schlange gestanden», schmunzelt Schittenhelm.

263 Tonnen Armierungsstahl

Ein ähnlich beeindruckendes Bauwerk war der Ersatz der beiden Brücken bei der Verzweigung Sarganserland. Auch da hatte mit Arno Gava ein Bündner die Bauführung. «Die Zwillingsbrücke war in einem derart schlechten Zustand, dass nur noch ein Ersatz sinnvoll war», sagt Gava. So wurden die beiden Brücken abgebrochen und in jeweils drei Monaten Bauzeit wieder neu erstellt. Auch dazu hat Gava ein paar interessante Zahlen(-vergleiche): 3600 Quadrameter Schalung – so gross wie ein halbes Fussballfeld, 263 Tonnen Armierungsstahl – in etwa das Gewicht von 60 Elefanten, und 2400 Kubikmeter Beton – entspricht etwa dem Inhalt eines 50-Meter-Olympia-Schwimmbeckens.

Nun rollt der Verkehr bald wieder ungehindert durch die Verzweigung Sarganserland – bis im Frühjahr 2012 die andere Fahrbahnhälfte ersetzt wird.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR