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Rückschlag des FCZ im Reifeprozess

Der Höhenflug des FC Zürich ist am Donnerstag zum Europa-League-Auftakt gegen Apollon Limassol gestoppt worden. «Wir haben Lehrgeld bezahlt», befand Trainer Urs Meier nach der 2:3-Niederlage.

Südostschweiz
20.09.14 - 02:00 Uhr

Von Marco Ackermann

Fussball. – Der FCZ war am Mittwoch mit viel Rückenwind nach Zypern gereist. Man hatte das Gefühl, der zuletzt überzeugende Super-League-Leader brauche einen Gegner vom Kaliber Apollon Limassol nicht zu fürchten. Nach der Partie in Nikosia folgte die Erkenntnis, dass den Zürchern auf internationaler Ebene Widerstandsfähigkeit und Routine fehlen. Sie liessen sich oft zu einfach von den cleveren Zyprern düpieren.

Desorientierung in der Abwehr

Die Gründe für die zweite Pflichtspiel-Niederlage in dieser Saison waren vor allem in der Defensive zu suchen. Die Abwehr mit ihrem Chef Ivan Kecojevic und seinen Mitstreitern Philippe Koch und Berat Djimsiti war nicht auf der Höhe ihrer Aufgaben. Das Trio stellte sich Mal um Mal ungeschickt an. Das Lowlight war das entscheidende 2:3, als Kecojevic' Befreiungsschlag zur Vorlage für Jan Rezek mutierte und Koch die Hereingabe des Tschechen relativ unbedrängt ins eigene Tor ablenkte. Zudem liess sich Goalie David Da Costa beim 0:2 kurz vor der Pause aus etwas gar grosser Distanz bezwingen.

Die statistisch beste Defensive der Super League wies für einmal viele Löcher auf. Dies war auch dem Trainer nicht entgangen. «Es waren vielleicht nicht mehr Abwehrfehler als am Sonntag beim 4:1-Sieg gegen Sion, aber international werden halt solche Versäumnisse gnadenlos bestraft», meinte Urs Meier. Dass seine Equipe den K.o.-Schlag durch ein Eigentor kassiert habe, habe zu diesem Spiel gepasst. Sie hätten Lehrgeld bezahlt, fuhr Meier fort. Der 53-Jährige sprach davon, dass dieser FCZ auf europäischer Ebene noch keinen grossen Erfahrungsschatz vorweisen könne, und dass Fehler zum Entwicklungsprozess dazugehören würden. Aber auch Meier weiss, dass sein Team die Unzulänglichkeiten sofort eliminieren muss, wenn es in dieser Europa-League-Gruppe mit Mönchengladbach und Villarreal nicht abfallen will. «Ich hoffe, dass wir schnell lernen und schon im nächsten Spiel besser bereit sind», sagte Meier. Als Ziel hatte er am Mittwoch ausgegeben, im Europacup zu überwintern. Eine Niederlage bei Apollon hatte er dabei wohl nicht einkalkuliert.

Auch der Captain verlor den Kopf

Augenfällig war auch, dass einige FCZ-Spieler gegen Apollon in der Hitze des Gefechts den Kopf verloren haben. Wenn eine Mannschaft ab der 80. Minute bei unentschiedenem Spielstand gegen einen konditionell limitierten Gegner in Überzahl agieren kann, sollte sie eigentlich nicht mehr in Bedrängnis geraten. Und die Zürcher hatten zwar nach dem 0:2-Pausenrückstand nur drei Minuten benötigt, um das Skore auszugleichen, nach dem 2:2 blieb aber trotz mehr Spielanteilen ein vehementes Nachsetzen aus. Urs Meier fand, wenn man eine Zwei-Tore-Hypothek wettgemacht habe, hätte man auch mit einem Remis zufrieden sein können.

Mangelnde Reife offenbarte sich auch beim Platzverweis von Captain Yassine Chikhaoui. Im Wissen, dass der walisische Schiedsrichter in der Schlussphase einen harten Massstab anwendete, hätte sich der verwarnte Tunesier nicht zu einem Tritt gegen Rezek hinreissen lassen dürfen. So steht er dem FCZ in zwei Wochen im Heimspiel gegen Gladbach nicht zur Verfügung. Gegen den Bundesligisten stehen die Zürcher bereits unter Zugzwang. Überhaupt war Chikhaoui im Match gegen Apollon nicht auf Touren gekommen. In der ersten Halbzeit hatte er aus idealer Position den sicheren 1:1-Ausgleich vergeben. Einen Ball, den er im Training wahrscheinlich blind verwertet, setzte er nur an den nahen Pfosten.

Auf den FCZ wartet nun eine Bewährungsprobe. Die Mannschaft muss beweisen, dass sie den Rückschlag auf Zypern wegstecken kann. In den nächsten zwei Partien ist man klarer Favorit. Am Sonntag gastiert der FCZ im Schweizer Cup beim 1.-Liga-Verein Black Stars Basel, am nächsten Mittwoch empfängt der Cupsieger in der Super League den FC Aarau.

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