×

Laser durchleuchtet Davoser Wälder auf Energiepotenzial

Ein lange lärmend über Davos kreisender Helikopter hat am letzten Wochenende so manche Ruhebedürftige gestört. Jetzt ist bekannt, weshalb die Flüge stattgefunden haben: Sie dienen einem Energieprojekt, mit dem das Holzpotenzial erfasst wird.

Südostschweiz
15.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Béla Zier

Davos. – Das anhaltende Geknatter eines während langer Zeit über Davos hin und her fliegenden Helikopters hat am vergangenen Wochenende viele Gäste und Einheimische empfindlich gestört. Wer die herrlichen spätsommerlichen Temperaturen im Freien geniessen wollte, fand kaum seine Ruhe. Weshalb diese nervtötenden Rundflüge ausgerechnet an einem Wochenende stattgefunden haben, wurde erst gestern bekannt; es handelte sich um Messkampagnenflüge im Rahmen des Davoser Energieprojekts «MountEnergy».Das Leitbild der Gemeinde Davos sieht vor, im Jahr 2036 eine Energieautarkie zu erreichen. Zu diesem Zweck wurde das Projekt «MountEnergy» auf die Beine gestellt. Daran beteiligt sind Institutionen aus der Region Davos/Klosters und weitere Partner aus der ganzen Schweiz (Wissensstadt Davos, Amt für Wald Graubünden, Forstbetriebe Davos/Klosters, Geographisches Institut der Universität Zürich, Bundesamt für Landestopographie, Institut für Schnee- und Lawinenforschungs Davos, Hochschule Rapperswil).

Baumbestand detailliert erfassen

Das Projekt «MountEnergy» umfasst drei Hauptgebiete. Diese setzen sich aus den Themenschwerpunkten CO2-Kompensation vor Ort, Entwicklung von erneuerbaren Energien im Alpenraum sowie Energieeffizienz zusammen. Damit einhergehend befasst man sich auch intensiv mit Fragen rund um den Rohstoff Wald im Raum Davos/Klosters. Und exakt das hat zu den Ruhestörungen geführt.Für die Datenerfassung zur detaillierten Abschätzung des Potenzials der Rundholz- und Energieholzreserven werden in Davos und Klosters Helikopterflüge durchgeführt. Um den nötigen Detaillierungsgrad zu erreichen, gelangt dabei das so genannte Laserscanning-Verfahren zur Anwendung. Mit diesem kann die Geometrie der Bäume durch ein Lasersignal aufgenommen werden. Wegen der grossen Wetterabhängigkeit dieser Messflüge müssten diese Einsätze jeweils kurzfristig erfolgen, schreiben die am Projekt Involvierten in einer Mitteilung von gestern. Deshalb habe man die Bevölkerung nicht vorgängig darüber informieren können und entschuldige sich dafür. Während der nächsten Schönwetterperiode wird ein zweiter Einsatz stattfinden. Dieser erfolgt dann allerdings auf einer grösseren Flughöhe, weshalb die Lärmbelästigung weniger störend ausfallen sollte.

Basis für grossangelegte Messung

Laut Mitteilung steht der Fichten- und Lärchenbestand im Zentrum der Messungen. Abgeflogen werden die steilen, ertragsreichen Nordlagen von Klosters sowie die Gebiete Davos Laret, Davos Wolfgang, Büelenberg/Davos Dorf und das vordere Flüelatal. Um die forstwirtschaftlichen Parameter zu erfassen, wurde bereits eine Fläche von 32 Quadratkilometern abgeflogen.Die Datenauswertung wird diesen Herbst/Winter erfolgen, wie Britta Allgöwer, Leiterin Wissensstadt Davos, gestern auf Anfrage sagte. Die Resultate würden dann die Entscheidungsgrundlage für weitere und umfangreichere Messreihen bilden.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Zeitung MEHR