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Sebastian Vettel darf endlich über Ferrari reden

Ferrari hat gestern in Abu Dhabi das Schweigen gebrochen und Sebastian Vettel als neuen Fahrer für die kommende Saison bestätigt. Kommuniziert hat der italienische Rennstall auch den Abgang von Fernando Alonso zu McLaren-Honda.

Südostschweiz
21.11.14 - 01:00 Uhr

Von Peter Lattmann

Automobil. – Das schlechtest gehütete Geheimnis der Formel 1 ist keines mehr, die Auflösung des zweiten grossen Transferrätsels ist aber erst am 1. Dezember geplant. Vor sieben Wochen hat Sebastian Vettel die Trennung von Red Bull Racing verkündet. Erst seit gestern darf er nun aber endlich offiziell seiner Freude darüber Ausdruck geben, dass sein Bubentraum in Erfüllung geht und er ab 2015 an der Seite seines besten Berufskollegen Kimi Räikkönen für die Scuderia Ferrari fahren wird. Beim italienischen Traditionsrennstall erwartet ihn allerdings eine ähnlich schwierige Aufgabe wie seinen Landsmann Michael Schumacher 1996. Fünf Jahre hat der Rekordweltmeister damals gebraucht, um das wegen der vielen Misserfolge allseits belächelte Team wieder ganz an die Spitze zu bringen.

Alonsos letzter Funken Hoffnung

Fernando Alonso ist dieses Kunststück in fünf Ferrari-Saisons nicht gelungen, im Gegenteil. Wegen der immer schlechter werdenden Resultate und den ewigen Vertröstungen ist dem Spanier im Verlaufe dieses Jahres der Kragen geplatzt. So hat er sich nach anderen Möglichkeiten umgesehen, obwohl er seine Formel-1-Karriere eigentlich in dieser einst so vertrauten, seit den Abgängen von Stefano Domenicali und Luca di Montezemolo aber fremd gewordenen Umgebung abschliessen wollte. Ein Auto mit Mercedes-Motor betrachtet der wohl beste Fahrer der Gegenwart als Schlüssel zu künftigen Erfolgen, doch keines will frei werden. Dass Lewis Hamilton nach den Querelen mit Nico Rosberg als Weltmeister plötztlich doch noch eine neue Herausforderung bei McLaren-Honda reizen könnte, ist sein letzter Funken Hoffnung. Weit wahrscheinlicher ist jedoch, dass er selbst sich mit einer Abfindung von Ferrari in der Tasche in diese Richtung orientieren muss.

Unruhen bei McLaren-Honda

Nach der Vertragsverlängerung von Romain Grosjean bei Lotus und den zu erwartenden Bestätigungen von Sergio Pérez bei Force India und Jean-Eric Vergne bei Toro Rosso, wo sich Carlos Sainz junior und Alex Lynn kaum mehr Hoffnungen machen können, sind mit Ausnahme von McLaren-Honda alle Cockpits für das nächste Jahr vergeben. In der Mannschaft von Ron Dennis stehen die Zeichen jedoch auf Sturm. Die zukünftige Rolle des langjährigen Firmenchefs hängt weitgehend davon ab, wohin das Paket des Grossaktionärs Mansour Ojjeh verschoben wird. Ein Fragezeichen bleibt auch der komplett neu entwickelte Hybrid-Antriebsstrang von Honda. Unter vorgehaltener Hand heisst es, die Japaner seien zeitlich erheblich im Rückstand. Im Rahmen eines sogenannten Filmtages in Silverstone soll das Triebwerk aber bereits getestet worden sein. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Motorenhersteller so zerstritten haben, dass eine vernünftige Basis für ein gemeinsames Vorgehen fehlt. Gibt es dieser Tage keine Einigung, bleibt für 2015 alles beim Alten, kann nur bis zum Saisonstart in reduziertem Umfang weiter entwickelt werden.

Erfüllung eines Bubentraums

Das würde Mercedes zu Gute kommen und Vettels Aufgabe noch einmal erschweren. Der vierfache Weltmeister will sich dadurch aber nicht beeindrucken lassen. «Es ist einfach an der Zeit, etwas Neues zu versuchen», sagte er gestern froh, endlich nicht mehr in Rätseln reden zu müssen. «Schon als Zwölfjähriger war ich mit Red Bull zusammen. Sie haben mich durch die ganzen Jahre begleitet bis in die Formel 1. Für diese tolle Zeit mit Toro Rosso und mit Red Bull Racing bin ich sehr dankbar. Jetzt aber könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als Ferrari-Fahrer zu werden. Ich muss dazu nicht auf die unglaubliche Geschichte von Ferrari eingehen. Diese Herausforderung reizt mich einfach. Es war keine Entscheidung gegen Red Bull Racing sondern eine für Ferrari.»

Vorfreude auch auf Räikkönen

Auf die Zusammenarbeit mit einem anderen Weltmeister, Kimi Räikkönen, freut er sich ganz besonders. «Wir kommen nicht nur abseits der Rennstrecken gut miteinander aus, sondern ich weiss auch, dass er als Stallgefährte pflegeleicht ist. Er ist zwar im Auto sehr schnell, aber immer fair, und Politik interessiert ihn überhaupt nicht. In dieser Beziehung sehe ich keine Probleme auf mich zukommen, die anderen müssen wir raschmöglichst beheben.»

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