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Olympia: Der Bund müsste tief in die Tasche greifen

2,8 Milliarden Franken würde Olympia 2022 in Graubünden kosten. Bei geschätzten Einnahmen von 1,5 Milliarden Franken entstünde eine Finanzierungslücke von 1,3 Milliarden Franken, die der Bund übernehmen müsste.

Südostschweiz
06.07.12 - 02:00 Uhr

Von Hansruedi Berger

Davos/St. Moritz. – Sollte Graubünden den Zuschlag für die Ausrichtungen der Olympischen Winterspiele 2022 erhalten, will man unliebsame finanzielle Überraschungen tunlichst vermeiden: Der Verein XXIV, Olympische Winterspiele Graubünden 2022, hat deshalb gestern eine erste Vollkostenrechung veröffentlicht, die von Gesamtkosten von 2,8 Milliarden Franken ausgehen. Aus den Fernsehrechten, dem Sponsoring und dem Ticketverkauf erwarten die Initianten rund 1,5 Milliarden Franken. Damit ergibt sich eine Finanzierungslücke von 1,3 Milliarden Franken, die durch die öffentliche Hand gedeckt wird. Regierungsrat Hansjörg Trachsel rechnet damit, dass diese Summe vom Bund beigesteuert werden sollte, wie er gestern auf Anfrage erklärte.

Teurer als erwartet

Beträchtlich teurer als ursprünglich erwartet, wird auch die Kandidatur. Statt 36 Millionen werden hier neu 60 Millionen veranschlagt. Diese Summe soll durch Bund, Kanton und die ausrichtenden Gemeinden finanziert werden.

Nicht in den Gesamtkosten enthalten sind zwei bedeutende Positionen: Vorgezogene Investitionen vor allem der öffentlichen Hand in die Infrastruktur werden rund 1,5 Milliarden Franken ausmachen. Laut Trachsel geht es dabei insbesondere um den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, dabei auch um Rollmaterial für die Rhätische Bahn. Diese Investitionen würden ohne Olympische Spiele erst später vorgenommen.

Ebenfalls nicht im Budget sind die Kosten für die Sicherheit. Für Leistungen der Polizei, des Militärs und anderer Bundesstellen sind 250 Millionen Franken budgetiert; auch dies sind Vollkosten.

Das Konzept der Olympischen Winterspiele 2022 unterscheidet sich wesentlich von demjenigen anderer Austragungsorte. «Wir gehen dorthin, wo der Sport bereits stattfindet und auch nach dem Anlass weiter stattfinden wird», so Trachsel. Damit müssten praktisch keine neuen, teuren Anlagen gebaut werden. Auch die Beherbergung der Sportler sei anders. Denn es gäbe keine eigentliche Olympia-Stadt, wie sonst üblich. Gar keine Bedenken hegt Trachsel in Bezug auf die Sicherheit. Hier verfüge die Schweiz und speziell der Kanton Graubünden mit der Ausrichtung des alljährlich in Davos stattfindenden World Economic Forums über eine grosse Erfahrung.

Vorsichtige Kostenschätzung

Wie Trachsel weiter sagte, handelt es sich bei den jetzt vorliegenden Zahlen um eine vorsichtige, aber realistische Kostenschätzung, die von zwei renommierten Finanzberatungsunternehmen vorgenommen worden seien. Bauten, die nur während der Zeit der Spiele Verwendung fänden, würden besonders genau unter die Lupe genommen, um allenfalls Alternativen aufzeigen zu können.

Graubünden sowie die ausrichtenden Gemeinden Davos und St. Moritz werden am 3. März des kommenden Jahres über ihren Anteil am Kredit für die Kandidatur abstimmen.

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