×

Schiff mit jungem Schmerkner an Bord ist «zu gefährlich»

Südostschweiz
10.03.15 - 11:23 Uhr

Von Urs Schnider

Schmerikon. – Der Fall sorgte letzte Woche für Schlagzeilen. Ein Jugendlicher aus Schmerikon soll als «fürsorgerische Massnahme» auf dem Jugendschiff Salomon therapiert werden. Kritikpunkt waren in erster Linie die Kosten: «160 000 Franken für Luxustherapie», war im Blätterwald zu lesen. Die Kosten muss die Gemeinde Schmerikon tragen.

Nun intervenieren die Behörden. Diese sagen gemäss der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ), das Jugendschiff sei «gefährlich, pädagogisch mangelhaft und unkontrollierbar». Die Stiftung Jugendschiffe, welche die «Salomon» betreibt, werde deswegen keine neue Bewilligung für das Schiff erhalten. Im August dieses Jahres wurde die Bewilligung letztmals erneuert.

Eine Verlängerung sei ausgeschlossen, sagt die Amtsvorsteherin des kantonalen Jugendamtes Bern, Andrea Weik, gegenüber der NZZ.

Kommt Schmerkner früher heim?

Grund dafür seien die Anfang 2013 vom Bund verschärften Bestimmungen in der Pflegekinderverordnung. Neu brauchen auch Institutionen im Ausland eine Heimbewilligung. Es sei aber das erklärte Ziel, so Andrea Weik, dass das Schiff die Segel streiche.

Die Sicherheit der Jugendlichen auf dem Dreimaster sei nicht gewährleistet. Ausserdem gebe es «pädagogische Mängel». Da es jedoch keine Zwischenfälle gab und die Stiftung inzwischen Massnahmen ergriffen habe, um die Risiken einzudämmen, müsse das Schiff nicht per sofort aus dem Verkehr gezogen werden.

Kein Argument für das Berner Jugendamt waren die Kosten. Jeder Jugendliche auf dem Schiff kostet rund 150 000 Franken pro Jahr: Ein Tag auf dem Schiff koste somit kaum mehr als ein Tag in einer Institution an Land.

Die «Salomon» läuft also spätestens Mitte 2016 auf Grund. Was heisst das für den jugendlichen Schmerk- ner? Kommt er gar früher heim als von der Jugend- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) Linth «als erzieherische Massnahme» verordnet?

Die Mutter des Jungen sagt auf Anfrage: Sie glaube nicht, dass ihr Sohn deswegen früher heimkommen werde. «Er hat noch immer keine einzige Woche bestanden.» Wenn die Jugendlichen Ende Woche von den Betreuern mit «nicht bestanden» bewertet werden, wird der Aufenthalt auf dem Schiff um die jeweilige Woche verlängert.

Die Kesb Linth hat auf die neuen Erkenntnisse wie folgt Stellung bezogen. Zur Frage, dass gemäss NZZ während zehn Jahren «keine Behörde eine pädagogische Aufsicht» über das Schiff ausübte, schreibt die Kesb: «Die gesetzlichen Bestimmungen, auf die man sich im Artikel bezieht, sind auf Januar 2013 in Kraft getreten. Gesetze wirken nicht rückwirkend.»

«Vor- und Nachteile abwiegen»

Zu den pädagogischen Mängeln verweist die Kesb darauf, dass «die Fachlichkeit anderer Behörden nicht infrage gestellt» werde. «Uns sind keine konkreten Fälle bekannt.»

Generell ist die Kesb der Meinung, dass jede Institution ihre Vor- und Nachteile habe, die abgewogen werden müssen. Die Jugendlichen würden im Rahmen des rechtlichen Gehörs aufgeklärt und informiert.

Und schliesslich kam auf die Frage nach einer früheren Heimkehr des Schmerkner Jugendlichen die Antwort: «Im laufenden Verfahren können wir keine Stellung nehmen.»

Das Schiff, auf welchem der Schmerkner Jugendliche therapiert wird, liegt derzeit vor den Kapverdischen Inseln vor Anker. An Bord sind zehn 14- bis 18-jährige Jugendliche aus der Schweiz und einer aus Deutschland.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR