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Gian Gilli: «Ein drittes Mal würde es klappen»

Gian Gilli hat für die Bündner Olympiakandidatur gekämpft wie kein anderer. Jetzt ist alles aus. Gilli nimmts sportlich – oder doch nicht?

Südostschweiz
04.03.13 - 01:00 Uhr

Von Pierina Hassler

St. Moritz. – Gestern Nachmittag um halb 3 Uhr auf dem St. Moritzer Dorfplatz: Braungebrannt und voller Elan taucht jener Mann auf, der seit Monaten über und für die Kandidatur geredet, diskutiert und debattiert hat. Gian Gilli weiss etwa seit einer halben Stunde, dass sein totaler Einsatz für die Katze war – das Bündnervolk hat Olympia 2022 mit 52,7 Prozent abgelehnt. Aber Gilli wäre nicht Gilli, wenn er jetzt zornig wäre oder zugeben würde, dass seine Arbeit tatsächlich für die Katze gewesen war. So ist Gilli nicht. «Ich nehme das sportlich», sagt er in eines der zahlreichen Mikrofone. «Das war ein demokratischer Entscheid, und den muss ich akzeptieren.»

Doch dann, nach vielen Fragen von vielen Journalisten, zeigt Gilli doch noch so etwas wie Frust. Vielleicht sind es aber auch einfach Gefühle. Denn plötzlich sagt er: «Klar bin ich enttäuscht! Was muss die Sportjugend jetzt von uns denken? Dieses Signal, das der Kanton Graubünden jetzt an die jungen Sportler aussendet, tut nicht gut.» Er schäme sich auch etwas gegenüber den Unterländern, sagt er. «Wir wollen nur immer profitieren und kassieren, aber Verantwortung tragen oder Mut beweisen wollen wir nicht.»

Keine positiven Signale

Mehrere Male betont Gilli: Wir senden heikle Signale in die Welt. Und er fragt sich auch, was jetzt ein Sportler wie Dario Cologna über die Bündner denken soll. «Cologna muss sich jetzt doch fragen, ob sein Einsatz und seine Erfolge die Bündner überhaupt interessieren.» Gilli hofft, dass die Abstimmung jetzt im Kanton keine Depression auslösen wird. «Die Situation ist im Moment nicht günstig», sagt er. Was er genau mit diesen Worten meint, führt er nicht weiter aus. Allerdings nicht, weil er es nicht weiss, sondern weil schon der nächste Journalist an seiner schwarzen Skijacke zupft. Am Vormittag war die Welt für Gilli noch in Ordnung. Gegen 11 Uhr packte er seine Langlaufski und ging in St. Moritz auf die Loipe. «Ich wollte meinen Kopf lüften und etwas Gelassenheit üben.»

Er hätte keine Ahnung gehabt, wie die Abstimmung herauskommen könnte. Zwei Tage vor der Abstimmung hatte er noch eine Prognose gewagt. Der «Südostschweiz» sagte er: «Als positiv denkender Mensch glaube ich, dass 56 Prozent Ja sagen.» Seine Prognose sei eine Mischung aus Bauchgefühl und Wunschdenken.

Vielleicht klappt es beim dritten Mal

Und jetzt, Herr Gilli, wollen sie vielleicht Olympia 2026 nach Graubünden holen? Gilli lacht und winkt ab. Und plötzlich wirkt der Mann, der monatelang verbissen für ein Ja zu Olympia gekämpft hat, ganz entspannt und fröhlich. «Letztes Mal wurde die Bündner Kandidatur 1988 mit 77 Prozent abgelehnt, jetzt mit 52,7 Prozent, ein drittes Mal würde es vielleicht klappen», sagt er. Ernsthaft glaubt Gilli aber nicht mehr daran. Zumindest sei er nicht mehr dabei, weil er ja auch nicht mehr der Jüngste sei.

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