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Kanton Graubünden schickt Polizeigrenadiere nach Biel

Bündner Polizeigrenadiere beteiligen sich an der Suche nach dem Bieler Rentner, der letzte Woche auf Polizisten geschossen hat. Ein direkter Zusammenhang mit dem Fall des Churer Amokschützen im Jahr 2000 besteht aber nicht.

Südostschweiz
14.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Luzi Bürkli

Chur. – «Jetzt nehmen ihn die Bündner ins Visier», hiess es gestern auf dem Onlineportal der Boulevardzeitung «Blick». Die «amokerprobten Bündner» würden helfen, den 67-jährigen Bieler zu fassen, der vergangene Woche zweimal auf Polizisten schoss und sich seither versteckt hält. Die Polizisten der Kantonspolizei Graubünden würden entsprechende Erfahrung mitbringen. Denn am 26. März 2000 standen ebenfalls Bündner Polizeigrenadiere im Einsatz, als ein 22-jähriger Amokschütze in Chur am Ende eines ereignisreichen Tages von einem Präzisionsschützen mit einem finalen Rettungsschuss getötet wurde. Zuvor hatte der Amokschütze zwei Polizisten verletzt, einen davon lebensgefährlich.Thomas Hobi, Mediendienstchef der Kantonspolizei Graubünden, bestätigte auf Anfrage, dass seit gestern Bündner Polizeigrenadiere in Biel im Einsatz stehen. Zugleich relativierte er die «Blick»-Neuigkeit: Der Eindruck, dass die Kantonspolizei Graubünden aufgrund des Falles vor rund zehn Jahren in Chur angefragt worden sei, sei falsch. Vielmehr sei eine Anfrage nach Unterstützung an das Ostschweizer Polizeikonkordat gerichtet worden. Neben Graubünden gehören die Kantone Glarus, St. Gallen, Thurgau, Schaffhausen sowie Appenzell Inner- und Ausserrhoden dem Konkordat an. Ebenso sind die Stadtpolizeien von Chur und St. Gallen sowie die liechtensteinische Landespolizei im Konkordat vertreten. «Wir stellen nur einen Teil des benötigten Gesamtkontingents», sagte Hobi. So kommen laut Angaben der Kantonspolizei Bern auch Polizeigrenadiere aus St. Gallen und Thurgau hinzu.

Zur Ablösung auf unbestimmte Zeit

Wie viele Kräfte der Bündner Spezialeinheit nach Biel entsandt wurden, wollte Hobi nicht sagen. Offen ist zudem, wie lange die Bündner in Biel bleiben werden. Das hänge von der Entwicklung ab, so Hobi. Die Aufgabe der Polizeigrenadiere sei es, die Einsatzkräfte vor Ort abzulösen – schliesslich war gestern bereits der fünfte Tag, an dem ein Grossaufgebot der Polizei nach dem Bieler Rentner suchte. Und wie gestern Nachmittag an einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurde, gestaltet sich die Situation äusserst schwierig. Oder anders gesagt: Die Polizei tappt weiterhin im Dunkeln (siehe Seite 32).

2000 in Chur, 2010 in Biel?

Ein Problem für die Polizisten ist, dass man im Fall des Bieler Rentners nicht weiss, womit man als Nächstes zu rechnen hat. Polizeigrenadiere werden zwar für verschiedene Szernarien trainiert – ob auch eine solch tagelange Geduldsprobe wie in Biel dazu gehört, liess Hobi offen. In der Ostschweiz findet die Grenadierausbildung im Rahmen des Polizeikonkordats statt. Die Verantwortung für die Ausbildung liegt beim Kanton Graubünden. Das heisst, die angehenden Grenadiere werden von Bündner Instruktoren geschult. Aber auch dies wollte Hobi nicht als Indiz für das jetzige Bieler Aufgebot verstanden wissen. Auch ob Polizisten, die 2000 in Chur im Einsatz standen, jetzt in Biel dabei sind, wollte der Polizeisprecher nicht verraten. «Zu möglichen Parallelen kann ich nichts sagen.»

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