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Fahrende müssen Platz haben

In Bilten haben am Samstag Bauern angedroht, Fahrende mit Gülle zu vertreiben, was die Polizei verhindert hat. In Bern hat am Donnerstag ein Polizeieinsatz gegen Fahrende für Schlagzeilen gesorgt.

Südostschweiz
29.04.14 - 02:00 Uhr

Von Daniel Fischli

Das zeitliche Zusammentreffen ist wohl ein Zufall. Aber beide Vorfälle werfen ein Schlaglicht auf ein seit Langem bestehendes Problem.

In der Schweiz gibt es zu wenig offizielle Plätze, auf denen sich Fahrende niederlassen können. Sie reichen nur für rund 60 Prozent der rund 3500 Schweizer Jenischen, die nicht sesshaft sind. Zu ihnen kommen im Sommerhalbjahr noch ausländische Fahrende, die ebenfalls auf der Suche nach Plätzen sind.

Dies, obwohl die Fahrenden seit 1998 offiziell als eine nationale Minderheit anerkannt sind und das Bundesgericht 2003 erklärte, ihre Bedürfnisse seien von den Kantonen im Rahmen der Raumplanung zu berücksichtigen. Seither ist nicht viel geschehen, wie die Interessenvertretungen der Fahrenden kritisieren. Deshalb sind viele Fahrende auf inoffizielle Plätze wie in Bilten angewiesen. Das geht in den meisten Fällen gut, es kann aber auch, wie das Beispiel zeigt, zu Problemen führen.

Diese Probleme wären vermeidbar, wenn es in der Schweiz genügend Platz für die fahrende Lebensweise gäbe. Gefordert ist auch der Kanton Glarus, der bisher keine offiziellen Plätze zur Verfügung stellt. Wenn Fahrende angereist sind, haben bisher Gemeinden oder Private ad hoc einen Platz zur Verfügung gestellt. Der Aufwand für einen offiziellen Platz wäre nicht gross; es braucht fliessendes Wasser, Strom, sanitäre Anlagen und eine Abfallentsorgung.

dfischli@suedostschweiz.ch

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