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Stoops Kämpferherz, Ramholts Assists: Sieg trotz Widrigkeiten

Der HC Davos hat sein kleines «Bern-Trauma» überwunden. Nach sechs sieglosen Spielen gegen den SCB konnte er gestern einen 5:4-Auswärtserfolg feiern. Lukas Stoop und Tim Ramholt schrieben die Hauptgeschichten beim HCD.

Südostschweiz
03.01.11 - 01:00 Uhr

Von Kristian Kapp

Eishockey. – Die 36. Minute löste die ersten grossen Emotionen im zuvor guten, aber niemals gehässigen Klassiker SCB – HCD aus. Den Zuschauern, selbst Schiedsrichter Daniel Stricker stockte der Atem. Der Puck lag im Davoser Tor, HCD-Verteidiger Lukas Stoop am Boden – die rote Lache auf dem Eis um ihn herum wurde immer grösser. «Ich dachte im ersten Moment, er verblute ...», sagte Stricker nach dem Spiel. Was war geschehen? Roland Gerber hatte nach einem kapitalen Scheibenverlust Robin Grossmanns den SC Bern mit 2:1 in Führung gebracht und beim Torschuss den Stock derart hoch durchgeschwungen, dass er Stoop mitten im Gesicht traf und diesen K.o. schlug. «Ich sah nur, wie die Scheibe ins Tor ging, du müsstest schielen, um beide Szenen gleichzeitig zu sehen», erklärte Stricker. Darum entschied er falsch: Statt Restausschluss Gerber wegen hohen Stocks mit Verletzungsfolge gabs Tor für Bern.

Ein Tor plus, zwei Zähne minus

Am Ende lachte aber Stoop – zumindest so gut es ging. «Ein Loch und zwei Zähne draussen», erklärte der Youngster nach der Partie seine persönliche «Schadensbilanz». Aus dem mit vier Stichen genähten Loch (dort, wo normalerweise Ober- und Unterlippe zusammenwachsen ...) tropfte beim Reden nach wie vor Blut – kein netter Anblick. Stoop bewies ein grosses Kämpferherz. Er kehrte im Schlussdrittel mangels vorhandenen Gitterhelms mit normalem Visier aufs Eis zurück und schoss mit dem 5:3 das am Ende siegbringende Tor. Stoop: «Das entschädigte für alles, der Sieg war wirklich wichtig.»Es sei für ihn kein einfacher Match gewesen, auch ohne Stockschlag ins Gesicht. Nach elfmonatiger Pause war er erst in den zwei Spielen vor dem Spengler Cup zurückgekehrt und konnte das Turnier noch nicht bestreiten. Stoop: «Der Rhythmus nach so langer Pause wäre dort zu gross gewesen. Ich konnte stattdessen während des Spengler Cups gut trainieren.»

Ramholts grosser Auftritt

Ein weiterer Matchwinner des HC Davos war Tim Ramholt. Der Verteidiger des HC Davos bereitete gleich drei Tore vor: Beim 1:1 Grégory Sciaronis legte er nach schönem Solo perfekt auf, bei Peter Guggisbergs 3:2 täuschte er den Schuss an und servierte stattdessen den Puck ebenfalls «pfannenfertig», beim 4:2 Janick Steinmanns lancierte er den Torschützen per Steilpass. Wie das wohl irreguläre 2:1 Berns erwies sich der Davoser 1:1-Ausgleich als Knackpunkt der Partie. Den Start in die Partie hatte Davos komplett verschlafen und genauso wie das 1:2 auch das frühe 0:1 nach 70 Sekunden auf fast schon dillettantische Art und Weise kassiert. Berns Torschütze Christian Dubé dürfte sich wohl ebenfalls gewundert haben, wieso er beim Kampf um die freiliegende Scheibe gleich drei Davosern (Genoni, Grossmann und Rizzi) zuvorkam.Als nach sieben Minuten Davos nach wie vor ohne einen einzigen Torschuss und ohne Emotionen auf das 0:2 zu «warten» schien, nahm Trainer Arno Del Curto ein frühes Time-out – 32 Sekunden später traf Sciaroni zum 1:1. «Danach waren wir drin und spielten eine gute Partie», bilanzierte Ramholt. Im wilden Schlussdrittel (Sandro Rizzi hatte noch im Mitteldrittel nur 27 Sekunden nach Gerbers umstrittenem Treffer zum 2:2 ausgeglichen) zeigte sich Davos effizient und meistens souverän. «Wir wurden nicht nervös, auch nach den beiden späten Berner Toren zum 3:4 und 4:5 nicht», sagte Ramholt. Grund wäre da gewesen: Sechsmal in Serie hatte Davos zuletzt gegen Bern nicht mehr gewonnen und gleich viermal einen Sieg in den Schlussminuten verspielt gehabt. Gestern reichte es zur Beendigung des kleinen «Bern-Traumas».

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