×

Künstlerische Hommagen an das Elixier des Lebens

24 Bündner Kunstschaffende und Kunsthandwerker zeigen bis Ende Oktober auf dem Ansaina-Wasserweg im Albulatal ihre Werke. Die Inspirationen zu «Artava» haben sie – wie könnte es anders sein – aus dem Element Wasser geschöpft.

Südostschweiz
18.07.12 - 02:00 Uhr

Von Jano Felice Pajarola

Alvaneu Bad. – «Ohne dass es Wasser sauge, stürb’ auf Erden alles Schöne.» Da steht sie im einstigen Mühlenkanal von Alvaneu Bad, diese Zeile aus einem Gedicht des böhmischen Poeten Karl Egon Ebert (1801–1882), hingeschrieben von Gion Müller und Martin Tomaschett, und über die beschriftete Glasplatte fliesst es talwärts, das Lebenselixier der Natur. Ein Bild, wie es typisch ist für «Artava»: Zwei Dutzend Künstlerinnen und Künstler, die meisten aus der Region Albulatal, Davos, Prättigau und Herrschaft, haben für den Wasserweg Ansaina zwischen Alvaneu Bad und Filisur eines oder mehrere Werke zum Thema Wasser gestaltet. Als Ausstellung in freier Natur stehen die Skulpturen, Installationen und Bilder am sieben Kilometer langen Spazier-Rundgang, seit der gestrigen Vernissage und noch bis Ende Oktober. Und das Spektrum ist breit, von abstrakter Kunst bis Kunsthandwerk reicht es, geschaffen von Frauen und Männern zwischen 20 und 80.

Angetrieben von Wasser und Wind

Da sind zum Beispiel Andreas Oberlis Metallobjekte, angetrieben von Wind und Wasser: Mal ist es ein Trinkbecher, der sich zu einem offenen Mund hin und wieder weg bewegt, mal ein Känel, der Wasser über eine Glasscheibe zwischen zwei Menschenfiguren fliessen lässt – «Vertrübte Sichtweise» hat Oberli Letzteres getauft. Oder dann, als Lokalmatador quasi, der Alvaneuer Schmied Roman Platz: Seine «Einheimischen», gefertigt aus rostigen Eisenbahnschienen, warten am stillgelegten Bahnhof auf den (fast) immer ohne Halt vorbeibrausenden Zug.

Wasserwächter: Das sind die beiden Figuren aus Eichenstämmen, die Peter Horber der Schwefelquelle im Wald oberhalb des Golfplatzes zur Seite gestellt hat. Und ebenso stumm und dabei doch beredt steht Andrea Schilperoords Fisch aus Cristallina-Marmor neben den Teichen der Forellenzucht auf der Ranch Farsox.

Ein Flügel unter Flechten

Alles andere als stumm und still geht es im Schmittnertobel zu und her. Da rauscht nicht nur der Bach, da dröhnt nicht nur das Kraftwerk, da sind auch die Töne eines Flügels zu hören – eine «Wassermusik» der wörtlichen Art, in die Tat umgesetzt vom Alvaneuer Instrumentenbauer Beat Kollegger und Klaviertechniker Florian Kamnik. Ein Wasserrad ist es, das den mit Flechten und Moos überzogenen Flügel dank einer versteckten Mechanik zum Tönen bringt.

Waschtag ist dann an der Albula, bei Anna Maria Thoenys «Zwei Frauen» – am Ufer sind sie und arbeiten, auf einer Wäscheleine über dem Fluss flattert weisses Linnen im Wind. Und bei der Arvadiquelle streben Spiralsäulen von Kathi Straus Valär wie DNA-Ketten aus dem Wasser dem Himmel zu – denn eben, «ohne dass es Wasser sauge, stürb’ auf Erden alles Schöne».

Weitere Werke am Wasserweg stammen von Reto Beer, Ruth Boxler, Margrit Brenn, Romano Pedetti, Thomas Lüscher, Fadri Brenn, Eleonora Laim, Seraina Grünenfelder, Andreas Sommerau, Peter Clavadetscher, Claudia Cotti, Rico Klaas, Susi Wegelin sowie Erika Brenn. Zu erwandern sind sie in rund zwei Stunden – nicht eingerechnet die Zeit zum Staunen vor den 25 «Artava»-Kunstwerken.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR