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Ein Lexikon für Rätien

Das erste Sachlexikon der rätoromanischen Schweiz, das «Lexicon Istoric Retic» (LIR), ist nun abgeschlossen. In über 3100 Artikeln wird der rätisch-bündnerische Raum historisch, politisch, wirtschaftlich, sozial, kulturell und sprachlich dargestellt.

Südostschweiz
28.03.12 - 02:00 Uhr

Von Sabrina Bundi

Rund 15 Monate nach Erscheinen des ersten Bandes des LIR konnte gestern der zweite und letzte Band (M bis Z) vorgestellt werden. Die LIR-Redaktoren Adolf Collenberg und Manfred Gross sowie auch der Chefredaktor des «Historischen Lexikons Schweiz» (HLS), Marco Jorio, und der Verleger Stefan Bühler zeigten den Medien die Vorzüge des historischen Nachschlagewerks, das vor 23 Jahren von Martin Bundi initiiert worden ist.

Gleichzeitig sprachschöpferisch

«Das LIR ist nicht einfach ein romanisches Lexikon, sondern stellt ganz Graubünden, ja sogar ganz Rätien in einem Zeitraum von rund 12 000 Jahren dar», erläutert Collenberg, der sich seit 21 Jahren als Redaktor dem Lexikon widmet. Rund 40 Prozent der Rätien-spezifischen Artikel wurden von der LIR-Redaktion verfasst, der Rest wurde von den deutschen, französischen oder italienischen «Schwesterlexika» übersetzt.

Sprachlich gesehen würden die Vorteile des LIR vor allem im Rumantsch Grischun liegen, erklärt der Linguist Manfred Gross: «Die Sprache ist ein Instrument zur Wissensvermittlung, und Rumantsch Grischun hat sich als ausgezeichnetes Instrument erwiesen.» Die grosse Schwierigkeit sei gewesen, dass die Sprache einerseits einem Lexikon gerecht werde, andererseits aber auch möglichst verständlich für alle romanischen Leser sei.

Eine weitere Herausforderung seien romanische geografische Namen wie etwa Ursera (Andermatt) und ähnliche spezifische Begriffe gewesen. Schliesslich habe sich die Redaktion jedoch für die romanischen Varianten entschieden, denn «ein Lexikon ist ein konservierendes Mittel, und wir wollten damit auch alle Begriffe, die einmal dokumentiert worden sind, aufnehmen, um sie so besser erhalten zu können», so Gross. Damit sei das LIR nicht nur ein Nachschlagewerk, sondern gleichzeitig auch sprachschöpferisch tätig», so HLS-Chefredaktor Jorio stolz.

Läden sind beliefert

Weiter betont er, dass mit dem zweiten Band des LIR gleichzeitig die erste Sprachausgabe des HLS fertiggestellt worden sei. «Wir wollten allen vier Sprachregionen ein Instrument für ihre Geschichte geben, das erste ist nun fertig, die anderen drei werden in den nächsten drei bis vier Jahren folgen». Die elektronische Variante des LIR (www.e-lir.ch), die sich monatlich über rund 1800 Clicks erfreuen kann, werde aber auch weiterhin gepflegt. Deshalb arbeite die Bündner Redaktion «auf Sparflamme» weiter. Die Berner Abschlussredaktion des LIR werde jedoch aufgelöst. Geplant sei zudem, dass künftig ein grosses elektronisches Informations- und Dokumentationssystem im Internet erscheinen soll, welches das e-lir, als Teil des HLS aufnehme.

Wie nun die zwei Bände am besten verkauft werden sollten, informierte Verleger Stefan Bühler: «Der Verkauf läuft ab sofort, und auch die Buchhändler sind bereits beliefert.» Die Bände seien jedoch nur als Gesamtpaket erhältlich. Vom ersten Band seien bereits 340 Exemplare verkauft worden, was bei einer ersten Auflage von 850 Exemplaren bereits erfreulichen 40 Prozent entspreche. Mit Erscheinen des zweiten Bandes sollen die als erstes Ziel formulierten 50 Prozent erreicht werden. Käufer, die den ersten Band gekauft haben, haben beide bezahlt und den zweiten bereits zugestellt erhalten.

Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz: «Lexicon Istoric Retic»: Band 1 (A-L) und Band 2 (M-Z). Insgesamt 1158 Seiten, 298 Franken. Das Buch ist erhältlich beim Bündner Buchvertrieb: bbv@casanova.ch sowie in Buchhandlungen.

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