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«Spiele lassen sich ohne Chaos abwickeln»

Peter Hartmann: Es wird zwar da und dort Staus geben. Damit leben wir aber heute schon im Grossraum Chur und in den Tourismuszentren. Sofern man sich an die Vorgaben in der Machbarkeitsstudie hält, lassen sich die Spiele ohne Chaos abwickeln.

Südostschweiz
05.02.13 - 01:00 Uhr

Mit Peter Hartmann* sprach Dario Morandi

Herr Hartmann, es wird immer wieder behauptet, Olympische Winterspiele würden ein Verkehrschaos auslösen. Wie sehen Sie das als Verkehrsplaner?

Das dürfte damit zusammenhängen, dass die Planer ganz auf den öffentlichen Verkehr (ÖV) setzen.

Nicht nur. Neben der Konzentration auf den ÖV sowie der Zugangsbeschränkung für den Individualverkehr liegt es auch an der Beschränkung der Stadiengrössen und den kurzen Gehdistanzen in den Austragungsorten. Das Konzept für den öffentlichen Verkehr mit der Ringbahnlösung für die Rhätische Bahn und Busverbindungen ist clever, weil damit die Transportkapazitäten massiv erhöht werden können.

Die Gegner argumentieren, dass man allein mit Bahn und Bussen nicht über die Runden kommen wird.

Busse verfügen durchschnittlich über 50 und mehr Plätze. Wenn, wie in der Studie vorgesehen, über 1000 Busse eingesetzt werden, lassen sich damit weit über 50 000 Zuschauer transportieren. Dazu kommt die gesteigerte Kapazität der Bahn. Ausserdem ist nicht zu erwarten, dass alle Besucher auf einem Schlag anreisen werden. So gesehen, dürfte das Konzept funktionieren. Dass bereits mit den vorhandenen Transportmitteln Grösseres klappt, wurde mit dem Verkehrsmanagement an den Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz längst unter Beweis gestellt.

Olympia bedingt aber einen Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen.

Das ist richtig. Für mich ist das ein positiver Nebeneffekt der Spiele. In Graubünden werden ÖV-Projekte realisiert, die sonst noch jahrelang in einer Schublade des Bundes liegen würden. Mit Olympia ist Gewähr geboten, dass die Vorhaben viel früher als vorgesehen und in hervorragender Qualität umgesetzt werden. Ich denke da beispielsweise an Streckenkorrekturen für kürzere Reisezeiten, an Doppelspurabschnitte für grössere Betriebsstabilität und an Bahnhofausbauten für besseres Umsteigen und mehr Komfort. Man kann deshalb davon ausgehen, dass Graubünden mit Olympia beim Angebot sowie der Infrastruktur des ÖV einen Riesensprung vorwärts machen kann.

*Peter Hartmann ist Verkehrsplaner und Mitinhaber des Churer Verkehrs- und Raumplan-ungsbüros Hartmann & Sauter.

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